Mannheim. Endlich fährt sie wieder, die Dampflokomotive im Mannheimer Technoseum: Wegen eines defekten Kessels war die Museumslok Ende 2022 außer Dienst gestellt worden. Noch in diesem Dezember startet der Probebetrieb - auch schon mit Fahrgästen - und ab Mitte Januar fährt sie wieder im regelmäßigen Vorführbetrieb. „Wir haben die Standzeit genutzt, um die originale Lackierung und historische Beschilderung zu rekonstruieren“, erklärt Restaurator Günther Theis. Nun ist das Erscheinungsbild der württembergischen T3-Lokomotive „Eschenau“ von 1896 wiederhergestellt.
Der Fahrplan
- Am Dienstag, 17. Dezember, startet der Probebetrieb der Dampflok im Technoseum. Auf ausgewählten Fahrten dürfen auch schon Besucher mitfahren, die Termine werden kurzfristig im Museum bekanntgegeben.
- Ab dem 14. Januar finden dann wieder regelmäßige Fahrten statt, die jeweils 20 bis 25 Minuten dauern: Die „Eschenau“ fährt vom historischen Bahnhof auf Ebene E ab und etwa 300 Meter in den angrenzenden Park – und rückwärts wieder zurück.
- Die Abfahrtszeiten sind jeweils um 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr.
Die Lok war seit 1990 - als das Technoseum eröffnet wurde – fast täglich auf der Gleisstrecke zwischen Museum und Park unterwegs. Sie war seinerzeit für den Einsatz im Museum instandgesetzt, lackiert und auf Speicherdampf umgerüstet worden. Der Kessel der Lok wird mit einem Dampferzeuger betankt. Nach mehr als 30 Jahren im Dauereinsatz war er dann verschlissen und wurde komplett ausgetauscht; das sei zwar aufwendiger als eine Reparatur, aber auch nachhaltiger. „Wir sind uns sicher, dass die Lok die nächsten 30 Jahre störungsfrei laufen wird“, sagt Theis.
Mannheims Museum-Lokomotive war früher nicht grasgrün
Dafür musste die Lok erst einmal bis auf das Fahrgestell komplett auseinandergebaut werden. Die Zeit bis zum Einbau des neuen Kessels wurde aber nicht nur genutzt, um das Fahrwerk aufzuarbeiten und Details wie Schmiergefäße, Wasserstandsanzeiger und Signaleinrichtung wiederherzustellen. Auch der originale Anstrich sollte rekonstruiert werden. Es war im Museum seit einiger Zeit bekannt, dass die grasgrüne Farbe nicht dem ursprünglichen Erscheinungsbild entsprach.
Um den Farbton des Anstrichs aus der Zeit um 1900 herauszufinden, hat das Restaurationsteam des Technoseum lange recherchiert. Theis wälzte Fachbücher, sichtete historische Fotos in Archiven und untersuchte die Substanz der „Eschenau“. Fündig wurde er schließlich am Führerstand. Nur in den Fenstern wurden die Lacke nicht durch sandstrahlen entfernt, sondern einfach überlackiert. Er konnte die unterste von zehn Lackschichten freilegen und den Farbton anmischen lassen, in der die Lok in ihren Anfangsjahren lackiert war: in Graugrün der Führerstand und der Kessel, in Schwarz die Rauchkammer, der Schornstein und das Dach. Der rote Farbton des Fahrwerks wurde nach einem Modell im Deutschen Museum in München nachgemischt und neu lackiert.
Dass die Dampflok ein Exponat und gleichzeitig im Betrieb ist, sei ein Alleinstellungsmerkmal und wohl einzigartig in Deutschland, sagt Sammlungsleiter Alexander Sigelen. Das Fahrgefühl mit den spürbaren Schwellen sei wie im späten 19. Jahrhundert, denn auch die Bahngleise sind so wie damals gebaut. „Man hört sie, man riecht sie und man spürt sie“, zeigt Sigelen sich bei der Fahrt begeistert.
Technoseum-Dampflok ist heute das älteste T3-Exemplar
Insgesamt 110 Exemplare der württembergischen T3-Lokomotive wurden zwischen 1891 und 1913 gebaut. Heute existieren noch vier, die „Eschenau“ im Mannheimer Technoseum ist das älteste. Sie rollte zuerst auf Nebenstrecken bei Heilbronn und als Rangierlok für die württembergischen Staatsbahnen. 1926 bis 1945 war sie als Lokomotive Nr. 2 der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft für die Teuringertalbahn in Friedrichshafen im Einsatz. Zuletzt war sie bis 1962 auf dem Betriebsgelände der Maschinenfabrik Esslingen als Werkslokomotive unterwegs. Danach stand sie als Denkmal am Bahnhof Esslingen.
In den 1980er Jahren kam die „Eschenau“ dann nach Mannheim, wo sie als Exponat im Technoseum, das gerade gebaut wurde, wieder in Betrieb gehen sollte. „Es ging seinerzeit vor allem darum, die Lok betriebsfähig zu machen. Die Restaurierungsarbeiten der vergangenen zwei Jahre boten uns die einmalige Chance, die historische Authentizität wiederherzustellen“, so Sigelen.
Mannheimer Dampflok wird jetzt einigen Probefahrten unterzogen
Derzeit werden Probefahrten und Schulungen mit dem Aufsichtspersonal und den Vorführtechnikern durchgeführt, die die Dampflok künftig fahren und dem Publikum ihre Geschichte und Funktionsweise erläutern. Acht bis neun Mitarbeiter sind für jede Fahrt notwendig, die beispielsweise die rückwärts fahrende Lok absichern. „Die Abläufe müssen sich noch einspielen, darum finden vorerst noch keine stündlichen Fahrten statt“, erklärt Pressesprecherin Marit Teerling.
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