Mannheim. „Meist schöne, angenehme Momente, Dankbarkeit, viel Spaß“ hat Klaus-Peter Langlotz erlebt. Immerhin 63 Mal war der Aktive der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) mit einem der mobilen Impfteams unterwegs. Er ist einer der Rekordhalter unter den Ehrenamtlichen aller fünf Mannheimer Rettungsorganisationen, die nun seit einem Jahr die Impfärzte und den Impfstoff in Pflegeheime und Stadtteile fahren.
Langlotz, seit 1975 bei der DLRG, gibt seit Jahrzehnten Schwimmkurse im Hallenbad-Waldhof-Ost – auch das ehrenamtlich. „Als die DLRG ihre Mitglieder angeschrieben hat, wer helfen kann, war für mich gleich klar, dass ich mitmache“, so Langlotz, „ich wollte einfach etwas tun gegen Corona“. Zunächst habe er das als Schichtarbeiter gut mit seinem Beruf vereinbaren können, seit November sei er in der passiven Phase der Altersteilzeit und noch flexibler. Nie sei bei seinen Impfteam-Einsätzen etwas Negatives passiert. „Am Anfang hatten wir halt in den Stadtteilen einen Ansturm, da war es schade, wenn wir Leute wegschicken mussten“, sagt Langlotz nur.
Er ist einer von 15 DLRG-Mitgliedern, die sich ehrenamtlich an dem Einsatz der Impfteams beteiligten. Allein die DLRG fuhr binnen eines Jahres mit ihrem Fahrzeug 9000 Kilometer, so DLRG-Vorstandsmitglied Uwe Blümler. „Die Zahlen sind letztlich mit den anderen Hilfsorganisationen multiplizierbar“, sagt Uwe Karl, stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter vom Roten Kreuz – es wären also 45 000 Kilometer. Er spricht von mehr als 200 Diensten mit über 1500 Einsatzstunden allein für das Rote Kreuz. Uwe Karl und Andre Kühner, Ehrenamtsbeauftragter des Regionalverbandes der Johanniter, koordinierten den Einsatz, an dem sich aber alle Rettungsorganisationen beteiligten: Die DLRG, das Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), die Johanniter und die Malteser.
Drei Wagen pro Tag
Bis September schickte jede dieser Organisationen täglich ein Mannschaftstransportfahrzeug und einen Fahrer los, derzeit sind – abwechselnd von den fünf Organisationen – drei Wagen pro Tag auf Achse. Abfahrt war zunächst am Impfzentrum Maimarkthalle, nun, seit dessen Schließung, ist es die Hauptfeuerwache. Zunächst steuerten die Impfteams die Alten- und Pflegeheime in Mannheim an, seither gibt es zahlreiche öffentliche Impftermine in den Stadtteilen, vor Stadien, Geschäften oder bei Veranstaltungen.
Jeweils einen Mediziner, eine medizinische Fachkraft und einen Verwaltungsmitarbeiter stellt die Stadt, dazu die Kühlbehälter mit dem Impfstoff. Die Rettungsorganisationen bilden die organisatorische Basis. „Wir waren vielseitig eingesetzt“, berichtet Uwe Karl, „neben den Fahraufgaben technische und logistische Unterstützung vor Ort, mit der Vor- und Nachbereitung der Einsatztage beauftragt, als Dokumentationskraft tätig und vieles mehr“.
„Wir waren vor Ort immer gemeinsam ein gutes Team, das hat sich schnell eingespielt“, ergänzt Uwe Blümler, der selbst 22 Mal mitfuhr und den DLRG-Part des Einsatzes koordinierte. Die Bereitschaft der DLRG-Mitglieder, bei den Corona-Impfungen zu helfen, sei „sehr hoch“ gewesen, „und man hat gespürt, dass die Menschen froh sind, wenn wir kommen, und sich dann wohler fühlen, wenn sie geimpft worden sind“.
Bei der DLRG basierte die Mitarbeit allein auf Ehrenamtlichen. Andere Organisationen setzten zeitweise auch nicht ausgelastete Kräfte aus anderen Bereichen, etwa dem Behindertenfahrdienst, ein oder schufen Minijobs. Zusätzlich zu den mobilen Impfteams kämen schließlich täglich zwei bis vier Sanitäter für das Impfzentrum – zunächst in der Maimarkthalle, derzeit im Rosengarten – ebenso aus den Reihen der Rettungsorganisationen.
„Das war und ist für uns schon ein Gewaltakt, das personell zu stemmen – auch wenn viele andere Sanitätsdienste wie Maimarkt oder Stadtfest weggefallen sind“, so Andre Kühner. Zeitweise seien parallel ja zudem Mannheimer Helfer nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal gefordert gewesen. Aber man habe es geschafft, „weil die Mannheimer Hilfsorganisationen dabei Hand in Hand gearbeitet“ hätten, betont Uwe Karl und lobt den „engen Austausch untereinander und regelmäßige Kommunikation“: „Gerade in einer solch schwierigen Zeit ist die Zusammenarbeit von hoher Bedeutung, nur so können wir das gemeinsame Ziel erreichen“, so der Vertreter vom Roten Kreuz.
Konkurrenz rückt in Hintergrund
„Das ist einmalig, das gab es so noch nie in der Form“, hebt Andre Kühner ausdrücklich hervor – schließlich konkurrieren die Organisationen sonst oftmals auch untereinander um Aufträge für den Sanitätsdienst bei Veranstaltungen. Nun einigten sie sich auf enge Kooperation, wählten mit Uwe Karl und Andre Kühner auch zwei Sprecher, die bei der Stadt für alle gemeinsam auftreten. „Aber wir machen das, weil es letztlich unsere Aufgabe als Katastrophenschutzeinheit ist, für die Menschen da zu sein – und gerade die Impfung ist ja besonders wichtig bei Corona“, so Andre Kühner. Und was besonders positiv sei: Bei all den Einsätzen habe sich nie einer der Helfer mit dem Coronavirus infiziert, „wir testen uns auch täglich auf der Wache!“
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