Verkehrsversuch

Die Erbprinzenstraße: Mannheims Staustraße

Die aktuellen Zahlen zum Verkehrsversuch belegen es: Seit dem Start des Projekts sind in der Erbprinzenstraße in der Mannheimer Innenstadt doppelt so viele Autos unterwegs wie davor. Die Stadt will nun Abhilfe schaffen

Von 
Bernhard Haas
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Die Staus in der Erbprinzenstraße reichen bis in die Fressgasse. © Lea Seethaler

Mannheim. „Mehr Aufenthaltsqualität“ und „eine Entschleunigung“ in der Innenstadt - das haben Stadtverwaltung und der zuständige Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) als Ziele des seit Mitte März laufenden Verkehrsversuchs genannt. In manchen Bereichen scheint allerdings genau das Gegenteil eingetreten zu sein. Anwohner in der Erbprinzenstraße beispielsweise beklagen seit dem Start noch mehr Verkehr und damit eine Verminderung von Lebens- und Wohnqualität.

Betroffene wie Henning Koehler machen es deutlich. Das Problem mit dem vielen Verkehr in der Straße sei „seit Jahren bekannt. Doch geändert hat sich nichts“, sagt der Anwohner. Sie hätten auch schon früh ihre Sorgen dem Quartiermanagement vorgetragen. Aber geschehen sei bis heute nichts. Gerade an der Kreuzung Richtung Kurpfalzbrücke gebe es „immer wieder lange Staus“, die sich nur nach und nach auflösten. Das liege auch daran dass sich die Bauarbeiten auf der Kurpfalzbrücke verzögerten. Laut Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft können sich die Gleisarbeiten, die auf der Brücke für eine gesperrte Spur sorgen, bis Ende November hinziehen.

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„Wenn sich die Staus in unserer Straße nachts wieder aufgelöst haben, dann übernehmen Raser das Kommando und fahren sehr schnell durch die Straße“, klagt eine andere Anwohnerin in der Erbprintzenstraße. Einig sind sich Stadt und Anwohner darin, dass der Verkehrsversuch für mehr Innenstadtflair sorgen soll. Aber im Detail habe dass verheerende Auswirkungen, beklagt ein Spaziergänger unweit der Mannheimer Puppenspiele.

Stadt bittet um Geduld

Koehler weist auf die Maßgabe der Stadt hin, wonach die Zufahrten zu den Parkhäusern offen bleiben sollen. Aber dann müsse auch der anschließend wegfahrende Verkehr geregelt werden.

Die Stadtverwaltung erklärt dazu, dass für die Erbprinzenstraße bereits bei der Fahrzeugzahlen-Prognose zum Verkehrsversuch „eine leichte Verkehrszunahme“ erwartet worden sei. Denn die Straße sei im Quadrant „die einzige Möglichkeit, in alle Richtungen auf den Ring zufahren“. Diese erwartete Zunahme hätten die jetzt vorliegenden Messergebnisse auch bestätigt.

Die Stadt arbeitet nach eigenen Angaben allerdings an einer Entlastung. So habe man unabhängig vom Verkehrsversuch aktuell als Reaktion auf die Baustelle auf der Kurpfalzbrücke noch die linke Ausfahrtspur in der Erbprinzenstraße gesperrt und somit die Kapazität halbiert, heißt es seitens der Stadt. Sie bittet allerdings noch um etwas Geduld: „Im Anschluss plant die Verwaltung, analog zur Konkordienstraße durch die Verlängerung der linken Aufstellspur auch in der Erbprinzenstraße zu einem besseren Verkehrsfluss beizutragen.“ Ende September soll es soweit sein.

Für Anwohner wie Henning Koehler und andere scheint das nur ein kleiner Trost zu sein, zumal sie befürchten dass Rettungsdienste kaum mehrschnell durch die Erbprinzenstraße gelangenkönnen.

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