Silvester in Mannheim kann man auch kulturell einläuten. Das wird nach zwei Jahren Pandemie intensiv genutzt, die Angebote des Nationaltheaters, von Schatzkistl oder Klapsmühl’ sind ausverkauft, das Winterfestival im Rosengarten gut gefüllt.
Wir starten den Abend im Programmkino Atlantis, wo das ebenfalls erstaunlich zahlreiche Publikum neben einem Glas Sekt pro Kopf die Vorpremiere eines hochgelobten Golden-Globes-Favoriten erwartet: „The Banshees of Inisherin”, in dem Regisseur Martin McDonagh mit Colin Farrell und Brendan Gleeson die Traumbesetzung seines Klassikers „Brügge sehen und sterben” wieder mit faszinierenden Bildern zusammenbringt. Sagen wir es so: Die emotional niederschmetternde Komödie passt zum verflossenen Jahr.
Filmreif ist dann der Weg durch die Quadrate von K2 Richtung Marktplatz: Quirliges Treiben, kurdische Neujahrstrommeln, Flöten, Tanzen, Lebensfreude, kleine Freundlichkeiten - und vereinzelt deplatzierte Schüsse aus der Schreckschusspistole.
Szenenwechsel
Harter Schnitt: Trotz des beginnenden Trubels am Wasserturm wirkt die Oststadt fast still. Aus der Christuskirche strömt das „Messias”-Publikum. Auch das anschließende traditionelle Orgelfeuerwerk ist sehr gut besucht. Wie immer in der Hauptrolle: Michel, Johannes Michel an der Steinmeyer-Orgel. Der spielt nach Bachs Toccata und einer eigenen Jazz-Toccato drei Bond-Songs, die im Kontext des „Mannheimer Doms“ erst hymnisch („Skyfall”), dann getragen („Liebesgrüße aus Moskau”) und letztlich wie Champagner wirken - wie die grandiose Orgelversion von James Bonds Erkennungsmelodie, zu der er vor 60 Jahren Dr. No jagte. Das Jahr 2022 mit einem langsam anschwellenden Triumphmarsch ausklingen zu lassen, wirkt fast kämpferisch-trotzig. Elgars „Pomp And Circumstances” kann man natürlich auch als letzten Gruß an die verstorbene Queen verstehen. Danach Feuerwerk und letzte Klappe 2022. Ein neuer Film beginnt…
Doch nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den umliegenden Stadtteilen ist jede Menge los - etwa auf dem Lindenhof. Bereits um 18 Uhr beginnen dort die Ersten mit dem Raketenstart. Auch vom gegenüberliegenden Rheinufer in Ludwigshafen her leuchten Funken und Fontänen, wummern schwere Böllerschüsse. Um Mitternacht entlädt sich dann die pandemielang zurückgehaltene Silvesterfreude, und am Rheinufer und am Fahnenmast herrscht ausgelassene Stimmung. Dazu scheint der Mond hell und freundlich, und alles scheint vergessen in Unbeschwertheit. Fast wie im Film! jpk/loi
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