Mannheim. Bauer und Gamer – das sind doch mindestens zwei ganz unterschiedliche Lebensentwürfe – könnte der eine oder andere meinen. Aber eine relativ kleine Softwarefirma aus Schlieren im schweizerischen Kanton Zürich bringt dies zusammen. Die Entwickler haben ein Spiel auf den Markt gebracht, das weltweit mit zu den führenden Spielen zählt und das von einer passionierten Fangemeinde gespielt und stetig weiterentwickelt wird. „Weltweit gibt es über 30 Millionen Nutzer. Allein in Deutschland wurde die letzte Fassung des Spiels innerhalb weniger Monate von über 500 000 Menschen gekauft,“ berichtet der für Marketing in Deutschland zuständige Manager Wolfgang Ebert.
Landwirtschaftssimulator 22 - so geht's
Pflügen, säen, den Acker bestellen, düngen, Schädlinge bekämpfen, ernten: Der „Landwirtschaftssimulator 22“ ist vor kurzem erschienen.
Der Spieler startet seine Arbeit auf einem kleinen Bauernhof mit teils alten, teils sehr kleinen Maschinen.
Mit dem Verkauf der Ernte und klugen Investitionen in Geräte, Maschinen und Ländereien wächst der Betrieb und wird stets professioneller und größer.
Ziel ist es, die besten Geräte, beispielsweise den teuersten Mähdrescher, erwerben zu können.
Spieler können selbst so genannte Mods erstellen und selbst Spielelemente – vom Haus über den Traktor bis zum Lastwagen – entwerfen und ins Spiel miteinbringen.
Diese können kostenlos heruntergeladen werden: Dem virtuellen Bauernhof sind so keine Grenzen gesetzt. has
Zahlreiche Updates und zwei neue Produkte zum Landwirtschafts-Simulator stellte das Unternehmen Giants jetzt auf der zweitägigen FarmCon im ausverkauften John-Deere-Forum in Mannheim vor. Christian und Lucas, zwei Spieler aus Rheinland-Pfalz meinen: „Das Spielen ist nie langweilig und zeigt die Realität auf dem Bauernhof. Hier wird mit dem Vorurteil vom dummen Bauern gehörig aufgeräumt. Die Kuh aus der Werbung ist eben doch nicht lila, wie sich da so manch einer vorstellt.“ „Mir hat das mal ein Freund gezeigt und dann war ich von dem Fieber des Spiels angesteckt,“ erzählt Rafael aus Rheinland-Pfalz. Sein Spielkollege Eric aus Frankenthal ergänzt: „Ich wollte nur das spielen, was mir Spaß macht.“ Und auch Christian aus dem hessischen Vogelsberg ist begeistert: „Mich fasziniert vor allem, wie realistisch das alles ist.“
Familienfreundlich und realitätsnah
Viele der Besucher der FarmCon waren zum ersten Mal auf einer solchen Veranstaltung. Es gab kaum jemanden, der nicht begeistert war, von dem, was alles geboten wurde. „Es sind sicher mehrere Gründe, warum dieses Spiel so erfolgreich ist. Es ist familienfreundlich. Da wird nicht geschossen. Es zeigt die Faszination, die von landwirtschaftlichen Maschinen ausgeht. Übergreifend über alle Generationen kann diese Spiel gespielt werden. Es bietet Entspannung, was nicht von jedem Spiel gesagt werden kann. Jeder Spieler bestimmt seine Aufgaben selbst“, ergänzte Marketingleiter Ebert. „Als wir von der Firma Giants angefragt wurden, haben wir uns im Team zusammengesetzt und beraten, wie wir das organisieren können.
Heute können Sie das Ergebnis betrachten“, berichtete John-Deere-Marketingmanager Stefan Mügge. Wichtig war Mügge vor allem, dass in dem Spiel die Firma John-Deere mit all ihren Produkten vorkommt. Hinzu kam, dass die Firma ein Team stellt, das unter den Gamern eine große Rolle spielt. Schließlich sollte es so realistisch wie möglich zugehen. „Jeder von uns hat einen Verwandten oder Bekannten, der sein Geld in der Landwirtschaft verdient. Da wollen wir doch wenigstens mitspielen“, meint Benedikt Dahme, der neben Markus Steinmüller und Fabio Auerbach im Team des Traktorenherstellers mitspielt. Alle drei stammen übrigens aus Bayern, was dem Kurpfälzer Landmaschinenhersteller sicher gut zu Gesicht steht. Mügge hatte erklärt, dass im vergangen Jahr allen 40000 grün-gelbe Traktoren der 6er Baureihe hergestellt worden sind.
Einer der Besucher der FarmCon, war sogar 120 Kilometer mit dem Fahrrad und Zelt angereist, was ihm großen Beifall der anderen Besucher einbrachte. „Von dem Spiel geht eine Faszination aus, der man sich nicht entziehen kann,“ findet Besucher Matthias Klaiber aus Rottenburg am Neckar. So neun bis zwölf Stunden verbringt erschon mal in der Woche allein für dieses Spiel am Computer. „Da kann man jederzeit anfangen und so lange spielen, wie man will. Das Ende bestimmt man auch selbst,“ so der Familienvater. „Das ist eben ein wirklich familienfreundliches Spiel, das die ganze Familie spielen kann,“ ergänzt da Christoph aus Esslingen, der oft mit seinen 13-jährigen Zwillingen Phillip und Felix Zeit beim Spielen am Computer verbringt.
Erweiterung geplant
Natürlich gab es auf der FarmCon auch einen Wettbewerb. Da mussten acht Heuballen so schnell wie möglich auf einen Wagen geladen werden und der Traktor sauber eingeparkt werden. Der Schnellste mit einer Zeit knapp unter zwei Minuten vom Team Trelleborg wurde zum Sieger erklärt.
Pläne zur Erweiterung des Spiels gibt es bereits. „Wir wollen Produktionslinien darstellen. Also wie der Bauer Getreide erntet, der Müller daraus Mehl macht und anschließend vom Bäcker Brot gebacken wird, stellt Ebert die nähere Zukunft des Spiels vor. In diesem Jahr wurden erste Szenen aus der Platinum Expansion mit Blick auf diverse Maschinen und die neue Karte Silverrun Forest vorgestellt, zwei neuen Packs, die beide noch in diesem Jahr erscheinen und ein Feature zum Thema Modding. Dazu blickten die Softwareentwickler über den Teich zu Kubota in den USA und im Rückblick wurde zum Thema Precision Farming, also der ortsdifferenzierten und zielgerichteten Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen, berichtet.
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