Mannheim. Jetzt stehen doch noch einige der Absperrungen. Trotz Saisonbeginn am Friedrichsplatz zu Ostern dauern die Bauarbeiten für eine neue Bewässerung in der Grünanlage an. „Wir wissen ja, wie wichtig unser Schmuckstück hier ist“, bedauert Andrej Katzenberger, der Projektleiter beim Stadtraumservice für das Vorhaben. Aber leider sei die Anlage „nicht wie vorgesehen zu Ostern“ fertig, sondern ein Großteil erst Mitte April, der Rest dann im Juni.
„Völlig marode Leitungen“ sind laut Axel Boxheimer der Grund für die Arbeiten am Friedrichsplatz. „Viele sind noch verzinkt, stammen aus den 1950er Jahren, daher hatten wir ständig Rohrbrüche“, erklärt der Bezirksleiter der Gärtner vom Stadtraumservice. Künftig müssen seine Männer nicht mehr von Hand die Regler aufdrehen, die Bewässerung der Blumenbeete und Wiesen erfolgt vielmehr automatisch in der Nacht, gesteuert vom Computer.
Zudem spare das neue Verfahren Trinkwasser, hebt Markus Roeingh, Leiter des Stadtraumservice, hervor. Die Bauarbeiten hätten bewusst erst nach der Bundesgartenschau im Oktober begonnen und seien „eine bautechnische Herausforderung“ gewesen. So wurde ein neuer, 30 Meter tiefer Grundwasserbrunnen gebohrt sowie auf einer Fläche von 22 000 Quadratmetern rund 5000 Meter Rohrleitungen unterirdisch verlegt und 230 Regner eingebaut.
Wurzeln und Kampfmittel haben die Bauarbeiten verzögert
Klar sei gewesen, dass man den alten Baumbestand schützen wollte. Der habe aber „die größten Probleme“ gemacht, sagt Roeingh. Normalerweise gehen Fachleute davon aus, dass sich Wurzeln eines Baumes etwa 1,50 Meter über die Krone hinaus im Boden befinden. „Hier hatten wir größere Wurzelentwicklung – an Stellen, wo wir das gar nicht dachten“, erläutert Stefan Zillig, der zuständige Planer beim Stadtraumservice. Also wurden wurzelschonende Saugbagger eingesetzt.
Zudem verzögerten sich sämtliche Grabungsarbeiten, weil Kampfmittelfunde befürchtet wurden. Daher sei zunächst sondiert und vorsichtig eine Krähenfräse eingesetzt worden, berichtet Andrej Katzenberger. Zwar war direkt nach dem Zweiten Weltkrieg in der Friedrichsplatzanlage Gemüse angebaut und daher schon gegraben worden, dennoch befürchtete der Kampfmittelräumdienst, dass sich Blindgänger tiefer im Boden befinden. Gefunden habe man zum Glück nichts, „nur eine Gießkanne“, so Katzenberger.
Als „herausfordernd“ beschreibt Zillig ferner die Auflagen des Denkmalschutzes. Für den Verteilerkasten der Stromversorgung des Brunnens musste ein Standort gefunden und ein Farbton („dunkelgrau“) festgelegt werden. Auch der Anschluss der Grünflächen entlang des Friedrichsrings an die Beregnung erwies sich als nicht einfach, denn eine Beschädigung des Pflasters war ebenso tabu wie eine Bohrung durch den Wasserturm. Zum Glück habe man aber eine nicht mehr benutzte alte Wasserleitung gefunden.
Dank der guten Zusammenarbeit mit der MVV könne die nun an die Bewässerung angeschlossen werden, dankt Katzenberger. „Wir kriegen alles hin, aber es dauert eben länger“, bittet er um Verständnis. Ab Mitte April werde weitgehend nur noch auf der Wiese unterhalb vom Rosengarten gearbeitet. Im Juni, so der Projektleiter, solle die Anlage komplett laufen. Allerdings beziffert Zillig die Kosten nun auf 700 000 Euro – beim Start im Oktober war man von 580 000 Euro ausgegangen.
