Nationaltheater (mit Video)

Fast fertig: So sieht es in der Mannheimer Opern-Ersatzspielstätte Opal aus

Nach der Insolvenz des Auftragnehmers war es lange eine problematische Baustelle. Jetzt ist fast alles geschafft. Eindrücke von einem Rundgang durch die Oper am Luisenpark eine Woche vor der Eröffnung

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Peter W. Ragge
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760 blau gepolsterte Klappsessel – hier noch mit Regiepult der Proben – bilden den Zuschauerraum der Opal in Mannheim. © Thomas Tröster

Mannheim. Vor dem Eingang ist sogar schon ein Bäumchen gepflanzt, zudem das – an einen roten Teppich erinnernde – rote Pflaster verlegt. Innen irren zwischen Handwerkern einige Orchestermusiker auf dem Weg zur ersten Probe umher. Denn alles ist neu für sie hier im „Opal“, der Oper am Luisenpark. Teilweise sieht sie zwar noch wie eine Baustelle aus. Aber Harald Frings, Technischer Direktor vom Nationaltheater, versichert: „Wir werden fertig!“

„Es war ein heißer Ritt“, fasst Leonhard Großwendt, Architekt und Technischer Bauleiter für die Ersatzspielstätte, die Bauphase zusammen. Ganz abgeschlossen ist sie noch nicht. Er spricht vom „fließenden Übergang“, wenn auch offiziell inzwischen die Abnahme erfolgt ist und der Künstlerische Betrieb das Gebäude übernommen hat. „Das Haus funktioniert, aber jetzt machen wir noch viel, dass man es auch angucken kann“, so Großwendt zu den noch ausstehenden Arbeiten. Da sei man „auf den letzten Metern“.

Eindrucksvoller Leuchter im Foyer (links) und Schminktische in Containern. © Pressefotoagentur Thomas Tröste

An der Fassade fehlt noch ein Schild, und die an den eigentlichen Bau als Toiletten und Garderobe angefügten Container sollen noch mit Werbebannern verkleidet werden. Im Foyer werden die letzten Teile des Bodenbelags verlegt. Die Kleiderständer sind bereits in die Garderobe eingeräumt, und die Theke mit kleiner Anrichte, wo es Getränke und ein kleines gastronomisches Angebot geben wird, steht. Dahinter beeindruckt eine blaue Wand. Für das Farbkonzept sowie die Wegweisung und Beschilderung hat das Nationaltheater eigens die in Mannheim geborene und lebende, aber international tätige Szenografin Anna Kirsch einbezogen. Ein vier mal drei Meter großes Bühnenpodest, etwa für Einführungsveranstaltungen, wird im Foyer noch aufgebaut.

Eindrucksvoller Leuchter aus dem Fundus

An der Decke schwebt ein eindrucksvoller Leuchter. Doch er ist keine Neuanschaffung, sondern Frings auf einem Foto einer Produktion aufgefallen und dann aus dem Fundus geholt worden. Er stammt aus der seit 2018 laufenden Produktion der Oper „Die Krönung der Poppea“ von Claudio Monteverdi. Zudem werden noch die aus dem Oberen Foyer des Opernhauses bekannten runden Glaslampen aufgehängt. Aber noch sieht man gerade im Foyer und Treppenhaus viele Arbeiter, fehlt da noch ein Anstrich und dort ist noch ein Boden zu glätten.

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„Da sind wir zum Teil noch sehr grob unterwegs“, umschreibt Frings die noch in den kommenden Tagen im Foyer anstehenden Arbeiten. Aber im Innern, im Zuschauer- und Bühnenraum, erinnert schon sehr viel an ein Theater. So sind gerade die Schutzbezüge von den 760 – gut gepolsterten – blauen Theatersesseln entfernt, und im Orchestergraben nehmen die Musiker zur ersten Probe für die Eröffnungspremiere Platz. Die Stühle sind ihnen vertraut, denn sie stammen vom Theater am Goetheplatz – die Umgebung ist ihnen aber noch fremd.

