Mannheim. Fans in Deutschlandtrikots, Fahnen in Schwarz-Rot-Gold und ausgelassene Stimmung in den Lokalitäten, die in der Innenstadt Public Viewing anbieten: Mannheim hat gestern das Sommermärchen ausgiebig gefeiert.
Im Havana erleben die Besucherinnen und Besucher in der 17. Minute das erste Tor von Robert Andrich freudestrahlend mit. Doch Schiedsrichter Daniele Orsato gibt den Treffer nicht - Abseits. Somit bleibt es zunächst beim 0:0.
Die Freunde Isa und Mahsum aus Weinheim bleiben optimistisch. „Ich drücke zwar an erster Stelle der Türkei die Daumen, aber heute fiebere ich für die Deutschen“, sagt Mahsum, der an diesem Abend auf ein 2:0 hofft. Isa glaubt gar, dass die Deutschen gegen die Schweiz ein 3:0 schaffen. „Hier herrscht eine gute Atmosphäre“, sagt Mahsum.
Gute Laune trotz zerfahrenem deutschen Spiel
Eda und Melda schauen nebenan zu. „Wir sind zufällig hier“, sagt Eda und lacht. Auch sie drücken den Deutschen die Daumen – obwohl Eda glaubt, dass Portugal am Ende Europameister werden wird. Melda dagegen glaubt an die Expertise der Deutschen. Inzwischen hat die Schweiz das erste Tor geschossen. Die drei besten Freundinnen Mina, Elisa und Chiara schauen gespannt zu, als sich lange Zeit auf dem Feld nichts tut. Sie hätten sich mehr Action und mehr Stimmung gewünscht, gesteht die 21-jährige Chiara. Doch der guten Laune der jungen Frauen tut das keinen Abbruch.
Shikal ist mit ihrer Familie auf Heimatbesuch in Mannheim. Die junge Frau ist vor zwölf Jahren nach Schweden ausgewandert und an diesem Abend mit ihrem Mann sowie den Söhnen Shad und Shakar sowie ihrer Schwester Shulya zum Fußball schauen im Eiscafé Del Sole. „Wir sind extra zum Public Viewing hergekommen“, verrät sie. Ihre Söhne feuern das deutsche Team an: Sie tragen weiße Trikots und schwingen eine Fahne. „Ich mag Florian Wirtz am liebsten“, sagt der achtjährige Shad während sein fünfjähriger Bruder Antonio Rüdiger favorisiert.

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Im Marley’s in der Abendakademie genießen zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer bei leckerer Fusionsküche und Streetfood-Specials die Begegnung zwischen Deutschland und den Eidgenossen auf dem Großbildschirm im Café und einer Leinwand im neuen Außenbereich. Die Geschäftsführer Greg Marley und Hiep Ngo haben das Restaurant mit Strandbar-Feeling extra für das Spiel geöffnet, obwohl sonntags eigentlich Ruhetag ist. "Für die kommenden Spiele warten an den heißen Sommertagen auf die Besucherinnen und Besucher auch leckeres Gelato und eisgekühlte Getränkespecials", verrät Marley.
Im Zwischenakt am Schillerplatz ist ebenfalls viel los. Das Lokal von Betreiber Eyad Yousef, dem auch das Same but Different nebenan gehört, hat mehrere Räumlichkeiten, wo mitgefiebert wird. Mehr als insgesamt 200 Gäste schauen zu: Auf der mehr als vier Meter großen Leinwand im Gastraum, im Nebenraum sowie auf der Terrasse, bei der bei Regen das Dach auch geschlossen werden kann.
Autokorso auf den Straßen Mannheims
„Ein Tor müssen wir noch machen“, sagt Lena hoffnungsvoll, die die Augen kaum von der Leinwand nimmt. Die Stimmung unter den Fans findet sie gut. Auch René und Charlotte genießen die Atmosphäre unter freiem Himmel. Der Mannheimer ist bereits zum dritten Mal beim Public Viewing im Zwischenakt. „Mir gefällt die gute Laune unter den Leuten“, sagt er. „Es ist hier echt schön gemacht.“ Charlotte gefällt es ebenfalls. „Obwohl ich mir mehr Tore gewünscht hätte“, gesteht sie schmunzelnd.
Als keiner mehr damit gerechnet hätte, wird Niclas Füllkrug zum Helden: In der Nachspielzeit schafft er den Ausgleich. Der Jubel unter den Fans ist riesig. Julian Nagelsmanns Elf geht somit als Gruppensieger vom Feld. Um den Wasserturm herum bleibt es ruhig. Doch in den Quadraten, vor allem rund um den Paradeplatz in Richtung Kunststraße sowie in der Freßgasse, starten nach dem Spiel Autokorsos mit Deutschland-Flaggen. Strotz Staus bleiben die Fans gut gelaunt und fahren, sobald es weitergeht, laut hupend noch lange nach dem Spiel durch die Nacht.
Joachim Straub und Thlib Ahmad, die mit Freunden im Zwischenakt das Match angeschaut haben, sind glücklich. „Besser hätte es nicht laufen können“, sagt Straub und strahlt. „Ein 1:1 reicht uns.“ Ahmad hat es ebenfalls Spaß gemacht, die Nationalelf anzufeuern. „Wir haben uns alle Trikots gekauft“, sagt der junge Mann, dem es bei der Meisterschaft nicht nur um Tore, sondern vor allem um das Gefühl des Zusammenhalts geht. „Jetzt haben wir wieder die EM-Euphorie hier im Land.“
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