Frau Lawinger, Sie haben meine Tochter im Mai hier in der LanzKapelle getraut. Leider war mein Schwiegersohn zuerst im falschen Standesamt. Im Gegensatz zu uns sind Sie ziemlich cool geblieben.
Lena Lawinger: Das stimmt. Ich kann mich noch gut an die Trauung erinnern. Ich weiß ja aus Erfahrung, dass die Brautpaare und die Familien oft sehr aufgeregt und nervös sind. Ich bleibe aber meistens gelassen und entspannt, denn ich kenne ja den Ablauf.
Läuft es wirklich am Ende immer rund? Was haben Sie denn in der Rubrik Pleiten, Pech und Pannen schon erlebt?
Lawinger: Da muss ich Sie enttäuschen. Richtig schiefgelaufen ist es noch nie. Aber jede Eheschließung ist unterschiedlich. Keine läuft so ab, wie es sich das Brautpaar vorstellt.
Inwiefern?
Lawinger: Die Erwartungen an diesen Tag sind einfach riesengroß. Oft kommen die Freunde auch nicht rechtzeitig und platzen mitten in die Trauung rein. Das steigert die Nervosität beim Brautpaar.
Bringt Sie gar nichts aus der Ruhe?
Lawinger: Doch, wenn wir viel zu spät beginnen, ist das natürlich schon ein Problem. Ich habe für eine Trauung ja nur eine Stunde Zeit. Wenn wir dann kurz vor halb noch immer nicht anfangen können, weil zum Beispiel ein Cousin fehlt, muss es halt ohne den losgehen. Da dränge ich dann schon darauf.
Wer ist in der Regel nervöser: die Braut oder der Bräutigam?
Lawinger: Ich habe den Eindruck, dass der Bräutigam nervöser ist, kann Ihnen aber nicht genau sagen, woran ich das festmache. Die Bräute haben am Hochzeitstag eher die Kontrolle, die wissen, was passiert. Der Bräutigam ist froh, wenn er zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Zur Person: Lena Lawinger
- Lena Lawinger wurde am 2. November 1987 in Schwetzingen geboren. Sie lebt in Reilingen. Nach ihrem BWL-Studium in Mannheim war sie unter anderem Verwaltungsleiterin des GIG7- Gründerinnenzentrums.
- Seit 2019 ist Lena Lawinger Chefin des Bezirksbürgerservice der Stadtteile Friedrichsfeld, Rheinau und Seckenheim. In dieser Eigenschaft nimmt sie samstags Trauungen vor.
Haben Sie es schon mal erlebt, dass eine Braut sitzengelassen wurde?
Lawinger: Zum Glück nicht. Ich hatte aber einmal die Situation, dass die Braut viel zu spät kam, da wurde der Bräutigam richtig nervös.
Das ist aber eher selten?
Lawinger: Das würde ich so nicht sagen. Manche Bräute nehmen sich schon viel Zeit, um sich hübsch zu machen. Bis dann das Kleid oder die Frisur sitzt – das kann schon dauern.
Wer quatscht denn mehr: die Braut oder der Bräutigam?
Lawinger: Sagen wir mal so: Die Männer sind nicht verschwiegener, aber sie schauen doch immer in Richtung Braut, um zu sehen, ob es okay war, was sie gesagt haben. Sie sind da ein bisschen ängstlicher.
Haben Sie schon Paare getraut, die keinen besondern glücklichen Eindruck auf Sie gemacht haben?
Lawinger: Bei meiner zweiten Eheschließung dachte ich, dass der Bräutigam überhaupt keine Lust hatte. Schon beim Vorgespräch zweifelte ich, ob er überhaupt den Beitritt unterschreiben würde, denn die Anmeldung zur Eheschließung hatte nur die Braut unterzeichnet. Ich hatte wirklich Bammel, ob das gut geht. Als ich das Paar dann bei der Trauung bat, sich zu erheben, stützte er sich am Tisch ab und sagte: Heute ist nicht mein Tag. Da dachte ich mir: Was mache ich jetzt, wenn der Nein sagt? Das wäre echt der Kracher gewesen. Er schaute auch die ganze Zeit aus dem Fenster. Als ich dann meinte, er dürfe jetzt die Braut küssen, sagte er: Boah, und das jetzt auch noch! Da meinte ich: Das war mit Ihrer Frau doch so besprochen.
