Kommentar Mannheimer Verkehrsversuch ist ein Projekt mit Widrigkeiten

Von einer Mannheimer Innenstadt mit weniger Autoverkehr wird am Ende auch der Handel profitieren, findet Timo Schmidhuber

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Timo Schmidhuber
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Mannheim. In Mannheim hat es zuletzt nur wenige Themen gegeben, über die so kontrovers und so emotional diskutiert worden ist wie über den Verkehrsversuch in der Innenstadt. Jetzt hat das Rathaus seit dem Start des Projekts, das den reinen Durchgangsverkehr möglichst aus der City halten soll, erstmals Zahlen über die Verkehrsbelastung vorgelegt. Die sind zwar durchaus aufschlussreich. Sie werden aber die Diskussionen nicht beenden, weil Statistiken immer auch jede Menge Spielraum für Interpretationen bieten.

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Dass durch die Fressgasse, in der jetzt die Durchfahrt unterbunden ist, nun weniger Autos fahren, ist wenig überraschend. Spannender sind da schon die Verkehrsmessungen auf dem Innenstadt-Ring, wo Kritiker wegen des Verkehrsversuchs einen Kollaps befürchtet hatten. Den geben die jetzt vorgelegten Zahlen so jedenfalls nicht her – im Gegenteil. Verglichen mit 2019 sind auf dem Ring deutlich weniger Fahrzeuge unterwegs, trotz gesperrter Durchfahrt von Innenstadt-Straßen und auch trotz des gesperrten Fahrlachtunnels und der Befürchtung, dass viele einstige Tunnel-Nutzer einfach den Weg durch die Innenstadt nehmen. Die reduzierten Fahrzeugzahlen dürften ihre Ursache sicher auch im immer noch höheren Homeoffice-Anteil haben. Und Kritiker werden argumentieren, dass die Zahlen für den Ring zeigen, dass viele aus dem Umland eben gar nicht mehr nach Mannheim kommen. Womit wir wieder beim Interpretationspotenzial von Statistiken wären.

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Die Klagen und die Sorgen von Händlern in der Innenstadt kann man durchaus nachvollziehen. Der Verkehrsversuch kommt in einer schwierigen Zeit – Corona, Ukraine-Krieg und Inflation sorgten und sorgen für weniger Umsätze. Dazu kommt, dass sich Mannheim vor der Bundesgartenschau im nächsten Jahr zu Recht schick machen will – mit dem unangenehmen Begleiteffekt, dass überall gebaut wird, Staus inklusive.

Doch bei all den Widrigkeiten darf man nicht vergessen: Der Verkehrsversuch reduziert den Autoverkehr in der Innenstadt. Er schafft mehr Platz für die Menschen und sorgt damit für mehr Aufenthaltsqualität. Davon wird am Ende auch der Handel profitieren, der gegen die Online-Konkurrenz nur besteht, wenn er ein Einkaufserlebnis schafft. Zwei Voraussetzungen sind aber nötig: Die Parkhäuser müssen wie bislang erreichbar und möglichst viele Baustellen endlich abgeschlossen sein. Bei Letzterem sieht es im kommenden Jahr hoffentlich besser aus.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim