Vogelstang

Feuerwehrübung auf der Vogelstang: Rettung aus dem 13. Stockwerk

Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr üben Einsatz bei einem Brand im Hochhaus

Von 
Peter W. Ragge
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Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehr Wallstadt und Kräfte der Berufsfeuerwehr holen bei einer Übung im Geraer Ring 10 auf der Vogelstang Menschen aus dem mit Disconebel verrauchten Stockwerk. © Michael Ruffler

„Rauchentwicklung Hochhaus“ heißt die Alarmmeldung. Und tatsächlich quillt Qualm aus Fenstern einer Wohnung im 13. Stockwerk des Hochhauses am Geraer Ring 10 auf der Vogelstang – es ist aber nur Disconebel und die Leitstelle vorgewarnt, sollten aufmerksame Nachbarn doch eine Gefahr sehen und den Notruf wählen. Denn an diesem Morgen üben Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr, was bei einem Hochhausbrand zu tun ist.

„Seit 2016 haben wir das nicht mehr gemacht“, sagt Patrick Hildmann, stellvertretender Kommandant der Abteilung Wallstadt der Freiwilligen Feuerwehr. Die Ehrenamtlichen werden immer mitalarmiert, wenn von der Vogelstang ein Hochhausbrand gemeldet wird, denn in einem solchen Fall wird schnell viel Personal benötigt.

Ehrenamtlicher als Einsatzleiter

Hildmann ist daher den Hauseigentümern – die 1968 von der „Neuen Heimat“ errichteten Häuser gehören jetzt der Grand City Property-Gruppe aus Luxemburg – dankbar, dass sie für die Übung eine leere Wohnung zur Verfügung stellt. Die liegt im 13. Stock des 22 Geschosse umfassenden Hochhauses. Da haben sich jetzt vier Mitglieder der Jugendfeuerwehr und ein Vater versteckt, dazu wurden zwei Puppen in die Wohnung gelegt. Die gilt es, schnell zu retten.

So sieht es von oben aus: Einsatzkräfte vor dem Hochhaus im Geraer Ring 10 auf der Vogelstang. © Michael Ruffler

Derweil sitzt die Freiwillige Feuerwehr, Abteilung Nord, auf der Wache Nord – um sofort ausrücken zu können, wenn etwas passiert. Und dann gibt es noch das, was man hier „Übungskünstlichkeit“ nennt. Die Pressluftatmer werden aus einem Rollcontainer entnommen, der vor dem Hochhaus steht, nicht aus den Fahrzeugen. „Wir müssen ja einsatzbereit bleiben“, erklärt Hildmann.

An diesem Morgen ist auch die Polizei schon da, um mit zwei Streifenwagen die Straße zu sperren, damit die Einsatzkräfte nicht behindert werden – das gelingt in der Realität nicht immer so schnell. Und bis auf einen neu entstehenden Wohnblock, von dem man Bohrmaschinen und Trennschleifer hört, ist an dem Morgen sehr wenig los rund um das Hochhaus. Nur ein paar Menschen, die ihre Hunde ausführen, wundern sich, dass da plötzlich zahlreiche rote Autos anrücken, auf den letzten Metern sogar mit Sondersignal. Die Berufsfeuerwehr kommt mit dem Löschzug Nord, sprich drei Fahrzeugen, die Wallstadter mit zwei Löschfahrzeugen und dem Einsatzleitwagen. Denn mit Markus Martin hat ein Zugführer der Freiwilligen Feuerwehr das Sagen – was eher ungewöhnlich ist. Michael Piel, der Zugführer der Berufsfeuerwehr von der Wache Nord, fungiert eher als Berater und Beobachter. Im Ernstfall wie auch jetzt müssen ohnehin alle – Berufsfeuerwehr und Ehrenamtliche – alles können, sind sie gleich gefordert. Nur zwei kleine Buchstaben an den Helmen und andere Funkrufnamen verraten, wer Hauptamtlicher ist oder Freiwilliger. Gemeinsam gehen sie alle schwer beladen ins Hochhaus: Schlauchtragekörbe werden geschleppt, Strahlrohr, Hebel- und Brechwerkzeug, Feuerwehraxt, ein Rauchvorhang, um die Ausbreitung des Qualms innerhalb des Hauses zu stoppen.

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Priorität hat die Menschenrettung – daher stürmen die Trupps zunächst zu der Wohnung, aus der die Rauchwolke dringt. Ein spezieller Feuerwehr-Schlüsselkasten am Hochhaus enthält die Zugänge für die Einsatzkräfte; auch einen – rauchgeschützten – Aufzug können sie sich freischalten. Ein Teil der Mannschaft nimmt aber doch das Treppenhaus – entsprechend stark schnaufen sie, als sie im elften Stockwerk ankommen.

„Es läuft gut“

Denn hier treffen sich die Einsatzkräfte, hier wird das Materiallager eingerichtet und die Atemschutzüberwachung, damit den Einsatzkräften die Luft nicht ausgeht. So sieht es das Hochhauskonzept der Feuerwehr vor: Zwei Stockwerke unter dem Brandherd richtet sie sich ein, ein oder zwei Stockwerke weiter unten der Rettungsdienst – weit weg von der unmittelbaren Gefahr.

„Person gerettet“, „Person gerettet“ – nacheinander kommen jetzt diese Funksprüche. Immer wieder werden „bewusstlose“ Jugendfeuerwehrleute nach unten gebracht, wird Erste Hilfe geleistet und Lüftungsgerät nach oben geschleppt, um den Rauch aus dem Stockwerk zu drücken. „Es läuft gut – die wissen, was sie machen“, lobt Michael Piel. Er ist mit dem Ablauf zufrieden – und im Ernstfall dankbar für die Unterstützung der Ehrenamtlichen: „Gerade die Anfangsphase bei solch einem Brand ist enorm personalintensiv, da braucht man jeden“, und nach der akuten Rettung muss die Feuerwehr alle Geschosse über den Brandherd absuchen, ob dort eventuell jemand liegt, der zuviel Rauch eingeatmet hat. „Wir haben auch wieder eine Menge Erfahrung mitgenommen, dazu trainieren wir“, sagt am Ende auch Patrick Hildmann.

Redaktion Chefreporter

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