Stadtentwicklung - Aktionsbündnis „Rettet den Friedrichspark“ erhebt Einspruch gegen den Bebauungsplan Nr.11.44

Einspruch gegen Pläne für Mannheimer Friedrichspark

Von 
Anke Philipp
Lesedauer: 
Im Flächennutzungsplan als Grünfläche ausgewiesen: das Quadrat A 5, auf dem das Rechenzentrum der Universität gebaut werden soll. © Lea Seethaler

Mannheim. Sie sind verärgert, fühlen sich vor den Kopf gestoßen und mit ihren Vorschlägen von der Stadt ignoriert: Die Mitglieder des Aktionsbündnisses „Rettet den Friedrichspark“. Weil die Kommune ihrer Meinung nach sämtliche Bedenken gegen die geplante Bebauung durch die Universität Mannheim vom Tisch gewischt hat, legen Architekten, Vereine und Privatpersonen nun ihrerseits Einspruch vor dem endgültigen Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan (B-Plan) sowie die entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans ein. Außerdem soll ein Bürgerbegehren geprüft werden.

Mit viel Mühe habe man Argumente gegen den Bebauungsplan „Entwicklung des Friedrichsparks und der Universität Mannheim“ zusammengetragen und aufgelistet. „Nun macht der Apparat einfach weiter so, als wäre nichts gewesen“, ärgern sich die Mitglieder Winfried van Aaken und Johannes Striffler über das Vorgehen der Behörden. Die zahlreich eingebrachten Stellungnahmen zum Vorentwurf hätten jedenfalls keinerlei Beachtung gefunden und keinerlei Auswirkungen auf den Entwurf gehabt.

Mehr zum Thema

Kommentar Friedrichspark-Bebauung noch mal überdenken, bitte!

Veröffentlicht
Kommentar von
Anke Philipp
Mehr erfahren
Gemeinderat

Erweiterung der Uni Mannheim: Votum für Gebäude im Friedrichspark

Veröffentlicht
Von
Timo Schmidhuber
Mehr erfahren
Stadtplanung

Schlosspark: Mannheimer richten Hilferuf nach Stuttgart

Veröffentlicht
Von
Anke Philipp
Mehr erfahren

„Alternativen nicht geprüft“

Wie mehrfach berichtet, möchte die Universität nach Abbruch des Eisstadions und mit Auslaufen des Pachtvertrages im Park drei Gebäude neu errichten. Ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren wurde von der Stadt 2020 auf den Weg gebracht. Dabei wäre nach Ansicht des Bündnisses zunächst einmal wichtig gewesen, mit der Bürgerschaft über die Pläne für eine künftige Nutzung zu diskutieren. Erst danach hätte man überlegen können, ob die Uni hier Platz finden könne. Und: Auch alternative Standorte in der Stadt, die ja vorhanden seien, hätten geprüft werden müssen, kritisieren die Aktiven. All dies habe nicht stattgefunden, Beiträge existierender Studien (EKI, Gehl, Blau-Mannheim-Blau) würden ignoriert. Stiffler: „Dagegen wird einzig der Wunsch der Uni nach einer Erweiterung in den Friedrichspark als städtebauliches Ziel gesetzt und als Basis weiter reichender Entscheidungen genommen.“ Für die Gegner eine verkehrte Vorgehensweise und mangelnder Wille zur Federführung.

Lokales

Drohnenvideo: Das Eisstadion am Friedrichspark vor dem Abriss

Veröffentlicht
Laufzeit
Mehr erfahren

In dem Schreiben an Stadt, Nachbarschaftsverband und Gemeinderäte listet das Bündnis nochmals Nachteile durch die beabsichtigte Park-Bebauung auf: So werde etwa der historisch gewachsene Rang des Geländes als Freizeit- und Sportfläche für die Bürger weder beachtet noch berücksichtigt. Eine echte Beteiligung der interessierten Öffentlichkeit finde nicht statt. Der Schlossgarten werde endgültig aufgegeben und mutiere von einem Sport- und Freizeitgebiet zu einem Neubaugebiet. „Die Stadt negiert hier ihre eigenen Planungsziele“, so Striffler und van Aaken. Frischluftschneisen und Klimafolgen würden jetzt missachtet und kleingeredet.

Der B-Plan-Entwurf klammert laut Aktionsbündnis zudem die bereits bekannten zusätzlichen Baukörper südlich der Bismarckstraße als auch das Rechenzentrum auf A 5 aus. Speziell dort auf A 5 habe die Stadt ohne Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan und ohne Bebauungsplanverfahren der Universität und den Landesbehörden auf deren Bauvoranfrage einen positiven Bescheid erteilt. „Ein Einbezug der Bevölkerung hat nicht stattgefunden“, heißt es. Zudem: Der Flächennutzungsplan, der eigentlich als Grundlage für die Entwicklung des B-Plans dient, wurde erst später öffentlich ausgelegt. All dies wird deshalb vom Bündnis rechtlich infrage gestellt.

Friedrichspark: Das Verfahren und die Gegner

  • Land und Stadt haben in einem Planungsprozess Möglichkeiten erarbeitet, den Friedrichspark nach Abriss des Eisstadions 2021 aufzuwerten und bauliche Entwicklungsperspektiven für die Universität zu entwerfen.
  • 2017 wurde ein städtebaulichlandschaftsplanerischer Wettbewerb veranstaltet. Empfohlen wurde eine Bebauung entlang der Bismarckstraße. Diese Pläne wurden von Mitgliedern der Architektenkammer kritisiert.
  • Der Rahmenplan wurde überarbeitet, ein Klimagutachten eingeholt. Auf A 5 möchte die Uni ab 2022 ihr Rechenzentrum bauen. Mindestens zwei Gebäude sollen entlang der Bismarckstraße 2026 fertig werden.
  • Der Gemeinderat hat dazu im März 2020 den Bebauungsplan „Entwicklung des Friedrichparks und der Universität Mannheim (Nr.11.44) aufgestellt.
  • Zum Aktionsbündnis „Rettet den Friedrichspark gehören: die Architekten Peter Fischer, Johannes Striffler, Winfried van Aaken und Hartwig Theobald, Dekan Karl Jung, die Bürgervereine Innenstadt West und Östliche Innenstadt, das Netzwerk Kapuzinerplanken, der Verein Friedrichsplatz sowie der Verein Stadtbild und die Werbegemeinschaft City Mannheim.
  • Sie alle plädieren für eine Wiederherstellung des Parks als Beitrag zur Stadtreparatur. 

Neues Gutachten gefordert

Auch Fragen der Hafenentwicklung sowie Fragen der künftigen Verkehrsführung nach Ludwigshafen (Flyover) würden nicht betrachtet. „Dies alles gereicht zum schwerwiegenden Schaden für die Bürger“, so das Fazit. Das Bündnis fordert daher ein aktualisiertes Gutachten, das auch die westliche Innenstadt und alle angrenzenden Areale in den Blick nimmt. Im Hafen müsse der seit Jahren geforderte Masterplan endlich erarbeitet werden. Insgesamt, so die Prognose der Architekten, „leistet der Campus null Beitrag zur Stadtentwicklung im Vergleich zu einer Lösung in den Quadraten oder im Hafen“. Stattdessen schaffe die Maßnahme in negativer Weise Fakten für künftige Entwicklungen und schade dem Image der Stadt.

Redaktion Mitglied der Lokalredation, seit 1991 zuständig für den Bereich Mannheim-Mitte mit den Stadtteilen Innenstadt, Jungbusch, Neckarstadt-West und-Ost, Schwetzingerstadt, Oststadt, Neuostheim und Neuhermsheim.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen