Mannheim. Das Entsetzen nach dem Messerangriff auf mehrere Menschen auf dem Marktplatz ist groß und hat viele Reaktionen aus der Politik und Gesellschaft hervorgerufen. Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) verurteilte am Abend auf dem Marktplatz eine „feige“ und „niederträchtige, brutale Terrorattacke im Rahmen einer islamkritischen Veranstaltung aufs Schärfste“. Er sei „besonders entsetzt“, sagt Specht, weil es der Stadtgesellschaft in den vergangenen Jahren ihm zufolge gut gelungen sei, „Interessensgegensätze friedlich auszutragen“.
Laut dem CDU-Politiker spielen Dialog und Zusammenarbeit eine „zentrale Rolle“ für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. „In den nächsten Tagen und Wochen werden wir alles daran setzen, dass die schrecklichen Ereignisse nicht missbraucht werden, um unsere Gesellschaft zu spalten“, hatte Specht am Nachmittag bereits mitgeteilt. Die Tat sei durch nichts zu rechtfertigen.
Gewalt dürfe in der politischen Auseinandersetzung niemals eine Rolle spielen, erklärt Specht in der Mitteilung vom Nachmittag weiter. „Die Muslime in Mannheim setzen sich genauso für ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt ein wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger. Ein wichtiges Zeichen dafür ist, dass unmittelbar nach der Tat islamische Religionsgemeinschaften den Angriff auf die Organisatoren der Kundgebung und die Polizisten verurteilt haben.“
DITIB nach Messerangriff auf Mannheimer Marktplatz: „Angriff auf die Grundwerte unserer offenen Gesellschaft“
Der Islamverband DITIB Baden-Württemberg verurteilt die Tat ebenso aufs Schärfste, wie es in einer Mitteilung heißt. Weiter spricht die Religionsgemeinschaft von einem „Angriff auf die Grundwerte unserer offenen Gesellschaft“. Vorsitzender Erdinç Altuntas und der Vorsitzende der Mannheimer DITIB-Gemeinde, Hizir Oymak, betonen gemeinsam, dass die Meinungsfreiheit ein hohes Gut sei, das es zu schützen gelte. „Wir rufen alle Mitglieder unserer Gesellschaft dazu auf, gemeinsam für eine friedliche und respektvolle Koexistenz einzutreten. Es ist wichtig, Brücken des Verständnisses und der Toleranz zu bauen und Extremismus in jeglicher Form entgegenzutreten.“
Thomas Mohr, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Mannheim, erklärt: „Dieser Angriff schockiert mich zutiefst, und ich bin persönlich sehr betroffen.“ Die Beamtinnen und Beamten würden ihr Leben riskieren, um andere zu schützen, ergänzt der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Michael Mertens. Der Vorfall zeige, dass „wir jederzeit mit massiven Gewaltausbrüchen und Tötungsversuchen rechnen müssen“. Der Landesvorsitzende Gundram Lottmann verweist auf die Ermittlungen: „Die GdP wird sich an Spekulationen nicht beteiligen und vertraut auf die gründliche Arbeit der ermittelnden Behörden.“

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Auch Mannheims CDU-Vorsitzender Christian Hötting und der Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion Claudius Kranz äußern sich in einer Mitteilung: „Wir verurteilen diesen feigen Angriff aufs Schärfste. Auch bei noch so unterschiedlichen Meinungen darf Gewalt nie Mittel zum Zweck sein.“ Weitere Opfer hätten durch den Einsatz der Polizei verhindert werden können. „Solche schrecklichen Ereignisse zeigen uns, wie wichtig Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung in der heutigen Zeit sind.“
Die Grünen, deren Gemeinderatsfraktion sowie die Landtagsabgeordneten Susanne Aschhoff und Elke Zimmer seien „in großer Sorge um den sozialen Frieden in unserer Stadt“. Dem zunehmenden Hass wollen sie sich entgegenstellen. Gewalt dürfe nie das Mittel von Auseinandersetzungen sein, unabhängig davon wie unterschiedlich Meinungen auch seien. Es müsse „dringend geklärt werden, ob diesem Attentat ein extremistischer Hintergrund zugrunde liegt beziehungsweise aus welchem Motiv der Attentäter gehandelt hat“. Auch Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen verurteilt den Angriff „auf unsere Demokratie und unsere Einsatzkräfte aufs Schärfste. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Wer das nicht akzeptiert, hat in unserem Land und in Mannheim keinen Platz!“
