Erinnerungen - Leserinnen und Leser erinnern sich an ein zu frühes Baby, einen Disput mit Sänger Frank Zappa und eine Begegnung mit weitreichenden Folgen

Frank Zappa und ein erhobener Mittelfinger in Mannheim

Von 
Timo Schmidhuber
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Von Santana bis Joan Baez: Die Tickets für die Konzerte hätten meist „so um die 20 DM“ gekostet, schreibt Claudia Schneider. Das sei „mit gespartem Konfirmations-/Geburtstags-/Taschengeld auch für uns bezahlbar“ gewesen. © Claudia Schneider

Mannheim. Die Resonanz seit dem Start unserer Friedrichspark-Serie im Januar ist groß. Immer wieder schicken uns Leserinnen und Leser Erinnerungen, die mit dem alten Eisstadion zu tun haben, das in diesem Sommer abgerissen wird. Dieses Mal geht es unter anderem um eine Beinahe-Geburt und um den Beginn einer langen Ehe.

Wo ist der Puck?

Die Durchsagen wegen des Pucks - sie gehören zu den vielen Erinnerungen, die Jochen Merkel an das alte Eisstadion hat. „Flog bei den MERC-Heimspielen ein Puck über die Bande, kam sofort die Durchsage mit der Bitte, ihn wieder zurückzugeben“, schreibt der Eishockey-Fan, der im Oktober 1969 sein erstes Spiel dort sah - ein 6:6 gegen Köln - und dem MERC auch nach dessen Abstieg in die Oberliga die Treue hielt. Unvergessen bleibt für Merkel auch das Fan-Fußballturnier, das Moggl Kaiser, der Pächter der Stadionkneipe, im Sommer immer auf dem Spielfeld ausrichtete.

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Adler-Fan bis heute

Die Mannheimerin Edith Kress war zehn Jahre alt, als sie 1952 zum ersten Mal den Friedrichspark besuchte. Ihr älterer Cousin hatte sie mitgenommen. „Seit dieser Zeit bin ich großer Fan der Adler - bis heute“, schreibt die „MM“-Leserin. Und fast hätte das Stadion für sie noch eine ganz besondere Bedeutung bekommen. „Unser Sohn wäre beinahe 1963 hinter dem Tor (Stehplatzseite) zur Welt gekommen.“ Es reichte dann aber offenbar doch noch in die Klinik.

„Klebstoff“ namens MERC

Das schönste Erlebnis im Friedrichspark war für Lothar Pernikas der Aufstieg des MERC in die erste Liga und die anschließende Meisterschaft im Jahr 1980. „Die Spieler liefen auf im Smoking, mit Zigarre und Sektkübeln, das hatte man so im Eishockey noch nie gesehen“, schreibt er. Ende der 80er Jahre lernte der Mannheimer auch seine zukünftige Frau im Stadion kennen. „Sie war dort mit ihrem Bruder öfters zu sehen, den kannte ich gut, und so kamen wir ins Gespräch. Ich dachte mir damals: Eine Frau als Zuschauer beim Eishockey, das ist schon was besonderes. Die passt zu mir. Jetzt sind wir schon über 30 Jahre miteinander verbunden, der erste Klebstoff hieß MERC.“

Die Serie

  • Der Friedrichspark, jahrzehntelang Heimat des MERC und der Adler sowie Veranstaltungsort vieler Konzerte, ist bald Geschichte. Voraussichtlich ab Sommer wird das Gebäude abgerissen. Die Grünfläche östlich des Schlosses soll neu gestal- tet werden, und die Uni will im nördli- chen Bereich drei Gebäude errichten.
  • In einer Serie präsentieren wir in loser Folge Erinnerungen, die Leserinnen und Leser, aber auch Redakteurinnen und Redakteure mit dem alten Eisstadion verbinden.
  • Mit einem Beitrag über das Public Viewing während Fußball-Welt- und Europameisterschaften wird die Serie in der kommenden Woche enden.

Eislaufen als Kontaktbörse

„Man könnte fast meinen, der Friedrichspark sei für uns 14- bis 16-Jährige damals so etwas wie der Nabel unserer analogen Welt gewesen“, schreibt Claudia Schneider. Als Schülerin verfolgte die heute 58-Jährige die Spiele auf einer Wasserkiste und ging öfter in der Gruppe Schlittschuhlaufen - für Teenager ein Muss, wie sie betont, schließlich hätten die öffentlichen Läufe seinerzeit auch als Kontaktbörse gedient. Und dann kamen natürlich auch die „grandiosen Konzerte“, die „meistens so um die 20 DM kosteten und damit mit gespartem Konfirmations-/Geburtstags-/Taschengeld auch für uns bezahlbar waren“. In besonderer Erinnerung geblieben ist Claudia Schneider ein Konzert mit Frank Zappa. Schneider und ihre Freundinnen waren früh da und standen ganz vorne. Zappa betrat die Bühne, schaute sich um, wollte aber erst loslegen, wenn alle zurückweichen und sich irgendwo setzen. „Ein Ding der Unmöglichkeit angesichts der Besucherdichte und Ursache für eine massive Verzögerung“, erinnert sich Schneider, die Zappa daraufhin einen Wink mit dem erhobenen Mittelfinger gab. Der zeigte seinen Finger zurück.

Alles voll mit Werbung

Auch, aber nicht nur sportliche Erinnerungen hat der frühere CDU-Stadtrat Bernd Kupfer an das alte Eisstadion. Mit seiner Firma hat er viele Jahre lang Werbeflächen im Friedrichspark gestaltet. „Der damalige städtische Stadionverwalter sprach oft scherzhaft davon, dass nur noch die vielen Werbebanden das marode Eisstadion zusammen halten“, erinnert sich Kupfer. Geworben wurde auf Plexiglasbanden, Betonwänden, Kunststoffplanen unter der Dachbefestigung und sogar auf Treppenstufen. „Selbst das Mannheimer Nationaltheater als Kultureinrichtung war unter dem damaligen Intendanten Arnold Petersen mit einer großen Werbefläche unter dem Hallendach vertreten.“ Eine ganz spezielle Werbeform habe es dann erstmals mit der Fernsehübertragung gegeben. „Die Eisfläche wurde in die Werbung miteinbezogen“, erzählt Kupfer. Der erste Schriftzug sei der von Bauhaus gewesen. Die Farbe dazu sei in einer Zwischenschicht des Eises aufgetragen worden.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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