Einbürgerungsfeier

Einbürgerung: Stadt begrüßt neue Mannheimerinnen und Mannheimer

1120 Menschen sind bislang in diesem Jahr eingebürgert worden. Oberbürgermeister Christian Specht hat die neuen Mannheimerinnen und Mannheimer bei einer Feier in der Festhalle Baumhain im Luisenpark begrüßt

Von 
Roland Schmellenkamp
Lesedauer: 
Podiumsgespräch: Moderatorin Rosa Omenaca Prado (v. l.) mit Juan Martin, Sogol Haas und Laszlo Szitko. © Roland Schmellenkamp

Mannheim. „Fragen kostet nichts!“ - mit diesem Satz erklärt Mohammed Alsaadi, wie er es bei der Einbürgerungsfeier der Stadt auf die Bühne geschafft hat und in der Festhalle des Luisenparks eine kurze Rede hielt, obwohl dies gar nicht auf dem Programm stand. Zuerst sei er zum Veranstaltungsteam gegangen, wo die Bitte des 25-jährigen gebürtigen Syrers abgelehnt worden sei.

Danach habe er Oberbürgermeister Christian Specht gefragt, mit dem sich vor der Feier frisch eingebürgerte Menschen fotografieren lassen konnten. Der habe gesagt „kein Problem, wenn es kurz ist“. Auf der Bühne sprach Alsaadi vor den rund 600 Gästen mehrfach von „tiefer Dankbarkeit gegenüber Deutschland“ und erklärte: „Als jemand, der aufgrund des Krieges in Syrien flüchten musste, war es für mich nicht leicht, mein Zuhause zu verlassen und in einem fremden Land neu anzufangen.“ Der Zahntechniker-Lehrling betonte, dass er die Gesetze und das Grundgesetz achten werde.

OB Christian Specht mit Sean Turner im Schottenrock. © Roland Schmellenkamp

OB Specht hatte in seiner Rede gesagt, dass „für die Staatsbürgerschaft das Bekenntnis zur demokratischen Gesellschaft und deren Werten wichtig ist“. Applaus gab es bei seiner Aussage, dass Deutschland „niemals wieder Ort der Willkür und Menschenverachtung sein darf“. Freiheit, Solidarität und Gleichheit müssten gelebt werden. Die Leistung der Eingebürgerten verdiene Respekt, sagte Specht, auch weil „unsere Sprache nicht die einfachste ist“.

Das war auch Thema beim Podiumsgespräch mit drei neuen Staatsbürgern: Für Juan Martin aus Argentinien sei das Lernen der deutschen Sprache sehr schwierig gewesen. Doch: „Ich habe mich 2013 sofort in Mannheim verliebt und 2016 meinen Engel gefunden“, erzählt er und meint damit seine Frau. Zuerst war er Profi-Baseballer bei den „Tornados“, danach hatte er Jobs im Großmarkt, als Paketzusteller und auf Baustellen, bevor er eine Ausbildung zum Speditionskaufmann abschloss. „Es lohnt sich, wenn man sich bemüht. Dann gibt es in Deutschland viele berufliche Möglichkeiten.“

Einbürgerungen in Mannheim

  • Voraussetzungen für die Einbürgerung sind: unbefristetes Aufenthaltsrecht oder befristete Aufenthaltserlaubnis mit Zweck zum dauerhaften Aufenthalt, das Ablegen eines Einbürgerungstests, seit mindestens fünf (früher acht) Jahren gewöhnlicher Aufenthalt in Deutschland (mit Ausnahmen kürzer), Lebensunterhalt durch eigenen Verdienst (keine Sozialhilfe), Deutschkenntnisse auf einem gewissen Niveau und das Bekenntnis zum Grundgesetz. Mit der Reform 2024 ist auch Staatsbürgerschaft in zwei Ländern zugelassen.
  • In diesem Jahr wurden in der Stadt bisher 1120 Menschen eingebürgert, die häufigsten Herkunftsländer war Syrien (225) und Türkei (189). Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 790 Personen.