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Es sei schwer, die richtigen Worte zu finden“, erklärt der SPD-Vorsitzende Stefan Fulst-Blei. „Unsere Stadt war immer stolz auf das friedliche Zusammenleben der Menschen. Hieran müssen wir festhalten.“ Die SPD werde nun aus Respekt als Partei bis auf Weiteres alle Wahlkampfaktivitäten einstellen. Darüber seien die Vorsitzenden der „demokratischen Parteien“ informiert worden. SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori erklärt: Klar sei, „dass Gewalt niemals ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein darf“. Es sei noch zu früh für eine Einordnung möglicher politischer Hintergründe oder Motive, teilen Fulst-Blei und sein Mannheimer SPD-Landtagskollege Boris Weirauch mit. „Wir hoffen, dass der Polizist diesen feigen Angriff überlebt und keine bleibenden körperlichen Schäden davon trägt.“
Die Mannheimer Liste (ML) spricht von einer feigen Tat. „Gewalt kann und darf nie ein Mittel bei unterschiedlichen Weltanschauungen und Meinungen sein“, teilen Holger Schmid, Fraktionsvorsitzender, und Christiane Fuchs, Vorsitzende der ML, mit. Sie erwarten, dass der Täter „mit aller Härte des Gesetzes bestraft wird“. Nun beantragt die ML, dass Specht und die Sicherheitsbehörden den Gemeinderat in der nächsten Hauptausschusssitzung am 4. Juni ausführlich informieren.
Auch LI.PAR.Tie dankt der Polizei für Eingreifen
Die LI.PAR.Tie verurteilt den „feigen und brutalen Angriff“ ebenso. Die Fraktion kritisiert sowohl Demonstrationen von Islamisten als auch Veranstaltungen wie die Kundgebung, die die „Bürgerbewegung Pax Europa“ auf dem Marktplatz geplant hatte. „Solche Aktionen spalten die Gesellschaft und schüren Hass, was sich ebenfalls immer wieder in Gewalt von Rechten gegenüber demokratischen Politikern und Politikerinnen oder Muslimen äußert.“ Eine Rechtfertigung für einen solchen Angriff sei das nicht. „Wir lehnen menschenfeindliche rechte Ideologie - egal welcher Nationalität - und jegliche Gewalt, ob nun politisch oder religiös motiviert, grundlegend ab! Beide Formen des Hass und Extremismus dürfen keinen Platz in unserer Demokratie und in Mannheim haben!“, heißt es. „Wir wünschen dem schwer verletzten Polizisten schnelle Genesung und danken der Polizei für diesen Einsatz.“
FDP-Vorsitzender und Bundestagsabgeordneter Konrad Stockmeier spricht von „schrecklicher, roher und lebensgefährlicher Gewalt“. Er dankt den Einsatzkräften, die Schlimmeres verhindert hätten. „Gewalt darf niemals Mittel der politischen Auseinandersetzung sein.“
Auch die Kirchen in Mannheim zeigen sich zutiefst schockiert. „Als Christinnen und Christen wenden wir uns gegen alle Formen der Gewalt und der Menschenverachtung. Jede Wahrheit muss sich am Frieden als Ziel und an der unbedingten Würde des Lebens messen lassen“, betonen der evangelische Dekan Ralph Hartmann und sein katholisches Pendant Karl Jung in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Der Arbeitskreis Islamischer Gemeinden Mannheim (AkIG) zeigt sich tief bestürzt über den Messerangriff auf dem Marktplatz und dankt der Polizei für ihre schnelle Reaktion. Der AkIG schreibt: "Wir verurteilen diese niederträchtige und brutale Attacke aufs Schärfste. Solche Taten sind durchs nichts zu rechtfertigen. Gewalt hat in unserer Stadt keinen Platz und darf in der politischen Auseinandersetzung niemals eine Rolle spielen - ganz egal, wie gegensätzlich unsere Positionen auch sein mögen. Als Muslime in Mannheim setzen wir uns genauso für ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt ein wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger. Zudem stegen wir fest hinter den Werten der Meinungsfreiheit und des offenen Dialogs."
Auch die AfD in Mannheim drückt ihr Mitgefühl mit allen Opfern und deren Familien aus, so der Kreissprecher und AfD-Spitzenkandidat für die Kommunalwahl, Rüdiger Ernst.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Messerattacke in Mannheim: Angriff ins Herz der Stadt