Viele Mängel und Planungslücken

Die Akustik, so heißt es, sei aber sehr gut. Und selbst wenn schräg gegenüber von „Opal“, im Carl-Benz-Stadion, ein Fußballspiel läuft, dringe der Lärm des Torjubels und der Anfeuerungsrufe nicht in die Leichtbauhalle des Nationaltheaters. Tilmann Pröllochs, der Geschäftsführende Intendant, hat es am vergangenen Wochenende selbst getestet.

Für die Stahlhalle mit den Abmessungen 75,4 mal 32,5 Meter, die sich in die Bereiche Hinterbühne, je 20 Meter breite und tiefe Guckkastenbühne mit 650 Quadratmetern, Orchestergraben, Zuschauerraum und Foyer gliedert, hatte nach einer europaweiten Ausschreibung im Januar 2021 die Firma Metron Vilshofen GmbH als Totalunternehmer zum Festpreis von 13,5 Millionen Euro den Zuschlag erhalten. Baubeginn auf dem ehemaligen Oktoberfest-Platz an der Theodor-Heuss-Anlage, zwischen Carl-Benz-Stadion und Technoseum, war im Februar 2022. Und schon im Dezember 2022 war die erste Premiere angesetzt.

Termine

 

  • Die Eröffnung von „Opal“ am Samstag, 12. Oktober, um 18 Uhr mit der Premiere von “Creation(s)“ ist ausverkauft. Weitere Termine am Mi., 16.10., 19.30 Uhr und Fr., 18.10., 19 Uhr
  • Tag der offenen Tür am Sonntag, 13. Oktober, ab 11 Uhr mit Musik, Führungen und Familienprogramm.
  • Die beliebte Konzert-Reihe „Café Concert“ läuft ab sofort im „Opal“-Foyer, erstmals am Samstag, 19. Oktober, um 14.30 Uhr mit „Salonissimo“.
  • Liederabend „Die schöne Magelone“ mit Nikola Diskic am Samstag, 19. Oktober, um 19.30 Uhr im „Opal“-Foyer.
  • ÜberraschungsprogrammOpal Surprise am Mo., 14.10., Di, 15.10., und Do, 17.10., je 19 Uhr, und Sa, 19.10., 14.30 Uhr.
  • „Tag der Musik“ am So., 20. 10., ab 14 Uhr, wo sich Instrumentalensembles und Chöre aus Mannheim und der Region präsentieren, dazu Workshops und Führungen.

Dass sich erst fast zwei Jahre später der Vorhang hebt, nennt nicht nur Bauleiter Großwendt einen „heißen Ritt“. „Es war Wahnsinn, es war spannend“ sagt Frings rückblickend. Denn schon im August 2022 tauchten plötzlich Probleme beim Innenausbau auf, geriet der Terminplan durcheinander. Und im November 2022 meldete die Firma Insolvenz an, worauf der Bau stillstand. Nur weil die Stadt eine Sicherungsübereignung vereinbart hatte, fiel der angefangene Bau wenigstens nicht in die Insolvenzmasse.

Ein Schild fehlt noch, die Garderobencontainer werden noch zugehängt. © Pressefotoagentur Thomas Tröste

