Universitätsmedizin - Ein Verbund mit Heidelberg soll als Zwischenlösung einen späteren Zusammenschluss ermöglichen / Ein F-Wort wird nun plötzlich vermieden

Fragen und Antworten zu den Fusionsplänen für das Mannheimer Klinikum

Von 
Steffen Mack
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Ein Verbund des Mannheimer Klinikums mit dem Heidelberger soll nun als Zwischenlösung einen späteren Zusammenschluss ermöglichen. © Blüthner

Mannheim. Nach langem Stillstand in Stuttgart gibt es bei der gewünschten Fusion des Mannheimer Klinikums mit dem Heidelberger endlich Bewegung. Ein zwischen den drei Ministerien für Wissenschaft, Gesundheit und Finanzen erzielter Kompromiss wird von den Verantwortlichen in der Region einhellig als wichtiger - aber nicht ausreichender - nächster Schritt bewertet. Hierzu dazu die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist das Besondere an der Einigung der Ministerien?

Zunächst einmal, dass sie sich überhaupt einigen konnten, den Prozess weiter voranzubringen. Während Wissenschaftsministerin Theresia Bauer die große Befürworterin des Projekts ist, standen dem ihre für Gesundheit und Finanzen zuständigen Ressortkollegen - Manne Lucha und Danyal Bayaz - ebenso wie Regierungschef Winfried Kretschmann (alle Grüne) bislang sehr skeptisch gegenüber. Und dass Bauer im September ihr Amt aufgibt, um in Heidelberg als Oberbürgermeisterin zu kandidieren, wird ihr politisches Gewicht im Kabinett kaum stärken.

Neuer Name soll „Universitätsmedizin Heidelberg – Campus Mannheim“ lauten

  • Die Klinika Mannheim und Heidelberg wollen fusionieren. Alleiniger Träger wäre dann das Land.
  • Bisher ist das Mannheimer Klinikum eine städtische Tochter. Das Land ist aber bereits über die Medizinische Fakultät, eine Außenstelle der Uni Heidelberg, mit im Boot.
  • Zusammen hätten die Klinika nach bisherigem offiziellen Stand mehr als 3300 Betten (in Heidelberg 1988, in Mannheim 1352). Damit wären sie größer als die Berliner Charité, die an vier Standorten insgesamt rund 3000 Betten hat, und somit künftig die Nummer Eins in der deutschen Krankenhauslandschaft. Das hiesige Klinikum hieße dann „Universitätsmedizin Heidelberg – Campus Mannheim“.
  • Mit dem Zusammenschluss der beiden Uniklinika soll eine Allianz gegründet werden, an der auch vier sehr renommierte Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich beteiligt sind: das Zentralinstitut (ZI) für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie aus Heidelberg das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung und das Europäische Molekularbiologie-Laboratorium (EMBL).
  • Die genaue Rechtsform der Allianz steht noch nicht fest.

Worauf haben sich die Beteiligten denn inhaltlich verständigt?

Neben allerlei Bekenntnissen zum Medizinstandort Mannheim ist das konkreteste eine Verbundlösung mit Heidelberg als nächstem Schritt. Dabei soll die bisherige Trägerschaft bis zur ersten Bauphase der „Neuen Mitte“ bestehen bleiben.

Also muss die Stadt für das Mega-Bauprojekt noch kräftig zahlen?

Ja, aber es war immer klar, dass sie dafür mitaufkommen muss. Der teure Neubau des Klinikum-Zentrums, etwa auf eine halbe Milliarde Euro veranschlagt, war einer der Hauptgründe für die Stuttgarter Widerstände. Mit der Trägerschaft der Stadt kann nun auch Luchas Topf für kommunale Krankenhäuser genutzt werden. Aus dem hatte der Minister vor der Fusionsdiskussion „50 Prozent plus X“ der förderfähigen Kosten zugesagt. Entscheidend ist auch, dass nun endlich mit dem Umbau begonnen werden kann.

Wie geht es nach der Zwischenlösung mit dem Verbund weiter?

In der Mitteilung der Ministerien heißt es, der Verbund solle „zumindest bis zur Umsetzung der ersten Bauphase“ bestehen, danach werde es eine „Neubewertung“ geben.

Ist eine Fusion damit vorerst vom Tisch?

Das schreiben zwar manche Medien, aber das muss nicht stimmen. Dem Vernehmen nach hört insbesondere Kretschmann jenes F-Wort gar nicht gern. Auffällig ist, dass nun etwa Oberbürgermeister Peter Kurz, Klinikum-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennes und Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor in Heidelberg, einhellig die Aussicht auf einen „möglichen Zusammenschluss“ der beiden Krankenhäuser begrüßen. Und was wäre ein Zusammenschluss anderes als eine Fusion?

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Was sagt denn die Stadt sonst zum Stuttgarter Kompromiss?

Kurz wird zitiert: „Mein Eindruck ist, dass alle die besonderen Chancen sehen und sehr ernsthaft am gemeinsamen Ziel arbeiten.“ Da klingt Erleichterung an. Kritisiert wird nur, dass die „finale Vision des Zusammenschlusses“ nicht deutlicher formuliert sei - gemeint ist wohl das F-Wort. Zudem mahnt der Oberbürgermeister, die sich aus der anhaltenden Trägerschaft ergebenden Lasten müssten auch tragbar sein.

Wie reagiert der Klinikum- Betriebsrat?

Der hatte vor einer Woche noch mit einer Kundgebung gegen die stockende Fusion protestiert. „Unser Weckruf nach Stuttgart war erfolgreich: Es geht voran“, kommentiert jetzt Betriebsratschef Ralf Heller. Er spricht von einem „starken Signal der Landesregierung“. Wichtig sei vor allem das klare Bekenntnis zur dringend nötigen „Neuen Mitte“. Ärgerlich bleibe generell die defizitäre Finanzierung der Krankenhäuser und deren ruinöser Wettbewerb.

Welche Reaktionen kommen aus der lokalen Politik?

Überwiegend positive. Die Mannheimer Grünen-Landtagsabgeordneten Susanne Aschhoff und Elke Zimmer begrüßen ebenso wie ihre Bundestagskollegin Melis Sekmen, Berichterstatterin ihrer Fraktion für das Projekt, und FDP-Gemeinderatsfraktionschefin Birgit Reinemund, dass es endlich vorangeht. Kritik kommt dagegen von den SPD-Landtagsabgeordneten Boris Weirauch und Stefan Fulst-Blei sowie vom Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner.

Was stört die beiden Mannheimer Sozialdemokraten denn?

Sie interpretieren die Einigung zwischen den Ministerien so, dass die grün-schwarze Landesregierung einer Fusion damit eine Absage erteilt habe. Es sei auch noch keine klare Strategie zur angestrebten Forschungsallianz erkennbar.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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