Mannheim. „You’ll never walk alone“, singt die Trauergemeinde beim Abschied von Siegfried Kollmar. Ein Lied, das für Mannheims verstorbenen Polizeipräsidenten wohl kaum passender hätte sein können – nicht nur, weil er Fußball-Fan war. Rund 700 Menschen sind nach Angaben einer Polizeisprecherin in die Christuskirche gekommen, um Kollmar am Mittwochvormittag zu gedenken. Unter ihnen Innenminister Thomas Strobl und Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, die jeweils Nachrufe halten. Zudem Angehörige, viele Polizeibeamtinnen und -beamten sowie weitere Politikerinnen und Politiker.
Vor dem Altar steht in Schwarz eingerahmt ein großes Foto von Kollmar, davor Blumen, zwei Polizeibeamte halten während der gesamten Feier daneben symbolisch Totenwache. Zwischendurch spielen immer wieder vier Bläser des Landespolizeiorchesters. „Wir wollen in Verbindung bleiben, und doch müssen wir uns heute verabschieden“, begrüßt Polizeipfarrer Friedel Goetz die Trauergemeinde. „Der Polizeipräsident Mannheims, ein geliebter Ehemann, Vater und Großvater, ein Freund“, fährt er fort.
Kollmar war Landesmeister im Angeln
„Siegfried Kollmar hätte nicht geglaubt, dass die Blumen und das Spalier für ihn sind“, sagt Goetz später in seiner Predigt. Der Pfarrer hebt nicht nur Kollmars Verdienste als Polizist hervor. Er sei auch ein herausragender Mensch gewesen. „Polizeipräsident Siegfried Kollmar, für viele ,Sigges’, war mehr als nur ein Mann mit einer beruflichen Verantwortung. Vor allem für die zahlreichen Wegbegleiter, für Familie und Freunde ist heute ein besonders schwerer Tag“, sagt Goetz. „So vieles hatte er sich noch gewünscht für den baldigen Ruhestand. Die Zeit mit dem Enkelchen und der Familie, Zeit fürs Angeln und die Boote.“
Er sei nicht nur mehrmaliger Landesmeister im Angeln, sondern auch ein „Menschenfischer“ gewesen, „immer ansprechbar und erreichbar“, sagt Strobl in seinem Nachruf. Damit meine er, so der Innenminister, nicht nur terminlich, sondern vor allem auf zwischenmenschlicher Ebene, „seine emotionale Erreichbarkeit“, betont der CDU-Politiker. „Er war ein besonderer Mensch.“ Sozial, hilfsbereit und unkompliziert sei Kollmar gewesen. Zudem unter anderem auch Fußballtrainer, Fahrlehrer für Bootsführerscheine und Schlagzeuger.
Christian Specht über Kollmar: „Sein Wort hatte Gewicht“
„Unvergessen bleibt der Sportsmann“, erinnert sich Oberbürgermeister Specht in seinem Nachruf an Kollmar zurück. Nicht nur als Polizist sei er ein Teamplayer gewesen. Meinungsverschiedenheiten habe es zwischen den beiden nur wenige gegeben. „Wenn, dann über Spieler des SV Waldhof.“ Wobei Kollmar am Ende meistens recht behalten sollte. Besonders menschlich wiege der Verlust schwer. Specht spricht von einem „guten Freund und Berater“.
Nicht nur als Freund und Familienmensch, sondern vor allem als Polizeibeamter hat Kollmar, ein Kind der Kurpfalz, Spuren in Mannheim und der Region hinterlassen. „Er war ein zentraler Ratgeber in Sicherheitsfragen. Sein Wort hatte Gewicht“, betont Specht. Jeden Dienstagmorgen seien sie zusammengekommen und hätten konferiert. „Eine Besonderheit“, sagt der Oberbürgermeister. Kollmar habe als Polizeipräsident die Sicherheit in Mannheim geprägt. Specht nennt die Videoüberwachung und die Waffenverbotszone als Beispiel.
Die Karriere von Siegfried Kollmar
- Siegfried Kollmar wurde 1961 in Heidelberg geboren und trat 1979 in Bruchsal in den Polizeidienst ein.
- Nach Stationen bei der Kriminalpolizei in Heidelberg und Mannheim wurde er 2014 Leiter der Kriminalpolizeidirektion und vier Jahre später stellvertretender Polizeipräsident. Im August 2021 trat er dann die Nachfolge Andreas Stengers als Chef des für Mannheim und Heidelberg zuständigen Polizeipräsidiums an.
- Die Behörde mit etwa 2650 Mitarbeitern ist für rund eine Million Einwohner in Mannheim und Heidelberg sowie im Rhein-Neckar-Kreis zuständig. Das Polizeipräsidium unterhält 17 Polizeireviere, 27 Polizeiposten und ein Autobahnpolizeirevier – es gehört zu den größten des Landes.
Kollmar sei es ein Anliegen gewesen, für eine bürgernahe Polizei einzustehen, gleichzeitig habe er aber auch Respekt und Achtung für seine Kolleginnen und Kollegen eingefordert. Sein Anspruch sei stets gewesen, dass sich die Menschen sicher fühlen sollen. „Dem ist er gerecht geworden“, sagt Specht.
Mehr als 40 Jahre war Kollmar – mit kurzen Unterbrechungen – in Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis als Polizist tätig. 1979 war er in den Dienst eingetreten, 2021 schaffte er es zum Polizeipräsidenten. Der Höhepunkt einer Bilderbuchkarriere. „Die Blaulicht-Familie ist sehr traurig“, sagt Innenminister Strobl in seinem Nachruf.
Kollmar habe den Beruf von der Pike auf gelernt. Er war bei der Schutzpolizei sowie der Kriminalpolizei tätig. Für Kolleginnen und Kollegen sei Kollmar „ein Unruheherd im positiven Sinne“ gewesen. Ein Macher, der viel verlangt, aber auch selbst mit angepackt habe, beschreibt Strobl den Polizisten Kollmar. „Wir trauern um eine große Persönlichkeit. Sein Name hat einen großen Platz im Herzen der Polizei Baden-Württembergs“, sagt Strobl.
„Kollmar hat viel Zeit seines Lebens dem Dienst unserer Gesellschaft gewidmet. Dabei war er nicht nur ein Mann in Uniform, sondern ein Symbol für Integrität, Mut und Hingabe“, hatte Pfarrer Goetz in seiner Predigt zuvor betont. Kollmar habe die Polizei von allen Seiten gekannt. „Dabei war er sich bewusst: Du kannst das nicht allein schaffen. Es liegt nicht alles in deiner Hand. Es braucht verlässliche Kollegen und Kolleginnen und Menschen, die dich sehen und unterstützen.“
„Vermächtnis wird nicht nur in den Straßen der Stadt weiterleben“
„Walk on, walk on, with hope in your heart and you’ll never walk alone“, („Geh weiter, geh weiter, mit Hoffnung in deinem Herzen und du wirst niemals alleine gehen“) singt die Trauergemeinde im Refrain des eingangs erwähnten Liedes. „Wir suchen nach Hoffnung, für all die, die weiterleben“, betont Goetz. Die rund 700 Trauergäste dürften beweisen, dass Familie und Freunde nicht alleine sind.
Polizeipräsident Kollmar war am 12. März überraschend nach einer geplanten Operation im Alter von 62 Jahren verstorben. Er hinterlässt eine Frau und eine erwachsene Tochter. „Sein Vermächtnis wird nicht nur in den Straßen unserer Stadt, sondern auch in den Herzen derer weiterleben, die ihm verbunden sind“, sagt Pfarrer Goetz.
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