Michael Wilhelm weiß, wie herausfordernd Bauarbeiten sein können – er hat sie hinter sich gebracht. „Bei uns ist alles reibungslos in Betrieb gegangen“, sagt der Elektromeister, bei der MVV Energie Fachteamleiter und verantwortlich für den Wasserturm sowie die Wasserspiele. Die waren 2021/22 komplett erneuert worden. Daher habe man diesmal zum Saisonstart „nur ein paar kleine kosmetische Dinge machen müssen“. Dann wurden die Becken mit 1,5 Millionen Liter Wasser gefüllt, dazu die Düsen eingestellt, getestet und feinjustiert. Ab Gründonnerstag werden die ältesten der zwölf größten deutschen Wasserspiele nun bis 6. Oktober sprudeln, die Fontänen werktags von 12 bis 14 Uhr und von 16 bis 22 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen durchgehend in die Höhe schießen.
Bewährt hat sich laut Wilhelm der im vergangenen Jahr montierte, kniehohe eiserne Zaun als klares Signal, dass die Anlage nicht betreten werden darf. „Dass Leute ins Becken gehen, hat nachgelassen“, sagt er, und dadurch gebe es weniger Kieselsteine im Becken, welche die Düsen beschädigen und verstopfen.
„Eine sehr positive Wirkung“ misst ebenso Fachbereichsleiter Roeingh dem Zaun bei. „Das Problem, dass Leute Pflanzen zertreten, hat abgenommen“, sagt er. „Die Schäden sind deutlich zurückgegangen“, bekräftigt Axel Boxheimer: „Es gibt deutlich weniger Trampelpfade in den Beeten!“ Denn ungeachtet der Bauarbeiten haben die Gärtner wieder für herrlichen Blumenschmuck rund um Mannheims Wahrzeichen gesorgt. 38 000 Pflanzen blühen dort derzeit. Darunter sind 20 000 Stiefmütterchen, 4000 Vergissmeinnicht, 11 000 Tulpen und 3000 Hyazinthen.
Der Zaun hat sich aus Sicht der Bürger-Allianz bewährt
Rund um das Becken der Fontänen kommt immer die gleiche Mischung aus blauen, roten und gelben Blumen zum Einsatz. An anderer Stelle setzen Boxheimer und die Gärtner stets neue Akzente. In den beiden großen Rundbeeten ist es dieses Jahr eine Mischung aus weißen Vergissmeinnicht sowie blauen und lila Hyazinthen, rund um den Tritonenbrunnen sind es neue, orange-lila blühende Hornveilchen.
„Da muss man schon Menschen davon abhalten, gedankenlos durchzulaufen“, findet Alexander Tanzer, Vorstandsmitglied des Vereins Stadtbild: „So eine schöne Anlage muss geschützt werden!“ Aus seiner Sicht hat der Zaun „eine erhebliche Verbesserung gebracht“. Das bestätigen Wolfgang Ockert vom Bürger-und Gewerbeverein Östliche Innenstadt sowie Wolffried Wenneis vom Bürger-Netzwerk Kapuzinerplanken. 2018 hatten sie mit Harald Steiger vom Friedrichsplatz-Verein, Helen Heberer vom Verein Stadtbild und Lutz Pauels von der Werbegemeinschaft City an die Stadt appelliert, den Friedrichsplatz mehr zu schützen und einen Zaun zu montieren. 2023 kam er dann. „Diese breite Allianz hat geholfen“, ist Ockert zufrieden: „Der Zaun wirkt, er ist wie eine psychologische Hürde, und er ist auch gut geworden, passt sich gut ein.“ „Er funktioniert“ meint Wenneis erleichtert, aber nur dann, wenn der Kommunale Ordnungsdienst „intensiv kontrolliere“. Nachts würden aber immer noch Partys in der Anlage gefeiert, „doch es ist besser geworden“, lobt auch er.
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