Florian, wie fällt deine persönliche Gesamtbilanz nach 46 Tagen Fastenzeit aus?
Eine Achterbahnfahrt. Immer, wenn ich dachte, meine Gelüste nach einem Energy-Drink überwunden zu haben, hat mir mein Kopf einen Strich durch die Rechnung gemacht - und die Gelüste wurden wieder größer. Erst nach etwa fünf bis sechs Wochen habe ich festgestellt, dass ich kaum noch daran denke, mir eine Dose zu öffnen. Dafür ist das Verlangen auf der Zielgeraden geradezu explodiert. Trotzdem hatte ich in der Karwoche nie Angst, doch noch zu scheitern. Viel zu sehr wollte ich mir selbst beweisen, dass ich das durchhalte - und viel zu sehr wollte ich Lea und Sebastian den Sieg bei unserer Fasten-Challenge nicht gönnen.
Gab es einen Tag, der besonders schwierig war?
Ostersamstag habe ich die Stunden bis zum Fastenbrechen gezählt. Schwierig waren aber eher stressige Tage. Da habe ich meine flüssige Motivation öfter gewollt, als ich gedacht hätte. Zur Sicherheit wurden alle Dosen aus dem Kühlschrank entfernt, das hat geholfen (warmer Energy-Drink = bäh!).
Wer hat dir vor Beginn der „MM“-Fasten-Challenge am wenigsten zugetraut und warum?
Ich glaube, meine Mama. Sie zieht sowieso immer die Augenbrauen hoch, wenn sie mich meine Dosen trinken sieht. Ihre drängendste Frage in der Anfangszeit an ihren Energy-Junkie-Sohn: Na, hast du schon Kopfschmerzen? Ich meine, da etwas Schadenfreude herausgehört zu haben.
Schon jetzt an Ostern 2025 denken: Fastest du auch im kommenden Jahr?
So kurz nach dem Spiel, äh der Fastenzeit, geht es erst einmal darum, die letzten Wochen zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
Wie war der Moment, nach 46 Tagen zum ersten Mal wieder einen Energy-Drink zu trinken?
Absoluter Wohlgenuss - und noch dazu mit Bonus! Denn das flüssige Gold aus weiß-silberschimmernder Dose hatte eine Note von Fasten-Challenge-Sieg. Um Lea und Sebastian auf der Zielgerade rechts zu überholen, habe ich nämlich auch an Ostersonntag noch verzichtet. Und mit 47 statt 46 Fastentagen dürfte ich gewonnen haben, oder?
Wirst du deinen Konsum jetzt nachhaltig verändern?
Diplomatisch geantwortet: Wir werden sehen. Ehrlich geantwortet: Wohl nicht. Warum? Na, mir schmeckt das Zeug einfach. Mein Umfeld ist mir auch keine Hilfe. Während Familienmitglieder und Freunde mir ans Herz legen, weniger Energy-Drinks zu trinken, höre ich diesen Ratschlag nicht aus dem Kollegenkreis. Im Büro heißt es dagegen, ich hätte mich ohne meine Dosen verändert - und zwar mit diesem Das-ist-überhaupt-nicht-gut-Tonfall.
Was war die kurioseste Begebenheit, die du während der „MM“-Fasten-Challenge erlebt hast?
Bei der Recherche zu einer Geschichte über Energy-Drinks wurde mir in einem Supermarkt eine Gratis-Palette versprochen, wenn ich bis nach Ostern durchhalte. Schöner Motivationsschub, den ich aber natürlich nicht einlöse.
Hast du noch ein paar abschließende Worte zum Ende?
Für alle, die planen, ab Aschermittwoch 2025 auch auf Energy-Drinks zu verzichten, habe ich einen Tipp: Versucht nicht, die entstandene Lücke mit Keksen zu füllen!
Lea, wie fällt deine persönliche Gesamtbilanz nach 46 Tagen Fastenzeit aus?
Durchwachsen bis gewichtig. Ich bin wohl Deutschlands einzige Teilnehmerin einer Fasten-Challenge, die durch Verzicht zugenommen hat. Die 100-auf-0-Abstinenz hat mir nicht gutgetan. Schon in den ersten Tagen, als ich auf meinem Teller statt „Pommes Schranke“ „Pommes Stoppschild“ hatte, durchtränkt mit Ketchup, um Zucker anders reinzuholen, wusste ich: Das wird schiefgehen. Bei meinen nächtlichen Traubensaftanfällen versuchte ich mir noch einzureden, welch gesunde, herzschützende, gut erforschte Pflanzenfarbstoffe ich hier gerade aufnehme. Dann kamen Megamengen Kaffee, Salziges und Fettiges als Wohlfühlausgleich dazu. Ich wusste: Ich verlagere einfach nur mein Laster, zulasten meines Gewichts! Mit Süßem kann mein Stoffwechsel besser.
Gab es einen Tag, der besonders schwierig war?
Definitiv Tag eins. Alle Tage von Woche eins. Und irgendwie auch von Woche zwei! In dieser fuhr ich in der Pause zum Supermarkt. Ich konnte nicht mehr. Ich hatte vorher in sämtliche Bürotüren geguckt und gesagt: „Ich halt’s nicht mehr aus!“ Auf dem Parkplatz dachte ich: „Mir ist alles egal, jetzt brech ich das Fasten.“ Warum ich’s nicht gemacht habe? Nur weil ein Anruf kam. Sonst wäre ich rausgeflogen. Dann kam ich mit einer Riesentüte Salzigkeiten (Salamisticks, Knabbereien, Käse …) zurück ins Büro. Einfach, um zu überleben. Ich glaube, an der Kasse dachten alle, ich habe eine sechsköpfige Familie. Aber dieser Einkauf hat mich bewahrt!