Aber über das, was die Firma hinterlassen hat, kann Frings nur mit dem Kopf schütteln. „Da waren viele Korrekturen nötig“, sagt er und spricht von „großen Herausforderungen“ angesichts nicht fertiggestellter Planungen, statischer Mängel und fehlerhaft ausgeführter Arbeiten bis hin zu einem Rolltor, das quietscht, klemmt, nicht verkleidet und nicht korrekt eingebaut ist. „Wahrscheinlich werden wir es austauschen müssen, das dürfte günstiger sein als reparieren“, seufzt er. Nach der Insolvenz der Firma hatte der Gemeinderat beschlossen, dass das Nationaltheater den Bau in eigener Regie fertigstellen soll, wofür in zwei Tranchen erst 6,3 Millionen Euro und dann noch weitere 2,7 Millionen Euro bewilligt werden mussten. Damit liegt das Gesamtbudget bei 25,4 Millionen Euro. Und das wird, versichert Dominic Zerhoch von der Geschäftsstelle Generalsanierung des Nationaltheaters, eingehalten. Freilich gab es an einigen Stellen Sparmaßnahmen und Abstriche. So ist nur das untere Foyer barrierefrei, da es keinen Aufzug gibt, aber die acht Rollstuhlplätze sind von hier problemlos erreichbar.

Große Teile der Bühnentechnik vom Goetheplatz übernommen

„Industrial Charme“ nennen es die Theaterleute, dass überall Rohre und Lüftungsstränge sichtbar sind, Beton und Stahl nicht verkleidet worden ist. Aber es soll eben auch deutlich werden, dass es sich um eine Ersatzspielstätte handelt. Viele Geräte für die Bühnentechnik wie Audiopulte, Mikroportanlagen, Monitore, Projektoren für Übertitel, Lichtsteuerpulte, ein Teil der Scheinwerfer und die Beschallungsanlage wurden aus dem Spielhaus am Goetheplatz übernommen. Nur die Inspizientenanlage ist neu. Nach wie vor plant die Stadt, die Konstruktion nach 2028, wenn die Generalsanierung am Goetheplatz abgeschlossen ist, wieder abzubauen und zu verkaufen.

Stuhl-Paten gesucht

  • Anlässlich der Eröffnung der neuen Ersatzspielstätte startet das Nationaltheater eine weitere Spendenaktion. „Sitzen Sie ein Zeichen“ heißt sie. Dabei geht es um eine Stuhlpatenschaft in der „Oper am Luisenpark“. Der Vorverkauf startet bereits am 8. Oktober exklusiv für alle festen Platzabonnenten.
  • Während der Eröffnung der neuen Spielstätte startet der offizielle Verkauf ab dem 12. Oktober für alle Privatpersonen und Familien (300 Euro je Patenschaft) sowie Institutionen, Firmen, Vereine oder Verbände (600 Euro je Patenschaft). Ab dem 1. Januar 2025 steigen die Preise auf 400 bzw. 800 Euro. Die Patenschaft ist als Spende steuerlich absetzbar. Die Namen der Spender werden auf einer Plakette, angebracht auf dem Wunschplatz, für die gesamte Dauer der Nutzung der Spielstätte zu sehen sein.
  • Bei den Stuhlpatenschaften handelt es sich um die dritte Spendenaktion für die Generalsanierung. Es laufen bereits Sammelaktionen für neue Vorhänge und für eine Drehscheibe, die im Schauspiel schnellere Kulissenwechsel ermöglichen soll. 

So besteht der gesamte Backstage-Bereich neben der Leichtbauhalle aus 140 Standard-Büro-Containern, die auf zwei Ebenen gestapelt worden sind. Sie beherbergen Räume für Requisiten, Büros von Bühnenmeister und Vorstellungsdienst, Garderoben, Maske und Einsing- oder Einspielzimmer. Viele Spinde wurden vom Goetheplatz hergebracht und wiederverwendet. Die Duschen und Toiletten sehen aus wie auf Baustellen.

„Und wir werden aufpassen müssen, dass die Gänge nicht vollstehen“, ahnt Frings schon jetzt. Denn ob im Garderoben- und Requisittenbereich oder auf der Hinterbühne: „Wenn wir etwas hier nicht haben, dann ist es Platz!“, beschreibt der Technische Direktor die Enge des Provisoriums. Es gibt auch keine Kantine für die Mitarbeiter, lediglich einen Pausenraum mit zwei Kaffeemaschinen und zwei Wasserkochern.

Redaktion Chefreporter

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