Mannheim. Er wäre gerne gleich mit raus, als es bei der Zellstoff brannte – aber Bernhard Kohl durfte nicht. Er war noch keine 18 Jahre als, als er den Grundlehrgang absolviert hatte. Dafür musste er wenige Monate später, beim großen Käfertaler Waldbrand, umso mehr ran. Nach fünf Jahrzehnten Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr Wallstadt wurde Kohl, Diakon im Ruhestand und auch einer der Pioniere der Mannheimer Notfallseelsorge, nun geehrt. Und mit ihm viele weitere Jubilare.
Jubilarfeier in der Hauptfeuerwache: Humorvollen Grußwort von Chako Habekost
Dass Mitglieder von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr so einträchtig nebeneinander stehen, hätte es damals nicht gegeben, erinnert sich Bernhard Kohl. Da habe man die Ehrenamtlichen als „Bratwürstlefeuerwehr“ verunglimpft. „Die Hauptamtlichen hatten Angst, dass wir ihnen Arbeit wegnehmen, da gab es eine große Rivalität, das ist zum Glück vorbei“, so Kohl. Nun gehörte er mit Claus Dieter Bär (Abteilung Innenstadt) zu den Jubilaren mit der längsten Dienstzeit bei der von der Stadt und dem Stadtfeuerwehrverband ausgerichteten Jubilarfeier in der Hauptfeuerwache, die das Polizeiorchester musikalisch gestaltete und zu der Chako Habekost ein lobendes wie humorvolles Grußwort schickte.
Weitere Jubilare
15 Jahre: Timo Baltzer, Benedikt Bremer, Christoph Duttig, Damaris Duttig, Lukas Friedrich, Kevin Geis, Tobias Hartwig, Johannes Hergesell, Marcel Kinzel, Marina König, Gerrit König, Oliver Koch, Svenja Lenz, Cedrik Ludwig, Christoph Rackwitz, Ines Reichel, Nina Sieber, Florian Strache, Oliver Thiel, Markus Eckert, Andre Gebühr, Waldemar Giesbrecht, Sascha Hirsch, Oliver Hunzinger, Torsten Leucht, Thomas Maier, Erol Schmidt, Tobias Starck und Marcus Tresch.
25 Jahre: Kai Albrecht, Christian Bühler, Robert Heß, Steffen Job, Martin Kaller, Sven Karl, Kai-Michael Mötschl, Patrick Wigand, Sebastian Breitenbach, Danny Dähn, Thomas Diefenbach, Claudia Göhring, Steffen Göhring, Matthias Heiderich, Mike Junghans, Philipp Laubach, Georg Prat Caralt, Steffen Schmitt, Stefan Seemann und Jürgen Lauter.
40 Jahre: Stefan Klaws, Marcus Widder, Rüdiger Wolf und Markus Wenz.
„50 Jahre im Einsatz, eine wahnsinnig lange Zeit“, sagte Thomas Näther, Kommandant der Mannheimer Feuerwehr, voller Anerkennung zu Kohl und Bär. Gemeinsam mit Bürgermeister Volker Proffen überreichte er allen Jubilaren die Auszeichnung für ihren langjährigen Dienst im Kampf gegen Gefahren, bei Bränden, Unfällen, Unwettern. Dabei gestand Proffen, dass er vor seinem Amtsantritt als Sicherheitsdezernent vor zwei Jahren „mit der Feuerwehr nicht viel am Hut“ gehabt habe. Doch inzwischen betrachte er sie voller Respekt. „Ich habe da unglaublich viele gute, tolle Menschen kennengelernt“, so Proffen, „die sich für die Menschen einsetzen – sei es im Hauptamt oder im Ehrenamt“. Die Mitgliedschaft in einer Freiwilligen Feuerwehr sei „nicht einfach nur ein Hobby“, sondern ein verantwortungsvolles Ehrenamt. „Es ist das gegenseitige Versprechen, gemeinsam für die Sicherheit der Menschen einzustehen. Und das ist alles andere als selbstverständlich“, so der Bürgermeister.
Dabei erinnerte Proffen an die, wie er sagte, „fürchterliche Amokfahrt“ vom Rosenmontag. Dabei habe er erlebt: „Es gibt Menschen, auf die man sich verlassen kann“, und dabei bezog er neben Polizei und Feuerwehr alle Mitglieder der Blaulichtfamilie ebenso wie das Klinikpersonal mit ein. Auf die enge, gute Zusammenarbeit der Blaulichtorganisationen sowie von Haupt- und Ehrenamtlichen ging auch Andreas Spatz, der Vorsitzende des Stadtfeuerwehrverbandes, ein. „Der extreme Zusammenhalt, die hohe Einsatzbereitschaft, machen mich extrem stolz“, betonte er.
Neue, kleinere Feuerwachen für Mannheim sind in der Planung
Außer den Jubilaren ehrte der Verband zudem „Menschen, die für die Feuerwehr sehr viel geleistet haben“. So ging das Ehrenkreuz in Silber an Jeanette Borg, lange Sekretärin der Feuerwehr-Leitung und zudem ehrenamtlich zehn Jahre Schriftführerin des Stadtfeuerwehrverbandes. Vor zwei Jahren holte sie aber Oberbürgermeister Christian Specht in sein Büro. Wer nun Karlheinz Gremm zuhörte, der wusste spätestens jetzt den Grund: „Sie war immer eine gute Seele, eine saugute Mitarbeiterin mit enorm viel Engagement über die Arbeit hinaus“, so der ehemalige Feuerwehrkommandant, der sich immer noch im Stadtfeuerwehrverband engagiert.
Ebenso das Ehrenkreuz in Silber erhielten Michael Epp, lange stellvertretender Kommandant in Feudenheim und dort für den Aufbau der Bootsgruppe wie der neuen Spezialeinheit zur Vegetationsbrandbekämpfung zuständig, sowie Heiko Sohn, 15 Jahre Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Wallstadt, wo er zuvor die Jugendarbeit aufgebaut hatte und immer noch im Hintergrund wertvolle Arbeit leistet. Für zwei Ehrungen kam sogar Michael Wegel, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, nach Mannheim. Er zeichnete Thorsten Becker, Zugführer und Ausbilder in Feudenheim sowie zwei Jahre lang Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes, ebenso mit der Ehrenmedaille in Silber aus wie Marius Graute. Zunächst stellvertretender Kommandant der Abteilung Innenstadt, leistet er nun, so Andreas Spatz, „sehr wertvolle Dienste“ als Ausbildungsbeauftragter der gesamten Freiwilligen Feuerwehr.
Und die gesamte Wehr steht vor enormen Herausforderungen, wie Näther deutlich machte. Schließlich habe man 2024 erstmals mehr als 5000 Einsätze zu bewältigen gehabt. Daher müsse man weiter daran arbeiten, den mittlerweile auch schon drei Jahre alten Brandschutzbedarfsplan umzusetzen und in die Feuerwehr zu investieren. Dazu gehört auch der Bau weiterer, kleinerer und dezentraler Feuerwachen, damit erste Kräfte Einsatzstellen nach kürzerer Fahrzeit erreichen. Die Standorte dafür seien in Planung. „Ich bin ganz sicher, dass wir diese Aufgabe gemeinsam meistern“, sagte Näther mit Blick auf Bürgermeister Proffen und die anwesenden Stadträte, „damit wir unserem Auftrag weiter gerecht werden können“. Im Dezember soll das Thema in den zuständigen Gemeinderatsausschuss kommen.
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