Mannheim. Die Uni wollte nochmals zeigen, wie wichtig ihr die drei geplanten Erweiterungsbauten sind, die nach dem Abriss des alten Eisstadions im nördlichen Teil des Friedrichsparks entstehen sollen. Rektor Thomas Puhl und Kanzlerin Barbara Windscheid waren beide in die Sitzung des Technik-Ausschusses des Gemeinderats gekommen, wo es um den Bebauungsplan für diesen Bereich ging. Das Projekt ist umstritten, Bürgerinitiativen sind unter anderem aus Klima-Gründen gegen die Gebäude. Doch im Ausschuss gab es eine große Mehrheit für den sogenannten Billigungsbeschluss - nur die Fraktion der Freien Wähler/Mannheimer Liste (ML) stimmte dagegen.
Jetzt haben zum Beispiel betroffene Behörden nochmals einen Monat Zeit für Stellungnahmen, dann stimmt der gesamte Gemeinderat endgültig über den Bebauungsplan ab. Die Uni dürfte damit ab Ende dieses Jahres Baurecht haben. Mindestens zwei der drei mehrgeschossigen Gebäude sollen den Plänen zufolge bis 2026 fertig sein.
Zahlreiche Bürgerinitiativen wehren sich
Bürgerinitiativen, allen voran das Aktionsbündnis „Rettet den Friedrichspark“, zu dem Innenstadt-Bürgervereine, der Verein Stadtbild und die Werbegemeinschaft City gehören, wehren sich schon lange gegen die Bebauung. Sie bewerten den Park als wichtig für Frischluft und Klima in der Innenstadt und fordern nach dem Eisstadion-Abriss die Wiederherstellung des historischen Schlossparks. Erst kürzlich hatten sie sich damit per Brandbrief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann gewandt - auch mit dem Hinweis, dass nach der Pandemie möglicherweise an mehreren Stellen in der Stadt Büro- und Handelsflächen frei würden, die die Uni ja stattdessen nutzen könnte. Aber ohne Erfolg.
„Wir stehen unter enormem Zeitdruck“, sagte Uni-Rektor Puhl in der Sitzung. Die Hochschule brauche die neuen Gebäude dringend. Denn erst dann könne man die geforderten Brandschutz-Sanierungen im Ostflügel des Schlosses angehen. Sonst machen uns die Behörden „den Laden dicht“. Puhl betonte auch, dass die Gebäude der Uni möglichst nah beieinander sein sollen. Zwischen den Vorlesungen gebe es immer eine Viertelstunde Pause, in dieser Zeit müssten die Wege machbar sein. Ansonsten müsste die Uni ihre Belegungspläne strecken. Das wiederum sei schwierig. „Wir haben heute schon die höchste Auslastungsquote aller Hörsäle im Land. Bei längeren Pausen bräuchten wir noch mehr Räume."
Bei der anschließenden Diskussion war vielen Stadträten durchaus anzumerken, dass die Entscheidung keine leichte ist. Die Grünen betonten, die Uni müsse wettbewerbsfähig bleiben. Stadtrat Gerhard Fontagnier sagte aber auch, dass bei zunehmend steigenden Temperaturen „jeder verbaute Quadratmeter Schwierigkeiten macht“. Zwischen den geplanten Häusern bleibe allerdings „genug Platz“ für Frischluft. „Aber nach diesen drei Gebäuden muss Schluss sein mit der Bebauung des Friedrichsparks.“
Vorschriften beim Bebauungsplan
Auch die SPD will der Uni die Entwicklung ermöglichen. Isabel Cademartori erwartet vom Land aber, dass die Bebauung „nachhaltig und ökologisch“ ist. Es sei gut, dass der Bebauungsplan hier Vorschriften mache. Demnach müssen 30 Prozent der Fassaden begrünt sein. Ihr ist wichtig: „Der Friedrichspark wird nicht zubetoniert.“
Darauf wies auch Dennis Ulas (LI.PAR.Tie) hin. Die neue Bebauung versiegele rund ein Drittel weniger Fläche als das Eisstadion. Wolfgang Taubert (FDP/Mittelstand für Mannheim) lobte, dass der Campus-Gedanke der Uni erhalten bleibe. Rüdiger Ernst (AfD) betonte, dass nach dem Eisstadion-Abriss hinter den neuen Gebäuden eine zusammenhängende Grünfläche entstehe, was den „heruntergekommenen“ Schlosspark aufwerte. Auch Alexander Fleck (CDU) votierte für den Bebauungsplan.
Einzig die ML sprach sich dagegen aus. Eine Bebauung passe nicht zum Klimawandel, sagte Christopher Probst. „Wir wollen die Grünfläche komplett entsiegeln und sie den Bürgern der Innenstadt zurückgeben.“ In einem Antrag zur Sitzung hatte seine Fraktion gefordert, dass die Universität „verstärkt neue, frei werdende Räume und Flächen im Bereich der Quadrate und im Hafengebiet sucht“. Eine Mehrheit fand sie damit allerdings nicht.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Schaler Beigeschmack bei Uni-Erweiterung in Mannheim