Mannheim. Mannheims wohl berühmtester Hund ist tot. Wie Besitzer, Stadtrat Markus Sprengler, auf Social Media mitteilte, ist der fellige Vierbeiner verstorben. Berühmt machten ihn in Mannheim nicht nur regelmäßige Posts seines Herrchens mit dem Hashtag #jokoslife - sondern vor allem eine Posse: Hund Joko lag seit Jahren vor einer Kunstgalerie in den Quadraten, die Sprenglers Partnerin Deborah Musso gehörte.
Bei Passanten war er beliebt, wurde gestreichelt und gefüttert. Doch dann machte das Ordnungsamt ihm einen Strich durch die Rechnung. Beamten waren zu Inhaberin Musso in die Galerie gekommen. Sie hätten gesagt, dass sie wegen einer Beschwerde da seien: Der Hund würde die Straße blockieren - und dies sei ihnen gemeldet worden, so Musso damals außer sich.
Hund Joko muss Platz räumen: Hundeblick in die Freiheit
Daraufhin musste Joko weg, seinen Lieblingsplatz auf der Straße räumen. Denn das Ordnungsamt drohte mit einer Anzeige, so Musso. Sie leistete Folge. Aber war verzweifelt. „Der Hund will nach draußen, er will nicht drinnen sein.“ Er schaue „die ganze Zeit vom Fenster raus auf die Straße“, so Musso emotional.
Auf Anfrage bestätigte damals Ordnungsamtssprecherin Désirée Leisner den Vorfall. Wegen „zwei Bürgerbeschwerden“ sei die Örtlichkeit tatsächlich durch eine Streife des städtischen Ordnungsdienstes überprüft worden. „Vor Ort wurden eine Decke, ein Wassernapf und der angeleinte Hund, der quer auf dem Gehweg lag, vorgefunden“, hieß es aus dem Rathaus. Ein „unbeschwertes Passieren durch Fußgänger“ sei so nicht möglich gewesen.
Mannheimerinnen und Mannheimer sind empört
Die Leserinnen und die Leser sowie User des „MM“ im Netz ließ die Geschichte nicht kalt. Sie schrieben etwa: „Es tut mir leid, aber ich kann so etwas nicht nachvollziehen. Ich kenne den Hund schon seit Jahren und freue mich immer, wenn ich ihn dort liegen sehe. Noch nie war er in irgendwelcher Weise auffällig, sondern eher immer tiefenentspannt. Ich frage mich nun, ob es notwendig ist, so etwas anzuzeigen?“
Er fügte hinzu: „Können eventuell ängstliche Passanten nicht einfach auf der anderen Straßenseite laufen? Es werden gerade in diesem Quartier tagtäglich Gehwege und Radwege von Autos zugeparkt, was ich persönlich viel schlimmer finde, als einen friedlich da liegenden Hund, der gerne ein wenig durch die Gegend schaut. Irgendetwas läuft hier grundlegend falsch!“ Schließlich bot er an: „Joko, bleib du ruhig da liegen. Den ersten Strafzettel bezahle ich!“
#freejoko und Solidarität von Hundeliebhabern aus Mannheim
„#freejoko“ schrieb eine andere Userin - und verfasste gleich einen gesamten Blogeintrag über ihre Gefühle. Leser Karl-Heinz Neubauer forderte: „Für so was eine Anzeige, lachhaft. Kümmert euch lieber mal um andere und wichtigere Dinge, und lasst den Hund in Ruhe.“
Abonnent Rolf Menz kommentierte: „Was mit dem Hund Joko aus der „,Ten Gallery’ passiert, wäre in den 70er und 80er Jahren die Vorlage für eine Satire gewesen. Heute ist der Vorfall leider die Spitze eines riesigen Eisberges. Da bei den sogenannten wichtigen Themen der Gesellschaft - ich erspare mir hier eine leidige Aufzählung - alle ergriffenen oder zukünftig noch zu ergreifenden Maßnahmen angeblich allesamt alternativlos sind, steuern wir sehenden Auges auf eine Denunziations-, Verordnungs- und Verbotskultur zu. Zu wessen Wohl eigentlich?“
Kein Einzelfall: Auch andere Hunde müssen drinnen bleiben
Die Sache Galerie-Hund Joko war indes kein Einzelfall. Ein weiterer Betreiber eines Mannheimer Geschäfts hatte auf Nachfrage dieser Redaktion angegeben, schon einmal Besuch vom Ordnungsamt gehabt zu haben - auch wegen seines Hundes vor dem Geschäft. Damals ging es um die Leinenpflicht. Und auch bei ihm hieß es damals als Folge des Ordnungsamtsbesuchs: „Hunde müssen drinnen bleiben.“ „Wir haben es bei uns jetzt so geregelt, dass die Hündin im Laden liegt, aber auf der Stufe rausschauen kann,“ schilderte der Inhaber. Die Tür sei immer offen, der Hund läge im Innenraum knapp dahinter, die frische Luft erreiche ihn. Ein Kompromiss, fand er.
„Es wurde ausführlich erklärt, dass ein öffentlicher Gehweg frei zugänglich sein muss und Passanten nicht um einen dort ,abgelegten‘ Hund herumlaufen müssen“, erläuterte Leisner jedoch geduldig im Fall Joko die Rechtslage. Sie sagte auch: „Viele Menschen haben Angst, sich einem unbeaufsichtigten Hund alleine nähern zu müssen.“ Und: Es sei bei der Kontrolle eine mündliche Verwarnung ausgesprochen worden.
Ein echter Internet-Star: Hund Joko aus Mannheim
Sprengler indes trauert nun, rund drei Jahre später um seinen Star-Hund. „#jokoslife ist zu ende. Wir sind unendlich traurig, aber auch dankbar für die fast 12 Jahre die wir mit ihm hatten. Es war Zeit.“ Sprengler weiter: „Von der Hundeauffangstation am Lago Maggiore, auf die Mannheimer Couch, auf die Straße vor der Ten Gallery und auf den Titel vom Mannheimer Morgen. (...) Es war ein schönes Hundeleben. Joko, unser italienischer Straßenhooligan wird uns, und allen die ihn kannten, sehr fehlen.“ Die Beileidsbekundungen zum Tod des felligen Genossen in den Kommentaren werden indes immer mehr: Ein echter Internet-Star bis zuletzt eben.
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