Der Beschuss einer iranischen Botschaft in Syrien, das tägliche, immer größer werdende Leid der Zivilbevölkerung in Gaza, die noch immer mehr als 100 israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas und der tödliche, laut Israels Premier Benjamin Netanjahu, „unbeabsichtigte Angriff“ auf eine Hilfsorganisation: Die Nachrichten, die über Ostern aus Nahost kamen, erschüttern - und werden, dazu muss man kein Prophet sein, sich auch auf Mannheims Straßen auswirken.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) zeigt nun die Ausstellung „6:56“, die mit Fotos den Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober dokumentieren will. Es braucht auch dafür keine prophetischen Kräfte, dass die Schau nicht überall auf Gegenliebe stoßen wird. Sie stellt deshalb auch eine Belastungsprobe für das sowieso angespannte Zusammenleben in der Stadt dar. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Kunst darf auch provozieren und natürlich ist es das Recht der DIG, mit der Schau auf die Grauen des 7. Oktobers und die noch immer verschleppten Geiseln aufmerksam machen zu wollen.
Deshalb ist es auch richtig, dass die Verwaltung der DIG Räume zur Verfügung stellt - gleichzeitig ist es richtig, dies aber nicht im Rathaus zu machen. Ja, Würzburg ist ein Beispiel, dass das im Rathaus funktionieren kann. Allerdings ist die Situation rund um den Krieg dem Anschein nach in Mannheim weitaus angespannter als in Würzburg. Deshalb ist das Dilemma für die hiesige Verwaltung zwischen Anteilnahme für die israelischen Toten und Geiseln vom 7. Oktober auf der einen Seite und dem Grauen im Gaza auf der anderen Seite auch weitaus komplizierter.
In Würzburg konnte die Schau ohne Zwischenfälle gezeigt werden. Wenn das in Mannheim gelingt, wäre das ein wichtiges Zeichen des gegenseitigen Respekts vor den Opfern des Kriegs im Nahen Osten. Das wäre auch ein großer Gewinn für den Dialog in Mannheim.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Ausstellung "6:56" in Mannheim ist auch ein diplomatischer Drahtseilakt
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft zeigt in Mannheim mit der Ausstellung "6:56" die Grauen des Morgen des 7. Oktober 2023. Dass die Verwaltung der DIG dafür städtische Räume stellt, ist richtig, meint Sebastian Koch