Fußball

Letztes EM-Vorrundenspiel: Füllkrug rettet Deutschland in der Nachspielzeit

Ein später Ausgleich zum 1:1 gegen die Schweiz in Frankfurt bringt der DFB-Elf doch noch den Gruppensieg. Joker Füllkrug trifft in der zweiten Minute der Nachspielzeit

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Alexander Müller
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Niclas Füllkrug (r) erzielte kurz vor Schluss den Ausgleich mit einem Kopfballtor. © Arne Dedert/dpa

Frankfurt. Als der Gruppensieg durch eine schwache Leistung und eine 0:1-Niederlage gegen die Schweiz fast schon verspielt schien, flankte David Raum in der zweiten Minute der Nachspielzeit noch einmal von links in die Mitte, wo Niclas Füllkrug stand, wo ein echter Mittelstürmer eben stehen muss.

Der Dortmunder Angreifer rettete der DFB-Elf mit dem späten 1:1 (0:1) den Gruppensieg. Das Team von Julian Nagelsmann trifft nun am Samstag, 29. Juni (21 Uhr), in Dortmund auf den Zweiten der Gruppe C um England, Slowenien, Dänemark und Serbien. Die Schweiz misst sich im Achtelfinale mit dem Zweiten der Gruppe B, wahrscheinlich Italien oder Kroatien. Dan Ndoye hatte die taktisch disziplinierten Eidgenossen in Führung geschossen (28.).

Nagelsmanns Motto: Keine Experimente

Drittes EM-Spiel, zum dritten Mal die gleiche deutsche Startelf: Der Bundestrainer setzte darauf, sein Team nach dem guten Start ins Turnier nicht durch personelle Rochaden aus dem Takt zu bringen. „Es ist aus meiner Sicht wichtig und entscheidend, den Rhythmus beizubehalten. Wir haben nach wie vor nicht so häufig zusammengespielt“, hatte Julian Nagelsmann im Vorfeld gesagt. Keine Experimente lautete das Motto.

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Tanja Capuana
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Kurz vor dem Anpfiff äußerte sich der DFB-Coach auch noch zur Qualität des Rasens in Frankfurt, an dem es viel Kritik gegeben hatte. „Er sieht von außen schöner aus, als er ist“, sagte Nagelsmann. „Aber er ist eben auch für beide Mannschaften gleich.“ Der 36-Jährige wollte auch mögliche Ausreden gleich im Keim ersticken.

Viel Ballbesitz, zu wenig Tempo und Ideen

Der EM-Spielplan, das war schon nach einer Viertelstunde offensichtlich, hatte den Schwierigkeitsgrad für die DFB-Elf mit jeder Partie ein bisschen hochgeschraubt. Nach dem 5:1 gegen ein ziemlich desolates Schottland hatten die Ungarn schon erheblich mehr Gegenwehr geleistet (2:0) - und die Schweiz, eine eingespielte Elf auf gehobenem europäischen Niveau, entpuppte sich wie erwartet als bisher härteste Prüfung beim Heim-Turnier.

Jonathan Tah (r) wird wegen einer Gelbsperre im EM-Achtelfinale fehlen. © Federico Gambarini

Im defensiven 5-3-2-System überließen die Eidgenossen den Deutschen weitgehend den Ball, die DFB-Elf spielte aber gegen das extrem verdichtete Zentrum viel zu behäbig nach vorne. Und dann fehlte auch noch das Spielglück: Als der Schweizer Keeper Yann Sommer einen 22-Meter-Aufsetzer von Robert Andrich erstaunlicherweise passieren ließ, wurde das Tor nachträglich wieder aberkannt. Jamal Musiala war Michel Aebischer in der Entstehung des Treffers auf den Fuß gestiegen (17.).

Jonathan Tah nach zwei gelben Karten im Achtelfinale gesperrt

Stattdessen führte kurz danach Team Suisse. Weil Joshua Kimmich die rechte Seite nicht dicht bekam und Dan Ndoye die Hereingabe von Remo Freuler technisch hochwertig verwertete (28.). Und als Antonio Rüdiger nur eine Minute später ein Laufduell gegen den Torschützen verlor, hätte es beinahe schon 2:0 gestanden. Zentimeter vorbei (30.). Zu einer DFB-Halbzeit zum Vergessen passte es, dass sich Innenverteidiger Jonathan Tah nach einem Duell mit Breel Embolo seine zweite Gelbe Karte des Turniers sah und im Achtelfinale gesperrt fehlen wird.

Nach der ersten richtig schwachen deutschen Halbzeit des Turniers musste eine Reaktion folgen. Auf Wechsel verzichtete Nagelsmann aber mit Beginn des zweiten Abschnitts. Doch es blieb zunächst ein lauwarmer Auftritt, Unterstützung von den Rängen gab es zwischenzeitlich auch fast keine mehr. Erst eine Doppelchance für Musiala und Gündogan in der 50. Minute weckte die deutschen Fans wieder auf. Doch eine durchgehende Druckperiode konnte Nagelsmanns Team nicht entfachen - Rüdiger und Tah hatten wiederum weiter ihre Probleme mit den schnellen Embolo und Ndoye.

Nach über einer Stunde wechselte der Bundestrainer offensiv: Der Hoffenheimer Stürmer Maximilian Beier kam für Mittelfeld-Abräumer Andrich - und feierte so seine EM-Premiere. Und stand gleich im Mittelpunkt: Nach Kimmichs Großchance klammerte Silvan Widmer gegen Beier, der den Abpraller so nicht erreichen konnte, Elfmeter gab es aber auch nach Überprüfung durch den Videoassistenten nicht (71.). Sommer parierte noch einen Kroos-Freistoß (81.), Havertz köpfte eine Kroos-Ecke auf die Latte (85.).

Auf der Gegenseite kratzte Manuel Neuer einen Schuss von Granit Xhaka aus 22 Metern noch von der Linie n(88.). Die 15 000 Schweizer Fans feierten ihre „Nati“ schon für den vermeintlichen Coup gegen den Gastgeber - bis in der Nachspielzeit doch noch Raum und Füllkrug zuschlugen.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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