Mannheim. Hunderte jubelnde Thailänder, fast alle mit gezückten Handys, auf der Bühne eine Rockband, die auf Thai singt und auch alle Ansagen in der Sprache macht: Das seit Freitag über drei Tage laufende Thai Food Festival auf dem Neuen Messplatz war nicht nur Essen und Trinken, sondern auch Konzertwochenende.
„Die Band ist die Top 2 in Thailand, die sind gerade auf Europatournee und haben vier Solisten. Es ist, als ob bei uns die Scorpions spielen würden, da kommen Mütter mit ihren Töchtern!“, erklärt Michael Wegner, einer der Organisatoren des Festivals. Wegen der Musik seien sogar Besucher aus Stuttgart und München gekommen, die Band sei für viele Thais „ein Stück Heimat“.
Das galt auch für das Angebot an den Verkaufsständen: So gab es beispielsweise Durian, auch bekannt als „Stinkefrucht“. Den Namen trägt sie zurecht: Bereits im Freien konnten die exotischen Delikatessen über mehrere Meter gerochen werden. Was viele Deutsche ekelhaft finden, ist für Thais eine Delikatesse. Andreas Laue aus Aschaffenburg hat die frisch per Flugzeug aus Thailand importierte Ware für 23 Euro pro 500 Gramm angeboten, er hat in Aschaffenburg mit seiner Frau einen Thai-Markt. „Es riecht schlechter als es schmeckt“, erklärt er.
Fischsoße ersetzt in der Thai-Küche sozusagen das Salz
Sie Thailänderin, er Deutscher: Das ist bei den Verkaufsständen eine häufige Kombination. So auch bei Sascha und Saifon Trumm aus Kraichtal. Sie verkaufen Puder, Massagecremes, Haushaltsartikel, Seife und mehr. Er ist Chemiker, sie führt erfolgreich das Geschäft „Top Siam“, und zwar bis auf gelegentliche Marktstände nur übers Internet. Sascha Trumm will mit dem Vorurteil aufräumen, dass thailändische Frauen unterwürfig seien. „Aber es sind die Brasilianerinnen Asiens!“, betont er – sprich: temperamentvoll und durchsetzungsfähig. Zwar seien die Thais generell sehr freundlich, aber die Stimmung könne auch umschlagen bis hin zu Schlägereien – und dann würden sich beispielsweise Frauen an den Haaren ziehen, schildert er zumindest persönliche Erfahrungen. Er sei rund zwei Monate im Jahr in Thailand und beherrscht die Sprache einigermaßen. „Wer eine Ausländerin heiratet, muss sich anpassen.“ Dazu erzählt er eine Geschichte von einem Paar, bei dem der deutsche Mann einer Frau verbot, in der Wohnung Flaschen mit Fischsoße aufzumachen – wegen des Geruchs. Doch die ist ein wichtiges Würzmittel in der Thailändischen Küche und ersetzt sozusagen Salz – die Ehe ging in die Brüche.
Stichwort Essen: Dafür sind die meisten deutschen Besucher gekommen, allein am Sonntag dürften es deutlich über 1000 Menschen gewesen sein. Es gab neben den üblichen Gerichten wie Hähnchen nach Thai-Art und Sommerrollen (nicht Frühlingsrollen!) auch gegrillten Wels und gekochte Eier an einem Holzstab: Diese werden zuerst geleert, dann die Schalen mit Sojasauce, schwarzem Pfeffer und dem Ei wieder gefüllt und rund eine Stunde gedämpft.
Unter den Besuchern waren Jessica Fuchs und Karol Kupczak aus Wiesloch. „Unbedingt die Tom Yum Suppe probieren!“ ist ihr Ratschlag: Die frisch zubereitete Mischung aus Schweinefleisch, Gemüse, Nudeln, Limette, Zucker, Chili und Erdnuss ist in der Tat sehr delikat. Was sie auch sehr mögen: Als Nachtisch Mango mit Klebereis und Kokossoße. Der Geschmack des Essens sei sehr gut, doch würden ähnliche Gerichte in Thailand um die zwei Euro kosten, auf dem Festival zehn bis 15 Euro.
Die Preise kritisiert auch Andi Rodner aus Vogelstang: „Für Thai-Essen etwas überteuert, aber authentisch.“ Er war 1985 das erste Mail in Thailand, „das war eine paradiesische Zeit“. Alles sei sehr günstig gewesen, eine Hütte am Strand drei Mark für eine Nacht, und die Menschen sehr freundlich. Er sei dort oft mit Rucksack unterwegs gewesen, Doch: „Früher hieß es Land des Lächelns, heute lächeln sie vor allem im Süden nur noch, wenn es Geld gibt.“
Bereits erfolgreich in Viernheim und Ludwigshafen
Zu den Preisen erklärt Organisator Michael Wegner: „Die Leute bereiten alles frisch zu und haben für den Verkauf drei Tage Zeit. Bei Regenwetter machen sie minus, es ist für sie eine Mischkalkulation.“ Allerdings würden sie als Veranstalter dann auch nochmal über die Standgebühren reden. Wegner arbeitet eigentlich als Fertigungsleiter in einem Betrieb, seine Frau bietet in Viernheim Wellness Spa Thaimassage an.
Die Idee zum Festival sei vergangenes Jahr entstanden, es sei gleich zweimal auf dem Parkplatz des Rhein-Neckar-Zentrums gelaufen, danach auch in Mörfelden-Walldorf und im Ebertpark in Ludwigshafen. Von den Besucherzahlen, der Stimmung und der Zusammenarbeit mit der Stadt sei er in Mannheim „sehr positiv überrascht. Wir waren auf dem Alten Messplatz nicht in der prallen Sonne, sondern unter den Bäumen. Es war super, das sagen auch die Aussteller. Wir kommen gern nächstes Jahr wieder!“
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