Musical

Rocky Horror Show im Mannheimer Rosengarten ist spektakulär, schamlos, skurril

Richard O’Briens „Rocky Horror Show“ ist bis heute mit nichts zu vergleichen – was sich einmal mehr bei ausgelassener Stimmung im Mannheimer Rosengarten zeigt

Von 
Markus Mertens
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Optisch opulent und vom Publikum gefeiert: die „Rocky Horror Show“ im Mannheimer Rosengarten. © Markus Mertens

Eigentlich wollen Brad (Aaron Kavanagh) und Janet (Jenny Perry) ja nur ihre Verlobung bekanntmachen – doch das Gewitter macht dem verliebten Paar einen Strich durch die Rechnung. Als das Auto liegenbleibt und die beiden Turteltauben auf der Suche nach einem Telefon ausgerechnet im Anwesen des schrägen Wissenschaftlers Frank’n’Furter landen, betreten sie ein Portal zwischen Begierde und Skurrilität, dessen eindrückliche Kraft sie nie mehr vergessen werden.

1973 von Richard O’Brien ersonnen, hat das Schauer-Musical bis heute nichts von seinem Kult eingebüßt – und das sollte sich auch in Mannheim nicht ändern, ganz im Gegenteil. Schon Erzähler Sky du Mont wird aus dem Publikum mit einem kecken „Ausziehen!“ auf der Bühne begrüßt, trotzt allen „Langweilig!“-Schreien aus den Reihen und kokettiert ganz unverblümt mit der ungewohnten Aufmerksamkeit, die ihm entgegenschlägt.

Doch dieser Prolog erzählt viel über die ausgelassene Stimmung an diesem Abend im Mozartsaal des Rosengartens. Denn hier wird über knapp drei Stunden hinweg traditionsgemäß nicht nur Konfetti geworfen, Wasser gespritzt und mit der Ratsche getönt: Das – stellenweise ganz im Horror-Stil kostümierte – Publikum lebt diesen Abend wirklich mit.

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Anlass gibt es dafür gleich so einigen. Denn zum einen hat Produzent Ralf Kokemüller gemeinsam mit Musical Director Sam Buntrock einen Cast auf die Bühne gestellt, der die bunte Welt zwischen Reiz und Dekadenz mit Stil und Charakter zu füllen versteht. Allein Declan Egan als Frank’n’Furter ist in seiner überheblich-genialischen Art und der dominanten Stimme ein Hausherr nach Maß.

Doch auch der schrille Hausmeister Riff Raff (Christian Lunn) und die beiden Neuankömmlinge Brad und Janet sind in ihrer Besetzung hervorragend gewählt und erzeugen eine Stimmung, die sich im Zusammenwirken der Mächte eigentlich fast schon von ganz alleine ergibt.

Extravagantes Bühnenbild

Da braucht es häufig noch nicht einmal mehr legendäre Stoffe wie den „Time Warp“, um für Euphorie zu sorgen: Eine bestens eingespielte Band unter Jeff Frohner besorgt den straffen Sound, Matthew Mohrs opulente Choreographien erzeugen die Breite – und wem das noch nicht reicht, der wirft kurzerhand einen Blick auf die extravaganten Kostüme und Bühnenbilder von David Farley. Viel stimmiger, größer und schillernder kann man die Horror-Show kaum aufziehen. Und genau diese Qualität verfängt.

Denn ganz wie bei einem Glamrock-Konzert von Kiss ist es der Glanz des Horrors, der bei den Gästen den Unterschied zwischen solider Überzeugung und echtem Enthusiasmus verdeutlicht.

Dass dieser Spannungsbogen von den ersten Banden der Liebe („Damn It, Janet“) über Rockys Erweckung bis hin zum triumphalen „Super Heroes“ kaum je abflacht und das kleinteilige Bühnenbild immer wieder auch Augenblicke für subtile Slapstick-Momente ermöglicht, spricht für einen Abend, der am Ende zwar ohne nackten Sky du Mont, aber immerhin auf höchstem Unterhaltungsniveau von sich reden macht.

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