Mannheim. Es werden täglich mehr Plastikkisten mit Post, der Stapel immer größer und größer, höher und höher. Was Matthias Bretschneider und sein kleines Team gerade erleben, können sie gar nicht in Worte fassen. Jedenfalls erreichen den Geschäftsführenden Vorsitzenden des „MM“-Hilfsvereins so viele Briefe von Menschen in Not und Bitten um Unterstützung durch die Aktion „Wir wollen helfen“ wie noch nie zuvor. „Bleibt zu hoffen, dass das Spendenaufkommen mithält“, bittet er.
Daher will es der „MM“-Hilfsverein in diesem Jahr besonders einfach machen, an die Aktion „Wir wollen helfen“ zu spenden. Dieser Ausgabe der Zeitung liegt wieder ein Überweisungsvordruck bei, bereits fertig ausgefüllt – nur die Summe und der Absender müssen ergänzt werden.
Hilfe für die, die es am meisten brauchen
Aber Bretschneider ist zuversichtlich – denn schon seit Jahrzehnten identifizieren sich „MM“-Leser mit „Wir wollen helfen“ wie mit kaum einer anderen Aktion – weil hier eben Mannheimer wiederum Mannheimern helfen, weil sie wissen, dass ihr Geld richtig ankommt: bei Nachbarn in Not.
Stets können sich alle Spender darauf verlassen, dass es Unterstützung der „MM“-Aktion nur für jene Menschen gibt, die in ihrer Not nicht vom sozialen Netz aufgefangen werden. Zuvor sind Einkommensverhältnisse und Verbindlichkeiten als auch Ausgaben genau und nachweisbar offen zu legen – nur dann gibt es Hilfe. Sämtliche Personal- und Verwaltungskosten dafür trägt der Verlag des „MM“, auch wenn diese Kosten derzeit ebenso so deutlich steigen wie alles. . .
So hat sich das in diesem Jahr bearbeitete Volumen der Bitten um Hilfe per 18. November 2022 gegenüber dem Vorjahr schon bisher auf über 5500 verdoppelt. 2903 Zuschriften mehr, eine Steigerung von 108 Prozent, sind bereits eingegangen – und ein Ende nicht abzusehen.
Spezielle Hilfe zu Weihnachten
Dabei geht es um plötzliche Schicksalsschläge oder besondere Notsituationen, um Krankheit, Arbeitslosigkeit, besonders viele Fälle von Kinder- und Altersarmut. Stets greift „Wir wollen helfen“ in Einzelfällen immer nur dann Menschen finanziell unter die Arme, wo staatliche Stellen oder Versicherungen nicht, nicht ausreichend oder nicht schnell genug wirksam werden.
Hinzu kommt die spezielle Hilfe zu Weihnachten für arme, ältere Menschen am Existenzminimum, denen die „MM“-Aktion Gutscheine für Lebensmittel ausstellt, damit sie sich den Tisch wenigstens zum Christfest etwas reicher decken können. Für Kinder, die oft besonders unter Armut leiden, packt der „MM“-Hilfsverein Geschenke mit Plüschtieren oder verschickt Gutscheine, die sich nur für Spielzeug, Bücher oder Kinderkleidung einlösen lassen.
Dabei werde, berichtet Bretschneider, derzeit in den Briefen „die Betroffenheit der Bedürftigen durch die massiven Preissteigerungen spürbar“, verweist er auf die heftigen Folgen der Inflation. Daher hat der Vorstand des Hilfsvereins beschlossen, alle Zuwendungen des Vereins um zehn Prozent zu erhöhen – als Inflationsausgleich.
Hilfsbedürftige aus der Ukraine
In viele Briefen, so fiel Bretschneider auf, „überwog neben auffällig vielen und sehr herzlichen Danksagungen und Grüßen an die Spender die Bitte um finanzielle Hilfe für die Beschaffung von Lebensmitteln deutlich den Wunsch nach Geschenken für das Weihnachtsfest“, so sein erster Eindruck. Sprich: Die Menschen haben Angst vor Hunger.
Zudem gibt es eine neue Gruppe von Hilfsbedürftigen: Mütter mit Kindern und alte Menschen, die wegen des Kriegs in Ukraine nach Mannheim geflüchtet sind, hat der „MM“-Hilfsverein in seinen Empfängerkreis mit aufgenommen. „Sie erhalten nach den gleichen Regeln Hilfen wie alle anderen Bedürftigen auch“, erläutert Bretschneider.
Loch in der Spendenkasse
Zwar hat der „MM-Hilfsverein eine große Zuwendung durch die Gemäldeauktion von Ehrenbürger, Unternehmer und Künstler Manfred Fuchs erhalten. Andererseits klafft ein großes Loch in der Spendenkasse, weil zum dritten Mal hintereinander das größte Benefizfest zugunsten von „Wir wollen helfen“, das Blumepeterfest des Feuerio, nicht hat stattfinden können.
Auch einige Benefizkonzerte und andere Benefizveranstaltungen sind entfallen. „Im Ergebnis wird das Vermögen des Vereins zum Jahresende aufgebraucht sein“, fürchtet Bretschneider angesichts der enormen Menge von Hilferufen und hofft daher, dass nun mit der beginnenden Adventszeit wieder das passiert, was das Team von „Wir wollen helfen“ seit Jahren erlebt und die schwere Arbeit auch leichter macht: dass viele Zeitungsleser – 2022 waren es über 3000 – durch ihre Spenden ein adventliches Zeichen der Zuversicht geben.
Wie und wo „Wir wollen helfen“ hilft, darüber berichten wir ab Montag wieder bis Weihnachten per „Tagebuch“. Und wir freuen uns auf viele Leser, die mit großen und kleinen Geldbeträgen Solidarität zeigen und diese Idee mittragen.
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