Kommentar Messerattacke in Mannheim: Angriff ins Herz der Stadt

Die Attacke auf dem Mannheimer Marktplatz ist ein Schock für die Stadt. Bei aller Besonnenheit, die jetzt gefragt ist: Der politische Kontext der Tat muss diskutiert werden, kommentiert "MM"-Chefredakteur Karsten Kammholz

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Karsten Kammholz
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Der Mannheimer Marktplatz ist der Mittelpunkt der Stadt. Er ist ein Ort der Lebendigkeit, des Austauschs, des multikulturellen Miteinanders. Was am Freitagvormittag an jenem bunten Platz geschehen ist, erschüttert die Stadt bis ins Mark. So wenig bislang über die konkreten Hintergründe der Bluttat bekannt ist: Die grauenvollen Bilder, die in einem Video festgehalten wurden und die Attacke und die Reaktion der Polizei dokumentieren, werden so schnell nicht aus dem kollektiven Gedächtnis der Mannheimer verschwinden.

Zu sehen ist unkontrollierte Mordlust, zu sehen ist auch der Angriff auf einen Polizisten und wie ein Schuss den Angreifer niederstreckt. All das mitten in Mannheim, mitten im Herzen der Gesellschaft.

Wie kann diese Stadt auf den Schock reagieren? Zunächst, indem sie in Gedanken bei den Opfern der Attacke ist, denen man nichts anderes als die vollständige physische und psychische Genesung wünschen kann. Wir sollten in dieser Situation, in der Spekulationen, Zorn, Angst und Verunsicherung artikuliert werden, dem Rechtsstaat vertrauen. Er wird die Details zur Tat aufklären, die Justiz wird Recht sprechen.

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Besonnenheit bedeutet in diesem Fall aber nicht, über die politische Komponente der Tat hinwegzusehen. Der Angriff fand im Rahmen einer Kundgebung der islamfeindlichen “Bürgerbewegung Pax Europa” statt. Das Land befindet sich in einer politisch aufgeheizten Stimmung. Islamisten relativieren den Hamas-Terror und gehen für die Errichtung eines Kalifats auf die Straße. Offener Judenhass greift um sich. Und die Politik muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Parallelgesellschaften zuzulassen.

Es liegt jetzt an den klugen Kräften unter uns, nicht mit Hass zu reagieren, auch nicht mit einem Generalverdacht gegen Muslime. Aber endlich mit klarer Kante gegenüber all denen, die die freiheitliche, tolerante Gesellschaft ablehnen.

Ehemalige Mitarbeit ehem. Chefredakteur

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