Friedrichsplatz - Die Fontänen starten an diesem Gründonnerstag – machen aber dann für große Sanierung eine längere Pause bis 2023

Die Wasserspiele am Mannheimer Wasserturm sind undicht - Pause bis 2023

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Peter W. Ragge
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Die Fugen der Sandsteinumrandung der Becken sind undicht: Bürgermeister Ralf Eisenhauer am Wasserturm. © Christoph Blüthner

Mannheim. Alle 19 städtisch betriebene Brunnenanlagen im Stadtgebiet, die sonst ab Gründonnerstag sprudeln, bleiben trocken – wegen der Corona-Pandemie, damit sie nicht zu Treffpunkten werden. Die Wasserspiele am Friedrichsplatz werden aber pünktlich eingeschaltet. Schließlich wacht hier ein privater Sicherheitsdienst, dass die nötigen Abstände eingehalten werden. Und es ist der vorerst letzte Saisonbeginn für die Fontänen. Ab Oktober steht eine sehr umfangreiche Sanierung an.

„Nächstes Frühjahr ist hier Baustelle“, sagt Baubürgermeister Ralf Eisenhauer bei einem Ortstermin, „sonst werden wir nicht bis 2023 fertig, dann ist aber alles wie neu“. Bis zur Bundesgartenschau soll die beliebte Jugendstilanlage wieder eine Touristenattraktion darstellen. Ein Winter reiche aber nicht, um die Arbeiten zu erledigen, erläutert Eisenhauer. Man brauche nämlich eine Temperatur von mindestens acht Grad, um den speziellen Versetzmörtel anzuwenden, der in der historischen Anlage erforderlich ist.

Pfützen verraten Risse

Und das wird sehr viel Mörtel sein. „Das Hauptproblem sind die Fugen“, erklärt Eisenhauer und zeigt auf Stellen am Sandstein des Kaskadenbeckens, die provisorisch mit Silikon verfugt sind. Denn obwohl es seit Tagen nicht geregnet hat, haben sich auf den Kieswegen seitlich des Kaskadenbeckens riesige Pfützen gebildet. Im Kaskaden- sowie dem eigentlichen Fontänenbecken kommt es zu, so Eisenhauer, „ganz enormem Wasserverlust“. Die Verwaltung beziffert ihn auf 53 Kubikmeter – täglich. Das liegt daran, dass vor allem die Becken-Abdichtung starke Zerfallserscheinungen und zahlreiche Risse aufweise.

Wasserspiele

  • Die Friedrichsplatzanlage entstand zum Stadtjubiläum 1907. Sie gilt als schönstes Jugendstilensemble Deutschlands und ältestes der zwölf größten deutschen Wasserspiele.
  • Sie sind regulär bis Oktober werktags von 12 bis 14 Uhr und von 16 bis 23 Uhr in Betrieb und wechseln alle 15 Minuten. An Wochenenden und Feiertagen laufen die bis zu 30 Meter hoch sprühenden Fontänen von 11 bis 23 Uhr. Wochentags werden die Fontänen weiß, an Wochenenden sowie Feiertagen farbig beleuchtet. Wegen der Corona-Ausgangssperre werden die Fontänen aber 21 Uhr abgestellt.
  • Die Wasserspiele bestehen aus 98 Unterwasserscheinwerfern, 16 Farbwechsler sowie 178 Düsen.

Alle Fugen seien nicht mehr funktionsfähig, ist einem Gutachten zu entnehmen. „Betonflächen sind offenporig und demineralisiert“, heißt es da. Dazu kommt, dass die in der Anlage verlegten Kunststoff-Rohleitungen inzwischen derartig spröde seien, dass sie „ohne Vorwarnung zerspringen können“. „Im vergangenen Jahr wäre fast der gesamte Technikraum geflutet worden, es ist zum Glück noch rechtzeitig durch einen MVV-Mitarbeiter, der zufällig gerade vor Ort anwesend war, verhindert worden“, erzählt Eisenhauer. Die MVV Energie AG betreibt nämlich für die Stadt die Wasserspiele, hat dazu aber nicht ständig Mitarbeiter vor Ort – die Fontänen laufen, wenn die Anlage in Betrieb genommen wurde, automatisch.

Dass Sanierungsbedarf besteht, ist lange bekannt – schließlich stammt die Anlage von 1907, ist nach dem Zweiten Weltkrieg und dann zuletzt vor rund 30 Jahren in großem Stil erneuert worden. Eigentlich war die Stadt von Kosten von nur 1,5 Millionen Euro ausgegangen. Nun sind es 5,305 Millionen Euro. „Das ist eine Zahl, die wir so nicht erwartet haben“, sagt Ralf Eisenhauer, „aber nun wurde eben alles mal auf Herz und Nieren geprüft, das war ja vorher nicht gemacht worden“.

Der Baubürgermeister meint damit, dass der Sachverständige, der auch das Gutachten für die – ebenfalls für dieses und das kommende Jahr geplanten – Sanierungsarbeiten am Wasserturm selbst erstellt hat, sich die Wasserspiele anschaute. Er kam nicht nur auf die höheren Kosten, sondern drückte zudem aufs Tempo. Er hält die Sanierung für „dringend geboten“, weil sonst ein Ausfall ausgerechnet während der Bundesgartenschau 2023 drohe. Derzeit sei mit „einem exponentiellen Fortschreiten des Schadensbildes zu rechnen“ sowie mit einer jährlichen Steigerung der Sanierungskosten durch fortschreitende Schädigung von zehn Prozent.

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Der Hauptausschuss hat daher bereits die Arbeiten beschlossen. Die nötigen Gelder, so Eisenhauer, müsse der Gemeinderat im Etat 2022 und 2023 bereitstellen. Man rechne aber mit Zuschüssen aus den Denkmal-Fördertöpfen von Bund und Land von 1,35 Millionen Euro.

Weil man die umfangreichen Erdarbeiten wie auch die Fugen- und Betonsanierungsarbeiten nur zwischen Frühjahr und Herbst angehen könne, müsse ein Jahr der Betrieb der Fontänen ganz ausfallen. „Aber in der Zeit machen wir alles – die bauliche Anlage und die komplette Technik wie Pumpen und Rohe, damit alles auf dem neuen Stand ist“, erklärt Eisenhauer.

Redaktion Chefreporter

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