Kunst

Deutsch-Israelische Gesellschaft Mannheim zeigt Ausstellung zum 7. Oktober

Mit am 7. Oktober 2023 in Israel aufgenommen Fotos dokumentierten israelische Soldaten den Überfall der Hamas. Ab Montag ist die Ausstellung "6:56" in Mannheim zu sehen. Die Schau könnte auch polarisieren

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Sebastian Koch
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„Wir haben bei der Auswahl bewusst auf besonders verstörende Bilder verzichtet“, erklärt die DIG zur Fotoausstellung „6:56“, die am Montag offiziell eröffnet wird. © Deutsch-Israelische Gesellschaft

Mannheim. Sie sollen Zeugnisse eines „unfassbar brutalen Samstagmorgen“ in Israel sein. Sie sollen das Leid in Israel am 7. Oktober 2023 ins kollektive Gedächtnis zurückholen. Und sie sollen auch an die erinnern, die bei jenem um 6.56 Uhr begonnenen Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel getötet worden sind.

„Letztendlich verbinden wir mit dem Zeigen der Ausstellung auch die Hoffnung, das Leid der Jüdinnen und Juden und ausländischer Staatsbürger in Israel nicht aus dem Auge zu verlieren. Diese Menschen waren und sind unschuldige Opfer unvorstellbar barbarischer Angriffe der Hamas“, sagt Chris Rihm. Als Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Rhein-Neckar/Mannheim eröffnet er an diesem Montag im Haus Hurra! in P3 die Ausstellung „6:56“.

Noch immer werden Menschen als Geiseln in Gaza vermisst

Etwa drei Wochen lang zeigt die DIG mit Handys aufgenommene Fotos. Israelische Soldaten hätten damit die von der Hamas verübte Gewalt im Kibbuz Be’eri im Grenzgebiet zum Gaza-Streifen dokumentiert, sagt Rihm. Bei dem Massaker hatten palästinensische Terroristen am 7. Oktober 116 Menschen getötet.

Kommentar Die Ausstellung "6:56" in Mannheim ist auch ein diplomatischer Drahtseilakt

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„Ein besonderes Anliegen ist uns, auf die Menschen aus Be’eri und der ganzen Region hinzuweisen, von denen immer noch 101 Menschen als Geiseln in Gaza vermisst sind.“ Zuletzt war „6:56“ vier Wochen lang in Würzburg zu sehen, wo die dortige DIG im Rathaus ausgestellt hatte.

In Mannheim wurde die Ausstellung laut Rihm „konstruktiv“ diskutiert. So hatte die DIG Mannheim gebeten, die Fotos ebenfalls im Rathaus zeigen zu dürfen. Das lehnte die Verwaltung aber ab. Nun haben sich beide Seiten auf das Haus Hurra! geeinigt, das von der städtischen Tochtergesellschaft Next Mannheim angemietet und als Ausstellungsfläche konzipiert ist.

Hier ist die Ausstellung bis 30. April unter der Woche von 10 bis 13 und 16 bis 18 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr zu sehen. Am 13., 25. und 27. April ist sie geschlossen.

Zwei Mannheimer Abgeordnete als Schirmherren von „6:56“

„Das Haus hat den Vorteil, einen niederschwelligen Zugang zur Ausstellung zu bieten, da zum Beispiel auch Passanten, die zufällig vorbeikommen, die Ausstellung wahrnehmen können“, erklärt die Sprecherin des Dezernats des Oberbürgermeisters, Monika Enzenbach. „Im Rathaus wäre das nur bedingt der Fall.“ Um einen störungsfreien Betrieb zu gewährleisten, werde dieses auch nur selten für Ausstellungen genutzt. „Da diese Ausstellung auch polarisieren kann, ist das Rathaus als Ort nicht geeignet“, erklärt Enzenbach.