Dass Freiheit und Gleichberechtigung von Frauen in vielen Ländern nicht vorhanden sind, berichtete die Iranerin Sogol Haas: „Es gibt dort für Frauen viele Einschränkungen. Schon wegen der Kleidung, die ich heute trage, würde man mich verhaften.“ Ihre Mutter habe bereits in Mannheim gelebt und erzählt, wie toll es hier sei. Sogol Haas kam mit einem Studienvisum, zuvor hatte sie im Iran am Goethe-Institut Deutsch gelernt. Sie betont: „Ich bin stolz auf meinen deutschen Pass, auf mich und sehr dankbar!“ Wie die beiden anderen Gäste auf dem Podium ist sie mittlerweile verheiratet und hat ein Kind.

Mehr zum Thema

Integration

Mannheims Oberbürgermeister Specht trifft die albanische Community

Veröffentlicht
Von
Kilian Harmening
Mehr erfahren
Fest

Einbürgerung: Mannheim feiert mit neuen Staatsbürgern

Veröffentlicht
Von
Roland Schmellenkamp
Mehr erfahren
Migrationsstadt Mannheim

Warum die Familie von Mustafa Badawi nach Mannheim kam

Veröffentlicht
Von
Eva Baumgartner
Mehr erfahren

Der dritte ist Laszlo Szitko aus Ungarn, der bereits als Austauschschüler in Deutschland war: „Mein Vater ist Tischler, er hat ,Made in Germany’ immer geliebt; das Werkzeug war gut.“ Der Jazz-Pianist war mit 22 ein Jahr auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs und „habe festgestellt, dass ich mich als Europäer fühle, nicht als Ungar“. Nach Mannheim kam er, weil hier ein Professor, den er sehr schätzt, Pianist ist, und stellte fest: „Hier gibt es mit Enjoy Jazz ein Festival mit Konzerten über einen Monat. Ich habe mich gefragt: ,Wo bin ich gelandet? Im Paradies?“ Möglichkeiten wie hier hätte er als Jazzmusiker in Ungarn nicht gehabt. Seit gut zehn Jahren ist Szitko mit einer Japanerin liiert.

Fühlt sich in Deutschland heimisch: der Iraner Omid Faraji-Hesar. © Roland Schmellenkamp

Unter den frisch eingebürgerten ist auch Kelly Reyes (36) aus Kolumbien, die 2013 ihren jetzigen Ehemann Tim Beller kennengelernt hatte. Sie arbeitete unter anderem in der „Alten Feuerwache“ bei der Künstlerbetreuung. Ihr gefällt das Essen in Deutschland, viele gute Leute in der Stadt und das Multikulturelle sowie die Sicherheit. Die Farbige hat allerdings auch schon schlechte Erfahrungen gemacht: „Einmal wurde ich auf der Straße beleidigt, einer sagte, ich soll zurück nach Afrika gehen.“ Bei der Einbürgerung sei sie in der Behörde gut behandelt worden, beim Bürgerservice zuvor allerdings auch mehrmals schlecht.

Mit Schottenrock kam der Chemiker Sean Turner zur Feier, er ließ sich zusammen mit seiner Frau einbürgern. Der 55-Jährige arbeitet in der Region für einen US-Konzern und lebt hier seit 20 Jahren: „Mannheim ist eine attraktive Stadt und hat viel Energie, die Qualität der Schulen ist hoch, Kultur und viel Natur und das Klima ist sehr gut!“ Die Einbürgerung sei problemlos verlaufen, der Vorgang habe ein Jahr gedauert.

Feststimmung in der Festhalle Baumhain im Luisenpark: Mannheim begrüßt seine neu Eingebürgerten. © Roland Schmellenkamp

Der Ingenieur Omid Faraji-Hesar (43) stammt aus dem Iran und kam 2016 hierher, „schon seit meiner Kindheit fand ich Deutschland interessant“. Seine Frau lernte er im Iran kennen, aber Sabina Schmidt hat einen deutschen Vater. Sie sagt über ihren Mann: „Er fühlt sich hier wohl. Vor sechs Jahren waren wir im Iran zu Besuch, er sagte mir nach zwei Wochen: Ich möchte nach Hause - also nach Deutschland.“ Faraji-Hesar dachte allerdings zu Anfang, dass er es nicht schaffen würde, die Sprache zu lernen. Später bildete er sich im Bereich Qualitätsmanagement weiter, fand aber trotz 75 Bewerbungen keinen Job: Grund sei, so sagt er, nicht Ausländerfeindlichkeit gewesen, sondern weil man in den Firmen dachte, dass nach wenigen Jahren sein Deutsch noch nicht gut genug wäre. Nun ist er stellvertretender Betriebsleiter.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke