Mannheim. Was plant das Unternehmen Vulcan Energie genau?
Es will im Großraum Mannheim eine Geothermie-Anlage bauen. Das heißt, es will etwa 3000 bis 4000 Meter tief bohren, um heißes Thermalwasser aus dem Erdinneren an die Oberfläche zu befördern, um es zu nutzen.
Wo soll die Geothermie-Anlage gebaut werden?
Das steht nach Angaben eines Unternehmenssprechers noch nicht fest. Zunächst wolle man die Beschaffenheit des Untergrunds untersuchen, um geeignete Standorte identifizieren zu können. Diese Bodenanalyse soll noch in diesem Jahr durchgeführt werden. Anschließend, Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres, mache man sich dann auf die Suche nach einem passenden Bohrplatz. 2023 soll gebohrt werden. In Betrieb gehen soll das Geothermie-Heizwerk 2024 oder 2025.
Welche Ziele verfolgt das Unternehmen dabei?
Vulcans Hauptinteresse ist die Gewinnung von Lithium. Das Unternehmen will auf klimaneutrale Art das Metall fördern, das als Schlüsselelement für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien gilt. Da diese beispielsweise für Handys oder Elektroautos sehr wichtig sind, ist die Nachfrage danach groß.
Wie will Vulcan das Lithium gewinnen?
Es soll aus dem im Erdinneren vorkommenden Thermalwasser herausgelöst werden. Um an dieses zu gelangen, will Vulcan die Geothermie-Anlage bauen. Extra Gesteinsschichten dafür aufbrechen, das sogenannte Fracking, will Vulcan eigenen Angaben zufolge nicht. Mehr oder weniger nebenbei kann das sehr heiße Thermalwasser auch zur Wärmeerzeugung genutzt werden. Darum hat Vulcan am Dienstag einen Vertrag mit der MVV geschlossen.
Was hat die MVV damit zu tun?
Sie möchte die Wärme nutzen, die Vulcan mit seiner Geothermie-Anlage gewinnt, um sie ins Fernwärmenetz einzuspeisen. Darum hat der Mannheimer Versorger einen Vertrag mit dem Unternehmen geschlossen, wonach dieses ihm ab 2025 20 Jahre lang 240 bis 350 Gigawattstunden Wärme liefert. Das entspricht ungefähr dem Bedarf von 25000 bis 35000 Haushalten.
Plant die MVV nicht selbst auch eine Geothermie-Anlage?
Doch. Zusammen mit der EnBW hat sich das Unternehmen die Rechte für das Feld Hardt gesichert, das vom Mannheimer Süden bis nach Reilingen reicht. In diesem Bereich sollen bis zu drei Erdwärme-Heizwerke gebaut werden. Wo genau, wird nach dem Vorliegen von Messergebnissen in der zweiten Hälfte dieses Jahres diskutiert.
Was für ein Unternehmen ist Vulcan Energie eigentlich?
Der Ursprung der 2019 gegründeten Gruppe liegt in Australien. An der dortigen Börse hat man sich das Kapital für den Ausbau besorgt. Das Unternehmen versteht sich jedoch als deutsches. Der hiesige Sitz ist in Karlsruhe. Dort arbeiteten auch rund 95 Prozent der inzwischen mehr als 120 Beschäftigten. Die Aktien der Firma werden seit Februar auch an der Frankfurter Börse gehandelt.
Wo ist Vulcan bislang in Erscheinung getreten?
Ende des vergangenen Jahres hat das Unternehmen die Geothermie-Anlage in Insheim bei Landau von den Pfalzwerken gekauft. Davor hatte bereits eine Kooperation von Vulcan mit dem VW-Konzern für Interesse gesorgt: Ab 2026 wollen die Karlsruher fünf Jahre lang Lithiumhydroxid aus dem Oberrheingraben nach Wolfsburg liefern. In diesem Februar hat Vulcan an seinem Sitz in Karlsruhe ein Labor eröffnet, um die Gewinnung von Lithium aus Thermalwasser im industriellen Maßstab voranzutreiben. Auch in einem Ausschuss des Lampertheimer Gemeinderat wurde bereits über das Unternehmen diskutiert - weil es in der südhessischen Gemeinde ebenfalls nach Lithium suchen möchte. Vulcan hat sich im gesamten Oberrheingraben, in dem nach Angaben des Unternehmens die größten Lithium-Ressourcen Europas liegen, zahlreiche Gebiete gesichert. Wie viele Anlagen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen insgesamt geplant sind, möchte eine Unternehmenssprecher nicht sagen. Es seien aber eher 30 als drei.
Wie ist der Stand des Verfahrens in Mannheim?
Nach Angaben des Regierungspräsidiums Freiburg hat Vulcan die sogenannte Aufsuchungserlaubnis für das Feld Mannheim. Das heißt, das Unternehmen darf dort zunächst einmal bis Juli 2024 als einziges nach Erdwärme, Lithium und Sole suchen. Geophysikalische Untersuchungen wie etwa eine dreidimensionale Seismik hat das Unternehmen aber noch nicht beantragt.
Welche Behörde ist für die Genehmigung einer Geothermie-Anlage zuständig?
Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, das beim Regierungspräsidium Freiburg angesiedelt ist. Wenn irgendjemand in Baden-Württemberg eine solche Anlage bauen will, muss er ein mehrstufiges Verfahren durchlaufen, bei dem die Behörde jeden einzelnen Schritt überprüft und ihn erst danach eventuell genehmigt.
Ist Geothermie nicht gefährlich?
Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Die meisten Experten gehen davon aus, dass solche Anlagen unter entsprechenden Voraussetzungen ohne größere Schäden betrieben werden können. Andererseits haben viele Menschen Angst vor Erdbeben, die mancherorts - etwa in Landau - nachweislich durch Geothermie-Projekte ausgelöst worden sind.
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