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Dass „6:56“ polarisieren wird, damit rechnet auch Rihm. Zwar gehe er derzeit davon aus, dass die Ausstellung „ohne Zwischenfälle“ verlaufen werde. „Protestaktionen können wir aufgrund der Stimmungslage aber nicht ausschließen.“ Die zentrale Lage sowie die transparenten, großzügigen Räume würden zur Sicherheit beitragen. Auch deshalb sei die Lösung „zufriedenstellend“, sagt er, zumal die DIG im Rahmen einer Förderung der Ausstellung keine Miete zahlen muss. „Auf der anderen Seite müssen wir drei Wochen lang das Personal ehrenamtlich bereitstellen, die Öffnungszeiten mit internen Ressourcen abdecken und uns um das Thema Sicherheit kümmern.“ Für die hätte man Maßnahmen getroffen - über deren Details er natürlich keine Auskünfte geben könne.

Auf besonders verstörende Bilder wurde verzichtet

„Wir machen mit der Ausstellung auf die brutalen Verbrechen der Hamas und deren Unterstützer vom 7. Oktober aufmerksam, die zum Krieg geführt haben. Wer die Ausstellung als Provokation auffasst, der verkennt die Realitäten und hat in der jüngeren Geschichte nicht aufgepasst“, sagt Rihm. „Uns ist nicht an einer Eskalation der Lage gelegen.“

Um Provokationen zu vermeiden, habe man auf „besonders verstörende Bilder, die uns vorlagen“, verzichtet. Auf den ausgestellten Bildern seien menschenleere, verrußte Räume, Häuser und verkohlte Bäume zu sehen. „Auch sie erzählen - wenn auch in etwas zurückhaltender Weise - von der Brutalität, die an diesem Tag von den Hamas-Terroristen verübt wurde.“

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Bundestagsabgeordneter Konrad Stockmeier (FDP) und Landestagsabgeordneter Boris Weirauch (SPD) sind Schirmherren. „Der Terror vom 7. Oktober und das Schicksal der Geiseln dürfen nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Stockmeier. Weirauch, Berichterstatter seiner Fraktion gegen Antisemitismus, erinnert, dass der Terror der Hamas der größte Massenmord an Juden seit der Shoa war. „Nicht nur aufgrund unserer historischen Verantwortung für den Schutz jüdischen Lebens gilt es, die Erinnerung an diesen furchtbaren Tag wach zu halten und dafür zu sorgen, dass dieser Terror nicht in Vergessenheit gerät.“

Voraussetzungen in Würzburg und Mannheim unterschiedlich

In Würzburg unterdessen sind DIG und Verwaltung zufrieden mit der Ausstellung. „Es gab keine Angriffe auf Exponate, Rathaus oder Ausstellungsmacherinnen und -macher“, teilt eine Sprecherin der Verwaltung auf Anfrage hin mit. „Negative Reaktionen auf die Ausstellung haben wir nicht verzeichnet. Im Gegenteil: Besucher zeigten sich von dieser beeindruckt.“

Das bestätigt der Vorsitzende der DIG Würzburg, Konstantin Mack. Auch der Kontakt mit der Verwaltung „hätte kaum besser sein können“. So sei Oberbürgermeister Christian Schuchardt - der der CDU und nicht der CSU angehört - bei der Eröffnung mit dabei gewesen und hätte mit der Verwaltung die Ausstellung überhaupt „äußerst wohlwollend“ unterstützt. Einen Sicherheitsdienst habe man außerdem nicht gebraucht.

Zur Einordnung gehört aber, dass sich die Bedingungen beider Städte wohl nur schwer miteinander vergleichen lassen. Gibt es in Mannheim seit Monaten regelmäßige Nahost-Demonstrationen beider Seiten, die zu einer laut Sicherheitsdezernent Volker Proffen (CDU) „aufgeheizten Stimmung“ geführt haben, bewertet die Pressestelle der Würzburger Verwaltung das Versammlungsgeschehen in der unterfränkischen Stadt dort „als eher ruhig“ und „insgesamt friedlich“. Und auch wenn die Auswirkungen des Kriegs in Würzburg mit einer „erhöhten Anzahl an antisemitischen Vorfällen“ wie Schmierereien zu spüren seien, spricht Mack von „unregelmäßigen“ anti-israelischen Demonstrationen. In Mannheim ist das Demonstrationsgeschehen ja ein völlig anderes - und stellt die Stadtverwaltung deshalb auch vor andere diplomatische Herausforderungen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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