Auflösung „Erkennen Sie Mannheim?“ Folge 230

Ein Mannheimer Haus, das nachdenklich macht

Rodelfahrt, Tuberkuloseklinik und Nazizeit: Bei unserem History-Rätsel haben uns Leserinnen und Leser schöne, aber auch beklemmende Erinnerungen eingesendet.

Von 
Lea Seethaler
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So sah das Mannheimer Pauline-Maier-Haus früher aus. © Marchivum

Mannheim. Diesmal war unser „Erkennen Sie Mannheim?“-Rätsel wirklich schwer: Wir zeigten ein Gebäude, das es so in der Form heute nicht mehr gibt. Es ist das Pauline-Maier-Haus in der Bassermannstraße/Ecke Lessingstraße. „Das Gebäude wurde Anfang der Dreißigerjahre als jüdisches Altersheim durch den Architekten Fritz Nathan erbaut. Im Krieg beschädigt, wurde es Anfang der Fünfzigerjahre wieder verändert aufgebaut und als Tuberkuloseklinik genutzt“, schreibt uns dazu Leser Wolfgang Wette. „Später diente es als städtisches Altersheim. Inzwischen abgerissen, wurde es durch einen Neubau ersetzt.“

Im Pauline-Meier-Haus „verstorbene Heimbewohner gezeigt bekommen“

„Im Pauline-Maier-Haus habe ich 1980 meine Verwaltungsausbildung bei der Stadt Mannheim begonnen“, schreibt uns indes Bernd Hahner. „Die damalige Leiterin des Pauline-Maier-Hauses war eine Frau Danderski und ich erinnere mich an meinem ersten Ausbildungstag an einen Hausrundgang, an dem ich unter anderem auch die beiden Kammern für die Aufbahrung der verstorbenen Heimbewohner gezeigt bekam, für mich als jungen Menschen ein beklemmendes Gefühl“, so Hahner nachdenklich. „Aber insgesamt waren dort für mich die sechs Monate praktische Ausbildung in der Verwaltung eine positive Lebenserfahrung und das gute Miteinander mit dem Verwaltungs- und Pflegepersonal sowie den Heimbewohnern hat dazu beigetragen“, blickt er zurück.

Heute stehen an dem Ort Eigentumswohnungen. © Thomas Tröster

Der Fährmann beförderte die Kinder mit dem Ruderboot

„Bleibende Kindheitserinnerung an diese Mannheimer Region aus den 1950er bis 60er Jahren war der Tag für Tag präsente Fährmann am Neckar, der uns für ein paar Groschen mit seinem Ruderboot bereitwillig auf die andere Neckarseite beförderte, wenn wir beispielsweise mit Mutter oder Vater zu einem Krankenbesuch zu Fuß ins ,Städtische‘ unterwegs waren, so war die damalige Kurzbezeichnung des heutigen Klinikums“, berichtet Winfried Blank, der seit sechs Jahrzehnten treuer „MM“-Leser ist, wie er schreibt. „Das größte Abenteuer dabei war besonders für die Älteren das Ein- beziehungsweise Aussteigen aus dem schaukelnden Ruderboot, wobei sich der Fährmann stets als ausgesprochen hilfreich erwies“, so Blank. „Zur Schnee bedeckten Winterszeit pilgerten wir Kinder mit unseren Rodelschlitten gerne aus der Schwetzinger Vorstadt auch mal dorthin an den Neckardamm, um voll Begeisterung immer wieder den Hang runter zu rodeln - einer rasanter als der andere“, weiß er noch zu dem Ort zu erzählen.

Erkennen Sie Mannheim?

  • Als Gewinner der Folge 230 sind gezogen worden: Ingeborg Wykypiel, Winfried Blank und Bernd Hahner.
  • Die nächste Folge 231 unserer Rätsel-Serie „Erkennen Sie Mannheim?“ erscheint am Mittwoch, 16. Juli. Die Auflösung zu Folge 231 erscheint am Donnerstag, 23. Juli.
  • Alle Serienteile unter www.mannheimer-morgen.de/erkennen-sie-mannheim.

Pauline Maier aus Mannheim wurde nach Auschwitz deportiert und starb dort

„Bei dem Umbau 1936 des östlichen Flügels des Altersheimes in ein Krankenhaus hat die heute wohl bekannteste jüdische Krankenschwester in Mannheim, Pauline Meier (1877-1942), den Architekten und die Bauleitung beraten“, schreibt Karlheinz Trumpp zur Namensgeberin. „Sie leitete nach Fertigstellung des Krankenhauses dieses als Oberin. Am 22. Oktober 1940 begleitete Pauline Maier ihre Patienten bei deren Deportation nach Gurs. Dort wirkte sie weiter in der Pflege. Im August 1942 wurde sie nach Auschwitz deportiert, da es ihr Wunsch war, bei ihren Patienten zu bleiben. Ihr Leben endete in Auschwitz.“ Karlheinz Trumpp weiß zudem, dass der Gebäudekomplex im Dezember 1941 zum Polizeikrankenhaus umfunktioniert wurde.

„Ich wurde immer nachdenklich, wenn ich dort vorbeiging“

„Die Aufnahme muss dem Verkehrszeichen nach (Pfeilschild im rechten Bildrand) vor den 50er Jahren entstanden sein. Vielleicht sogar noch in den 30er Jahren, als Nachbar ist mir die ehemalige Situation bekannt“, mutmaßt derweil Leser Ronald Kasper. Die Leserin und Ärztin Ingeborg Wykypiel schreibt uns unterdessen eine ganz konkrete Erinnerung an ihren Arbeitsalltag: „Dort habe ich als Hausärztin viele Patienten in der Altenheim- sowie Pflegeabteilung ärztlich betreut.“

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Leser Michael Knoll verweist auf die nahe gelegene Schule: „Ich ging von 1967 bis 1975 selbst ins Lessing Gymnasium und wir hatten als unsere Fahrräder und Mofas dort auf dem Gehweg abgestellt.“

Und Jan Sahner stimmt der Ort nachdenklich: „Auf dem Weg zu meinem Dienst im benachbarten Gymnasium bin ich jahrelang dort vorbeigegangen, manchmal in Eile, manchmal nachdenklich, wenn im Sommer die Fenster geöffnet waren und die Stimmen der Bewohner und Pflegerinnen zu hören waren ...“

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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