Innenstadt

Verkehrsversuch Mannheim: Erste Zahlen liegen auf dem Tisch

Erstmals seit dem Start des Verkehrsversuchs in der Mannheimer Innenstadt hat das Rathaus jetzt Zahlen zum Fahrzeugaufkommen vorgelegt. Stadtverwaltung und Handel kommen allerdings zu unterschiedlichen Bewertungen

Von 
Timo Schmidhuber
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Das Rathaus legt Zahlen vor und zieht zum Verkehrsversuch eine positive Zwischenbilanz, der Handel sieht das Projekt nach wie vor kritisch. © Thomas Tröster

Mannheim. Erstmals seit dem Start des umstrittenen Verkehrsversuchs vor einem halben Jahr in der Mannheimer Innenstadt hat die Stadtverwaltung jetzt Zahlen über die Auslastung betroffener Straßen vorgelegt und zieht nach eigenen Angaben ein „positives Zwischenfazit“. Vertreter des Handels sehen die Sache dagegen nach wie vor kritisch.

Das zentrale Ziel des Versuchs ist es, die Durchfahrtsmöglichkeit in Fressgasse und Kunststraße zu unterbrechen und so den reinen Durchgangsverkehr aus der City herauszuhalten. Nach Ansicht von Verkehrsdezernent Ralf Eisenhauer (SPD) ist das mit Blick auf die vorliegenden Zahlen gelungen - in der Fressgasse habe sich der Autoverkehr durch den Versuch in etwa halbiert, der Radverkehr habe zugenommen. Das entspreche den Prognosen, die man vor dem Start des Versuchs errechnet habe.

„Starke Umsatzeinbußen“

Der Rückgang bei den Autos in der Fressgasse komme den Fußgängern zugute, die aufgestellten Sitzmöbel würden „gut angenommen“ und böten „ein neues Erleben der City“, so der Bürgermeister. Gleichzeitig hätten die Parkhäuser „eine gute Auslastung erreicht“.

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Auch auf dem Innenstadtring wurden Fahrzeugzahlen gemessen. Verglichen mit vorliegenden Daten aus dem Jahr 2019 - also vor Corona, Hochstraße-Sperrung in Ludwigshafen und Sperrung des Fahrlachtunnels - gibt es hier ebenfalls einen deutlichen Rückgang in der Größenordnung von rund 20 Prozent.

Aus Sicht der Werbegemeinschaft City waren die Messergebnisse in den durchfahrtsgesperrten Straßen zu erwarten, wie ihr Vorsitzender Lutz Pauels erklärt. Dass auf dem Ring deutlich weniger Fahrzeuge unterwegs sind, überrascht ihn dagegen. Pauels führt die Ring-Ergebnisse darauf zurück, dass wegen der vielen Baustellen in Mannheim und wegen des gesperrten Fahrlachtunnels „weniger Menschen in die Stadt fahren“ als früher. Ein abschließendes Votum zum Verkehrsversuch gibt es bei der Werbegemeinschaft noch nicht. „Wir können uns derzeit noch nicht festlegen, ob wir die Verkehrsführung in der Innenstadt dauerhaft so haben wollen wie im Moment oder nicht.“ Einen Abbruch hält Pauels aber für kontraproduktiv. Vielmehr müsse es jetzt darum gehen, die Ergebnisse der weiteren Messungen abzuwarten und auszuwerten. Die Stadt plant in diesem Herbst sowie Anfang 2023 noch zwei weitere Messphasen. Im Frühjahr muss dann der Gemeinderat entscheiden, wie es weitergeht.

Die Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar (IHK) sieht den Verkehrsversuch nach wie vor sehr kritisch. Aus den von der Stadt vorgelegten Daten könne man nicht erkennen, ob das Projekt einen Beitrag leiste zur Verringerung des Durchgangsverkehrs, so Präsident Manfred Schnabel. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, das eingebrochene Konsumklima und die vielen Baustellen und Sperrungen machten es schwer, „die Effekte des Verkehrsversuchs eindeutig zuzuordnen“. Gleichzeitig habe die IHK-Kaufkraftanalyse gezeigt, dass die Umsätze in der Mannheimer Innenstadt viel stärker eingebrochen seien als anderswo. „Unter unseren Mitgliedsunternehmen herrscht weitgehend Konsens, dass für diese Entwicklung die Verkehrssituation entscheidend mitverantwortlich ist.“

Die Daten der Stadt gibt es unter bit.ly/3QVyNMj

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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