Sie wirkten auf mich bei der Trauung ziemlich begeistert. Gehört das zu Ihrem Naturell oder sind Sie nur auf dem Standesamt so?
Lawinger: Ich glaube, ich bin schon sehr begeisterungsfähig, dennoch frage ich auch im Alltag kritisch nach. Auf dem Standesamt mache ich das aber nicht. Denn ich gehe davon aus, dass das Paar sich gegenseitig prüft, bevor es vor mir steht.
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Erzählen Sie bei einer Trauung immer dasselbe?
Lawinger: Ich habe natürlich eine Standardrede, aber bevor es mir langweilig wird, schreibe ich eine neue. Ich will auch Freude daran haben und mich nicht langweilen. Ich traue die Paare ja gerne. Außerdem will ich auch nicht, dass dann die Schwester oder der Bruder später bei ihrer Hochzeit sagen: Die hat die gleiche Rede gehalten wie bei dir.
Wie unterscheiden sich die Paare denn so?
Lawinger: Im Prinzip nicht so sehr. Es gibt zwar auf den ersten Blick zwei verschiedene Arten.
Nämlich?
Lawinger: Gegensätze ziehen sich an oder gleich und gleich gesellt sich gern. Aber meistens ist es doch eine Mischung aus beidem.
Wo werden denn die Heiratsan- träge am meisten gemacht?
Lawinger: Viele im Urlaub. Aber auch ein Antrag im Wohnzimmer muss nicht unromantisch sein.
Sie haben bei der Hochzeit meiner Tochter nach Details wie „Wo habt Ihr euch kennengelernt?“ gefragt. Das fand ich sehr schön. Machen das alle Ihre Kolleginnen und Kollegen so oder ist das Ihr spezielles Markenzeichen?
Lawinger: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich mache das aber gerne auf diese Art. Viele Paare kenne ich nicht, die melden sich vorher kaum und fragen oft nur nach organisatorischen Dingen. Ich bin aber auch neugierig, denn Braut und Bräutigam verbindet ja auch eine gemeinsame Geschichte. Da will ich schon wissen, wo sie sich kennengelernt haben und wie lange sie schon zusammen sind.
Wo lernen sich die Paare kennen?
Lawinger: Das ist völlig unterschiedlich. Vielleicht liegt es an der Pandemie, viele Verbindungen sind jedenfalls im Internet entstanden. Sonst gibt es da keinen Trend, die Leute treffen sich bei Feiern, in der Kneipe oder bei der Arbeit. Also überall, wo Menschen sind.
Sie haben bei meiner Tochter auch Albert Camus zitiert, wenn ich mich da richtig erinnere.
Lawinger: Ja. „Einen Menschen lieben, heißt einwilligen, mit ihm alt zu werden“, heißt das Zitat.
Forschen Sie manchmal aus Neugier nach, wie lange die Ehen halten, oder wäre das verboten?
Lawinger: Das mache ich nicht.
Dürften Sie es?
Lawinger: Wenn ich mir die Daten merken würde, könnte ich das über das Einwohnermeldeamt machen. Aber ich habe daran kein Interesse. Ich wünsche den Paaren ja alles Gute, da wäre es ja merkwürdig, wenn ich da nachforschen würde.
Auch wenn Sie so schöne Dinge über die Liebe sagen – denken Sie nicht manchmal, wenn Sie ein Paar sehen: Meine Güte, das kann ja nichts werden?
Lawinger: Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die schon wissen, worauf sie sich einlassen …
… Ihr Optimismus in allen Ehren …
Lawinger: … deshalb gehe ich immer davon aus, dass die Verbindungen halten.
Sie glauben also an die große Liebe ?
Lawinger: Ja, ich glaube an die große Liebe.
Sind Sie selbst verheiratet?
Lawinger: Nein.
Warum nicht?
Lawinger: Ich habe den Partner fürs Leben noch nicht gefunden.
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