Nationaltheater

Mannheimer Bloomaulorden: Thomas Siffling ist nun offiziell "Adel von de Gass"

Der Trompeter Thomas Siffling ist für seine Verdienste um Musik und Kultur in der Stadt gewürdigt worden - allerdings nur vor 200 Zuschauern

Von 
Peter W. Ragge
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Frank Mentrup, Oberbürgermeister von Sifflings Geburtsstadt Karlsruhe, kam als besonderer Gratulant zur Verleihung des Bloomaulordens. © Michael Ruffler

Mannheim. Am Ende greift er zur Trompete, spielt die Melodie von „Sentimental Journey“, und Joana singt spontan den Mannheimer Text dazu: „Babbe guck, do vorne liegt en Kippe, sterz dich druff, sonst is er fort“ – entstanden in der kargen Nachkriegszeit, als die Deutschen froh waren für liegengelassene Zigarettenstummel der Besatzungssoldaten. Es ist der Moment, bei dem spätestens klar wird: Thomas Siffling, der nun offiziell den Orden überreicht bekommen hat, passt in die Runde der Bloomäuler.

Kleines Publikum wegen Generalsanierung des NTM

Leider können nur knapp 200 Zuschauer dabei sein. Tilmann Pröllochs, der Geschäftsführende Intendant („Aus der Stadt des Grünkohlkönigs kommend“), legt zwar ein klares Bekenntnis dafür ab, dass das Nationaltheater weiter gerne die Übergabe der höchsten bürgerschaftlichen Auszeichnung ausrichten will. An diesem Abend sei wegen der Generalsanierung aber das Tanzhaus Käfertal der einzig möglich Ort, und so bildet die Choreographie „Kosmos – schwerelos“ den nicht von jedem als passend empfundenen Rahmen der Verleihung.

Mit farbigen Socken auf dem Tanzboden: Markus Haass (v.l.), Bert Siegelmann, Thomas Siffling, Marcus Fähnle und Achim Weizel auf der Bühne im Tanzhaus. © Michael Ruffler

Das Verleihungskomitee macht aber das Beste daraus. Markus Haass, Bert Siegelmann und Achim Weizel wagen sich mit grellbunten Socken auf den empfindlichen Tanzboden, und Haass trägt gar ein Röckchen als Primaballerina – Hut ab vor so viel Bereitschaft zur Selbstironie! Gemeinsam präsentieren sie in dem von Claudia Plaßwich inszenierten Sketch den Mann mit der Trompete als das neue Bloomaul.

Polit-Prominenz im Saal

Haass, nun ohne Röckchen, begrüßt dazu drei besondere Gäste: Ersten Bürgermeister Christian Specht, den Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup und Kai von Schilling, der Sohn des langjährigen „MM“-Herausgebers Rainer von Schilling, der den Bloomaulorden 1970 gestiftet hat. „Was wären wir Mannemer ohne jährliche Bloomaulkür“, hebt Haass die Bedeutung dieses Bürgerpreises hervor.
Das neue Bloomaul Thomas Siffling und Liedermacherin Joana haben gemeinsam „Babbe guck, do vorne liegt en Kippe“ gespielt und gesungen. © Michael Ruffler

Der Karlsruher Oberbürgermeister, 2001 bis 2006 in Mannheim SPD-Fraktionschef, hat eigens eine Dienstreise früher beendet, um an diesem Abend dabei zu sein – weil mit Vorjahres-Ordensträger Marcus Fähnle ein ehemaliger Mitschüler am Moll-Gymnasium die Laudatio hält und weil mit Siffling ein gebürtiger Karlsruher Mannheims höchste Auszeichnung bekommt.

Musiker und Manager mit Mut

Haass zeichnet den Lebensweg des Musikers, die Entwicklung seiner Liebe zum Jazz und die internationalen Erfolge nach. Besonders würdigt er aber die Eröffnung des Jazz- und Musikclubs „Ella & Louis“ 2017 im Rosengarten. Siffling sei dadurch vom Musiker zum Manager geworden, der das Kulturleben Mannheims „auf wunderbare Weise erweitert“, so Haass.

