Mannheim/Czernowitz. Die westukrainische Stadt Czernowitz ist erstmals direkt Ziel eines russischen Angriffs geworden. Das hat die Mannheimer Stadtverwaltung mitgeteilt. Czernowitz ist Mannheims Partnerstadt.
Demnach wurde Czernowitz, das nur wenige Kilometer von der rumänischen EU-Grenze entfernt liegt, am Samstag, 12. Juli, von russischen Angriffen getroffen. Dabei kamen mindestens zwei Menschen ums Leben, 14 weitere wurden teils schwer verletzt. Mehrere Gebäude wurden beschädigt. Die Stadt, die bislang als vergleichsweise sicher galt, wurde damit erstmals direkt zur Zielscheibe russischer Raketen- und Drohnenangriffe.
Hilfsgüter aus Mannheim: Solarenergie, Kinderbücher und Krankenhausbedarf
Am 15. Juli habe ein weiterer mit Hilfsgütern beladener LKW das Gelände des Stadtraumservice in Mannheim-Rheinau in Richtung Czenrowitz verlassen, so die Mitteilung weiter. An Bord: eine leistungsstarke Solaranlage, zweisprachige Kinderbücher sowie Bettwäsche für ein Krankenhaus. Der Stadtraumservice hat demnach die logistische und organisatorische Abwicklung des Transports übernommen. Seit 2022 sei der städtische Eigenbetrieb maßgeblich an den zahlreichen Hilfstransporten beteiligt gewesen – sei es durch die Bereitstellung von Fahrzeugen, Lagerkapazitäten oder die Vorbereitung von Hilfsgütern für den Weitertransport.
Oberbürgermeister Christian Specht zeigte sich angesichts der Angriffe erschüttert und betonte die Bedeutung der fortgesetzten Hilfe: „Wir erleben eine weitere Eskalation des Kriegs in der Ukraine, auch gegen Zivilisten. Die jüngsten russischen Angriffe haben zu einer neuen Fluchtbewegung innerhalb des Landes geführt. Czernowitz, das nur 40 Kilometer von der EU-Grenze entfernt liegt, wird dadurch erneut zu einem Zufluchtsort – und ist nun selbst Opfer schwerer Angriffe geworden. Unser Mitgefühl gilt den Familien der Toten und Verletzten. In dieser zermürbenden Situation sind unsere Hilfstransporte nicht nur konkrete Unterstützung, sondern auch ein Zeichen der Hoffnung: Ihr seid nicht allein – wir stehen an eurer Seite.“
Die gelieferte Solaranlage ist demnach ein Baustein zur Stärkung der unabhängigen Energieversorgung in Czernowitz. Insbesondere öffentliche Einrichtungen, wie Krankenhäuser oder Versorgungsbetriebe, sind auf eine verlässliche Stromversorgung angewiesen – doch Stromabschaltungen gehören zum Alltag. Mit einer Leistung von über 39 kWp kann die Anlage mehrere Gebäude autark mit Energie versorgen. Sie ist Teil des Projekts „Verbesserung des Bevölkerungsschutzes in kommunalen Partnerschaften mit der Ukraine“, das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt und aus Bundesmitteln finanziert wird.
Ein weiterer Bestandteil des Transports sind 180 zweisprachige Kinderbücher mit dem Titel „Žuravel – Kranich“, die für den Unterricht von Grundschulkindern in Czernowitz vorgesehen sind. Die Märchen wurden vom Heidelberger Verein Kulturgut in Zusammenarbeit mit der Stadt Mannheim realisiert und von einer ukrainischen Künstlerin liebevoll gestaltet. Weitere 180 Exemplare verbleiben in Mannheim und werden an Schulen und Bibliotheken verteilt.
Zudem erhält die Poliklinik Nr. 2 in Czernowitz, mit der Mannheim im vergangenen Jahr ein gemeinsames Projekt zur physischen und psychischen Rehabilitation umgesetzt hat, dringend benötigte Bettwäsche für die Patientenzimmer.
Die Solidaritätspartnerschaft zwischen Mannheim und Czernowitz besteht seit dem Jahr 2022, dem Beginn des russischen Angriffskriegs. Bereits seit 2015 pflegen beide Städte enge Beziehungen. Mannheim leistet kontinuierlich humanitäre Hilfe – immer orientiert an den konkreten Bedürfnissen der Menschen vor Ort. Für dieses Engagement wurde Mannheim in diesem Jahr mit dem kommunalpolitischen Goerdeler-Preis in Leipzig ausgezeichnet.
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