Wer hat dir vor Beginn der „MM“-Fasten-Challenge am wenigsten zugetraut und warum?
Mein Kollege Timo Schmidhuber. Erstens, weil er meine Leidenschaft durch Geraschel, Kommentieren neuentdeckter Süßwaren und 16-Uhr-Oh-Mein-Gott-Ich-Brauche-Etwas-Süßes-Anfälle stets mitbekommt. Zweitens, weil er selbst mehrfach fasten wollte und in den ersten Tagen scheiterte.
Ostern 2025: Fastest du auch im kommenden Jahr?
Auf keinen Fall. Ich bin keine Nonne, selbstgegeißelt wird im Kloster, aber niemals mehr in meinem Leben.
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Wie war der Moment, nach 46 Tagen zum ersten Mal wieder Süßes zu essen?
Gibt es einen Schokasmus?
Wirst du deinen Konsum jetzt nachhaltig verändern?
Nein. Mein Lebensmotto ist es, alles mitzunehmen. Das gilt insbesondere am Lebensmittelregal. Wobei: Vielleicht werde ich versuchen, etwas weniger Süßkram zu essen. Oder öfter zu neuentdeckten zuckerfreien Alternativen zu greifen. So fand ich in der Recherche zuckerfreie Zuckerwatte (ja!) aus Pflanzenballaststoff. Sie hat nahezu keine Kalorien. Und schmeckt exakt gleich, es ist faszinierend!
Was war die kurioseste Begebenheit, die du während der „MM“-Fasten-Challenge erlebt hast?
Ein Paket mit selbstgemachten Dörrfrüchten und Dörrfleisch als solidarischer Support eines Mitfasters erreichte mich.
Hast du noch ein paar abschließende Worte zum Ende?
Fasten Sie nur unter ärztlicher (und nie unter kollegialer) Aufsicht. Und Wissen schützt nicht vor Gelüsten: Obwohl ich mittlerweile so viel weiß über das Gift Zucker, macht es mich nicht heiß! Ich weiß, dass ich so auf dem Vulkan tanz’, aber man nennt mich lebende Kognitive Dissonanz!
Sebastian, wie fällt deine persönliche Gesamtbilanz nach 46 Tagen Fastenzeit aus?
Der Verzicht fiel einfacher als anfangs erwartet. Klar, den einen oder anderen Spruch aus dem Freundes-, vor allem aber aus dem Kollegenkreis (!) habe ich schon über mich ergehen lassen müssen - aber darauf hatte ich mich eingestellt. Wirklich oft bin ich nicht in Versuchung gekommen, was aber wohl auch mit deutlich weniger Kneipenbesuchen zu erklären ist. Und mein Stottern? Ich hatte ja anfangs erklärt, auch darauf achten zu wollen, wie sich die Abstinenz aufs Flüssigsprechen auswirkt. Nach 46 Tagen kann ich sagen: Das ging mal auf, mal ab. Eine wirklich verlässliche Aussage, ob das Sprechen mit oder ohne Alkoholkonsum einfacher fällt, lässt sich daraus aber kaum ableiten. Das deckt sich mit Einschätzungen anderer Stotternden. Trotz allem habe ich mich in den letzten Tagen doch auch auf den ersten Drink gefreut - und ihn am Ostersonntag beim familiären Osterbrunch auch genossen.
Gab es einen Tag, der besonders schwierig war?
Eher einen Abend als einen Tag: Gleich zum Auftakt habe ich abends mit Freunden gemeinsam Fußball geschaut. Auch nach besonders stressigen Arbeitstagen hätte ich durchaus ein Feierabendbier vertragen können. Das wirkliche Verlangen danach hielt sich letztlich aber doch in engen Grenzen.
Wer hat dir vor Beginn der „MM“-Fasten-Challenge am wenigsten zugetraut und warum?
Mein Kollege Timo Schmidhuber. Ob das aber an mir lag? Timo wollte unbedingt, dass jemand scheitert - egal, wer. Seiner Meinung nach würde das zu einer Challenge dazugehören und besser zur Dramaturgie passen. Er selbst hat sich übrigens nicht getraut zu fasten …
Schon jetzt an Ostern 2025 denken: Fastest du auch im kommenden Jahr?
Das schließe ich nicht aus. Dann verzichte ich aber wahrscheinlich eher auf Fleisch als auf Alkohol. Man kommt bei Fleisch öfter in Versuchung als bei Alkohol.
Wie war der Moment, nach 46 Tagen zum ersten Mal wieder Alkohol zu trinken?
Super.
Wirst du deinen Konsum jetzt nachhaltig verändern?
Eine Frage, die ich häufig gestellt bekommen habe. Beantworten kann ich sie aber noch nicht.
Was war die kurioseste Begebenheit, die du während der „MM“-Fasten-Challenge erlebt hast?
Das Fasten hat sich als guter Gesprächseinstieg erwiesen. Ob mit Freundinnen und Freunden oder mit Interviewpartnerinnen und -partnern: Häufig haben sich Gegenüber über den Stand der Fasten-Challenge erkundigt. Ein Interviewpartner hat mir erzählt, dass er vor ein paar Jahren auf Alkohol verzichtet hat und seitdem seinen Konsum fast auf Null reduziert hat. Ob das auch eine Option für mich ist?
Hast du noch ein paar abschließende Worte zum Ende?
Alkohol schmeckt - aber ist auch gefährlich. Das habe ich natürlich auch schon vor Aschermittwoch gewusst. Mein Blick auf alkoholische Getränke hat sich nach Gesprächen mit Experten in der Fastenzeit aber dennoch verändert. Jede und jeder sollte selbst entscheiden dürfen (und nicht wegen des Gruppenzwangs) ob man trinken möchte - oder nicht.
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