Mannheim. „Die sind alle... !“, „Typisch die... !“ „Solche können nix... !“: Mit diesen Sätzen zeigt der Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ , wie problematisch Vorurteile in Gesprächen sind. Im Alltag hat jeder von uns solche Sätze sicher schon einmal gehört. Die Folge der Worthülsen: Man spricht nicht miteinander. Sondern aneinander vorbei. Und vor allem übereinander.
Im Workshop im Rahmen von „Mannheim spricht“ lernten Teilnehmende, Kommunikation mit Andersdenkenden zu gestalten. Im Kurs rückte etwa in den Fokus, was „trennende Kommunikation“ ist. Und was im Gegenteil die „verbindende“ ist. Hier spielte das Einfühlungsvermögen eine große Rolle. Es ging um bewusstes und unbewusstes Wahrnehmen der Gesprächspartner. Zudem um essenzielle Fragen, wie: „Was löst Gesagtes beim Gegenüber aus? Was bei mir selbst? Was sind meine Wünsche?“ Denn nur so könne ein Dialog konstruktiv werden, so die Botschaft. Auch das sogenannte „Eisbergmodell“ kam zum Einsatz. Es zeigt: Viele Ebenen des Miteinanderredens sind verborgen – und gar nicht offensichtlich.
Wann beginnt Diskriminierung?
„Mannheim spricht“-Teilnehmer Helmut Schneider (Bild) erinnert sich noch gut an eine der Übungen. So wurde im Online-Kurs gefragt, wer welche von beispielhaft getätigten Äußerungen als diskriminierend wahrnehme. Zum Beispiel: „Mädchen sind schlechter im Fußballspielen als Jungs.“ Hier habe es dann große Unterschiede in der Einschätzung gegeben, berichtet Schneider. Und das zeige einmal mehr: „Alle empfinden anders, und rote Linien verlaufen anders – und genau das gilt es im Dialog zu respektieren“, so der Mannheimer.
Der Verein „Gegen Vergessen“ bietet diese Art von Kommunikationskursen vor einem ernsten Hintergrund an: „Herabsetzende und ausgrenzende Äußerungen begegnen uns in der Schule, bei Familienfesten oder im Bus. Meist machen sie uns sprachlos“, heißt es vom Verein.
In den bundesweit angebotenen Trainings wird auch geübt, wie man sich in diesen Situationen verhalten kann. Dabei werden folgende Fragen besprochen: Welche Meinung habe ich dazu? Was möchte ich tun? Wie kann ich widersprechen?
Mahnmal 1993
Die Teilnehmenden der Kurse lernen auch, welche Mechanismen bei Vorurteilen wirken. Sie üben Grenzen aufzuzeigen und mit anderen wieder ins Gespräch zu kommen. Ganz praktisch wird mal in Schulklassen, mal in Vereinen ausprobiert, wie bei herablassenden Äußerungen reagiert werden kann. Die Absicht der Gründungsmitglieder des Vereins: Eine „Verbindung von historischer Erinnerungsarbeit und konkretem Einsatz für die Demokratie“, heißt es aus Berlin.
Zusammengetan hatte man sich 1993 vor dem Hintergrund fremdenfeindlicher Ausschreitungen. Mehr als 2000 Vereinsmitglieder arbeiten mittlerweile für ein Ziel: Die „Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen und das Unrecht der SED-Diktatur wach zu halten“, so der Verein. In Mannheim war als Trainerin Larissa Bothe dabei.
Bei „Mannheim spricht“ haben sich derweil insgesamt rund 180 Leute angemeldet, mitgemacht dann etwa 100, berichtet Monika Simikin von der Abendakademie. „Die Feedbacks sind durchweg positiv. Alle, die mitgemacht haben, waren mit vollem Herzen dabei. Man wünscht sich Wiederholung oder Ausweitung und findet die Idee wunderbar“, resümiert Simikin.
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