„Wir sind überaus dankbar und glücklich darüber, dass er sich bewusst für Mannheim entschieden hat und nicht etwa für Karlsruhe oder gar Berlin“, betont der Vertreter des Verleihungskomitees: „Es gehören großer Mut und das richtige Händchen dazu, ein nachhaltiges Ambiente für Jazzkultur in einer Stadt der Größe Mannheims zu schaffen“, doch es sei gelungen, dass das „Ella & Louis“ zu den fünf renommiertesten Jazz-Clubs Deutschlands zähle.

Marcus Fähnle mit einer Mütze in den badischen Farben bei seiner amüsanten Laudatio bei der Verleihung des Bloomaulordens. © Michael Ruffler

Haas zitiert Siffling, wonach wesentlich für einen erfolgreichen Musiker Emotionalität und Eigenständigkeit, aber nicht notwendigerweise Perfektion seien. „Bei unserem neuen Bloomaul kommt jedoch alles drei in genialer, virtuoser Weise zusammen, lobt er. Sein Instrument, die Trompete, werde schon seit den Zeiten der Pharaonen als hell, schmetternd, hart, glänzend und scharf bezeichnet.

Das seien alles auch Eigenschaften, die ein Bloomaul auszeichnen. „Siffling trompetet für Mannheim“, betont Haass: „Er sagt, was er denkt, und trifft dabei nicht nur musikalisch stets den richtigen Ton“. Dabei nehme er „kein Blatt vor den Mund“ und stehe „mit Herzblut für Mannheim ein, auch wenn er nicht in Mannheim geboren ist“, so Markus Haass, ehe er Siffling die von Gerd Dehof geschaffene pfundschwere Bronzefigur des Blumepeter überreicht.

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Marcus Fähnle, im vergangenen Jahr ausgezeichnet und jetzt der Laudator, klärt den „Gelbfüssler“ dann erst einmal auf sehr humorvoll-originelle Weise über die Historie von Mannheim seit dem Kurfürsten auf und erklärt ihm, „was es mit der Mannemer Seele so auf sich hat, damit Du weißt, wie wir so ticken.“ Und Fähnle zitiert den „Pilwe-Peter“ der in seiner Neckarauer Hausarztpraxis „grandelt“ und fassungslos gewesen sei, dass „en Badenser aus Karlsruhe Bloomaul wird“.

Zwar diagnostiziert Fähnle bei Siffling „noch leichte sprachliche Schwierigkeiten“. Und dann setzt sich Fähnle auch noch eine „Baden-Kapp“ auf, in den badischen Farben rot und gelb, die Siffling nun nicht mehr tragen dürfe – eine herrliche Szene, denn lieber schenkt er Siffling eine Blau-Weiß-Rote Adlermütze.

Spitzbübig und schlagfertig

Aber dann lässt Fähnle doch keinerlei Zweifel daran, dass ein Karlsruher „ein echtes Bloomaul“ werden könne. Der Jazzmusiker sei „mittlerweile tief verwurzelt in Mannem“. Siffling sei „mutig, spitzbübig, schlagfertig und ein aufrichtig ehrlicher Kerl“, so der Laudator: „Du gehörst zu Mannem mit all seinen netten Originalen. Du bist Teil unserer Kunst und Kultur, die uns Mannemer so wichtig ist!“

Der Bloomaulorden sei „ein bisschen wie der Ehrenbürger für eschte überzeugte Mannheimer, die sich für Mannem einsetzen und in denen sich jeder von uns ein bisschen wiederfindet, letztendlich is es de Adel von der Gass“, erklärt Fähnle im Dialekt und ruft dem neuen Ordensträger zu: „Jetzt bist Du en eschter Mannemer Buh, en eschtes Bloomaul, mach was draus für Mannem!“

Und das will er tun, wie Siffling sofort deutlich macht. Gerührt dankt er für die Ehrung und gibt zu, dass er lange gerätselt habe: „Warum eigentlich ich?“ Dabei räumt er ein, dass in ihm zwei Herzen schlagen –für seine Geburtsstadt Karlsruhe und für Mannheim. Doch er freue sich sehr, dass seine Rolle als musikalischer Botschafter und sein Engagement für Mannheim, für Kollegen und die Kulturszene wahrgenommen würden. Er wolle den Bloomaulorden „in Ehren tragen und mich weiter für Mannheim einsetzen“, verspricht Siffling.

Redaktion Chefreporter

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