Mannheim. Hund Joko liegt seit Jahren vor einer Kunstgalerie in den Quadraten. Bei Passanten ist er beliebt, wird gestreichelt und gefüttert. Das war bis Donnerstag vergangener Woche so. Jetzt ist das Ordnungsamt zu Inhaberin Deborah Musso in die Galerie gekommen. Die Beamten hätten gesagt, dass sie wegen einer Beschwerde da seien: Der Hund würde die Straße blockieren - und dies sei ihnen gemeldet worden. Das berichtet Musso dieser Redaktion.
Beim nächsten Mal: Anzeige
„Und wenn ich ihn nicht sofort 'reinnehme, bekomme ich eine Anzeige“, habe es weiter geheißen, schildert die Mannheimerin. Dem wäre sie dann sofort nachgekommen. „Jetzt weiß ich ehrlich gesagt nicht, was ich machen soll“, sagt sie. „Der Hund will nach draußen, er will nicht drinnen sein.“ Er schaue „die ganze Zeit vom Fenster raus auf die Straße“, sagt Musso aufgeregt.
Auf Anfrage bestätigt Ordnungsamtssprecherin Désirée Leisner den Vorfall. Wegen „zwei Bürgerbeschwerden“ sei die Örtlichkeit am 7. Oktober durch eine Streife des städtischen Ordnungsdienstes überprüft worden. „Vor Ort wurden eine Decke, ein Wassernapf und der angeleinte Hund, der quer auf dem Gehweg lag, vorgefunden“, heißt es aus dem Rathaus. Ein „unbeschwertes Passieren durch Fußgänger“ sei so nicht möglich gewesen.
Ordnungsamt sieht Gefahr
„Es wurde ausführlich erklärt, dass ein öffentlicher Gehweg frei zugänglich sein muss und Passanten nicht um einen dort ,abgelegten‘ Hund herumlaufen müssen“, erläutert Leisner die Rechtslage. Sie sagt auch: „Viele Menschen haben Angst, sich einem unbeaufsichtigten Hund alleine nähern zu müssen.“ Es sei bei der Kontrolle eine mündliche Verwarnung ausgesprochen worden. „Ein direktes Einwirken, zum Beispiel bei einer Gefahr, wäre durch die Hundebesitzerin nicht möglich gewesen und hätte gegebenenfalls Passanten gefährden können“, begründet Leisner weiter.
Seit sieben Jahren vor der Tür
Joko sei der Star im Kiez, beschreibt indes Besitzerin Musso. Der Hund, der nicht mehr der Jüngste ist, sei friedlich, betont sie. „Er ist sehr ruhig. Klar, er bellt mal kurz, wenn ein anderer Hund kommt, aber das war‘s“. Er sei einfach „das Symbol der Galerie.“ Täglich kämen Kinder vorbei und fragten: „Wo ist der Joko?“ Auch Ältere brächten Leckerlis und umsorgten das Tier. „Ich bin nicht mal den ganzen Tag mit Joko hier, es sind immer nur ein paar Stunden, die er draußen liegt“, sagt Musso, der man ihre Fassungslosigkeit anhört. Weil Joko von Anfang an nie rein wollte, lag er immer draußen. „Sieben Jahre liegt er jetzt da. Ich habe ihm dann noch ein kleines Fell hingelegt. Und er ist immer angeleint“, betont sie.
Kein Einzelfall
Die Sache Galerie-Hund Joko ist kein Einzelfall. Ein weiterer Betreiber eines Mannheimer Geschäfts gibt auf Nachfrage dieser Redaktion an, schon einmal Besuch vom Ordnungsamt gehabt zu haben - auch wegen seines Hundes vor dem Geschäft. Damals ging es um die Leinenpflicht. Und auch bei ihm hieß es damals als Folge des Ordnungsamtsbesuchs: „Hunde müssen drinnen bleiben.“ „Wir haben es bei uns jetzt so geregelt, dass die Hündin im Laden liegt, aber auf der Stufe rausschauen kann,“ schildert der Inhaber. Die Tür sei immer offen, der Hund läge im Innenraum knapp dahinter, die frische Luft erreiche ihn. Ein Kompromiss, findet er.
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