Mannheim. Werden Mädchen in Mannheim genug gehört? Wie ist ihre Lage? Werden ihre Interessen angemessen berücksichtigt? Eine neue Koordinierungsstelle Mädchenarbeit soll auch diese Fragen jetzt im Blick haben. Wie Zahra Deilami, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, erklärt, will die Koordinierungsstelle strukturelle Benachteiligungen aufspüren und sie in Kooperation mit relevanten Akteurinnen und Akteuren beseitigen. Sie verstehe sich als Lobby, damit vorhandene Ressourcen „gerechter verteilt werden“, so Deilami.
Gelingen soll dies neben Vernetzen und Beraten von Fachkräften auch durch Öffentlichkeitsarbeit, die für Belange von Mädchen sensibilisiert, so Deilami. So sollen Events und Kampagnen geplant und umgesetzt werden. Die Einrichtung der Koordinierungsstelle geht auf einen durch mehrere Fraktionen unterstützen Antrag im Zuge der Haushaltberatungen 2023 des Gemeinderats zurück.
Mannheims Sozialarbeiterin Elena Seipel arbeitet eng mit der städtischen Gleichstellungsbeauftragten zusammen
Um auf kommunaler Ebene eine Anlaufstelle und Interessensvertretung für Mädchen und junge Frauen zu bieten, hat dazu bereits im Frühjahr die Mitarbeiterin der neuen Koordinierungsstelle beim Jugendamt und Gesundheitsamt ihre Tätigkeit aufgenommen. In dieser Rolle arbeitet die Sozialarbeiterin Elena Seipel eng mit der städtischen Gleichstellungsbeauftragten, der Arbeitsgemeinschaft parteiliche Mädchenarbeit und dem Netzwerk Mädchenarbeit (NEM*A) zusammen. Seipel sagt, sie möchte mit ihrer Arbeit „die notwendigen Strukturen dafür schaffen, langfristig sicherzustellen, dass Mädchen und junge Frauen in Mannheim gelingend aufwachsen können, ohne aufgrund ihres Geschlechts oder anderer Diskriminierungsformen benachteiligt zu werden“. In der Bezeichnung Mädchen oder Frauen seien in diesem Zusammenhang alle einbezogen, die sich als Mädchen oder als junge Frau verstehen, sowie Menschen, die sich nicht im System der Zweigeschlechtlichkeit verorten können.
Mithilfe der Koordinierungsstelle soll auch „ein vielschichtiger Blick auf den gemeinsamen Schwerpunkt“ möglich werden. Barbara Stanger, Vorsitzende der AG parteiliche Mädchenarbeit und Leiterin des Vereins Förderband, sieht den Sinn einer solchen Stelle darin, „dass die Erfahrungen der Mannheimer Fachfrauen in der Mädchenarbeit gebündelt und gesichert werden, damit Mädchenarbeit in Mannheim unabhängig vom enormen Engagement einzelner Fachfrauen strukturell abgesichert wird“.
Mädchenarbeit müsse „fester Bestandteil der Stadtgesellschaft werden.“ Denn: „Auch heute ist diese nach wie vor wichtig, weil nicht alle Mädchen die gleichen Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben mitbringen. Gerade diese Mädchen müssen durch außerfamiliäre Angebote gestärkt werden und Räume zur freien Entfaltung erhalten.“
„Mädchen und junge Frauen werden in unserer Gesellschaft nach wie vor entlang des Geschlechts und den damit verbundenen Rollenzuschreibungen definiert“, macht Deilami deutlich. „Diese Vorstellungen beeinflussen ihre Lebensverläufe und Chancen und münden häufig in gesellschaftlichen und individuellen Benachteiligungen.“ Ziel von Mädchenarbeit sei es daher, diese durch pädagogische Begleitung in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und Räume zu bieten, „in denen sie Selbstwirksamkeit erleben können“. Anlaufstellen, Schutz und Hilfe und Freizeitangebote für Mädchen gibt es unter www.shorturl.at/jyb33
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