Glaube - Während die Zahl der Gläubigen und damit die Einnahmen durch die Kirchensteuer sinken, steigen die Kosten in den Gemeinden

Evangelische Kirche in Mannheim trennt sich von Gotteshäusern

Von 
Peter W. Ragge
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Die Lutherkirche in der Neckarstadt ist schon umgenutzt und umgebaut als Diakoniezentrum mit Arbeitslosentreff und Internetcafé. © EKMA

Mannheim. Die Evangelische Kirche in Mannheim muss mittelfristig mindestens ein Drittel ihrer Kirchengebäude aufgeben. Das hat Dekan Ralph Hartmann unserer Redaktion bestätigt. Details stünden zwar nicht fest, „aber damit ist zu rechnen“, sagte er. Der Dekan begründete das mit der ständig sinkenden Zahl an Kirchenmitgliedern bei gleichzeitig steigenden Kosten. Bis zum Jahr 2030 rechne er damit, mit 30 Prozent weniger Mitteln zurechtkommen zu müssen.

Schon 2012 waren in Mannheim zwei evangelische Kirchen aufgegeben und abgerissen worden. Für andere fand man neue Nutzungen, etwa im Bereich der Kultur oder der Diakonie. Er sei sich bewusst, dass Kirchtürme „sichtbare Zeichen im Stadtbild“ darstellten und die Vororte oft über Jahrhunderte prägten. Doch angesichts steigender Bau- und Unterhaltskosten sowie zunehmender Ansprüche an Barrierefreiheit und Klimaschutz sei ein Erhalt „nicht darstellbar“, bedauerte Hartmann. Daran ändere auch die Einstufung vieler Gebäude als Kulturdenkmal nichts, denn die Kirche habe einfach nicht das Geld, dessen Anforderungen zu erfüllen.

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Hoher Sanierungsstau

Derzeit sind bei der Evangelischen Kirche in Mannheim noch 30 Kirchengebäude in Betrieb. Bei ihnen gebe es einen Sanierungsstau bis 2025 von 22,5 Millionen Euro. Dem stehen Mittel in Höhe von sechs Millionen Euro gegenüber. „Es muss also etwas passieren“, sagt Hartmann. Der weitere Erhalt aller Kirchen sei jedenfalls „nicht darstellbar“. Welche Gotteshäuser aufgegeben werden, steht aber noch nicht fest. Die Stadtsynode als höchstes Entscheidungsgremium, das aus Vertretern der Gläubigen und Mitarbeitern der Kirche besteht, hat einen Prozess begonnen, den sie „Kirchenmasterplan“ nennt. Er sieht vor, bis zum Frühjahr 2022 ein Konzept zu erarbeiten. „Wir müssen Prioritäten setzen“, so Hartmann.

Dazu werde man die Gebäude in drei Gruppen einteilen. Einmal gebe es sicher Kirchen, die langfristig erhalten und saniert werden sollen. Hartmann beziffert deren Zahl auf „schätzungsweise zwölf Kirchen“. Dazu zählen die große, zentrale Christuskirche in der Oststadt und die Konkordienkirche in den Quadraten. Zudem gebe es Gebäude, in die man nur noch geringe Summen für Reparaturen stecke, um sie vorübergehend weiter zu nutzen. Deren Zahl gibt der Dekan auch mit „etwa zehn bis zwölf“ an. Der Rest habe keine Chance auf Erhalt. Dabei hoffe er, dass die Kirche Partner für eine neue Nutzung finde und sich ein Abriss vermeiden lasse.

Die Kirche müsse „kleiner werden und dabei sichtbar und vor allem wirksam bleiben“, ergänzte Schuldekan Andreas Weisbrod. Der Prozess „Konzentration und Profil“ sieht daher vor, dass die Kirche ihre inhaltliche Arbeit verstärken und doch weiter den Glauben in die Welt tragen wolle.

Redaktion Chefreporter

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