Zunächst erscheint es widersprüchlich: Ein Gebäude aus den 1950er-Jahren wird saniert - nicht abgerissen und neu gebaut, sondern saniert. Aber in der Stadt gibt es einige Beispiele für in diesen Jahren gebaute Häuser - etwa die Post auf den Planken -, die unter Denkmalschutz stehen und deshalb saniert werden müssen. Am „Tag der Architektur“ wurde ein solches Gebäude vorgestellt. Der sechsgeschossige Komplex wurde in den Jahren 1955 bis 1957 und in den 60er Jahren für die Hauptverwaltung der damaligen Öffentlichen Versicherungsanstalt Mannheim (ÖVA) errichtet.
Der Komplex verbindet über eine geschwungene Ladenpassage im Erdgeschoss die Planken und die Fressgasse. Die Passage, geprägt von einer filigranen Architektur der 50er Jahre, gilt als wichtiges Bindeglied und ist in großen Teilen denkmalgeschützt. In den darüber liegenden Geschossen befinden sich Büroflächen sowie auf Seiten des Flügels in Richtung Fressgasse fünf Wohneinheiten, wie Architekt Marco Stalliviere als Projektleiter bei der Führung vorstellte. Unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes und eines restauratorischen Gutachtens sie es gelungen, die Passage nahezu in ihren Originalzustand zurückzuversetzen.
Die Formsprache der 50er-Jahre wurde aufgenommen und modern interpretiert. Nach Rückbau wurde die bauzeitliche Farb- und Oberflächengestaltung der Wände, der Decken sowie der Metallrahmen der Oberlichtverglasung wiederhergestellt. Der stilprägende Bodenbelag aus Natursteinfliesen wurde erhalten. Der hohe Detailgrad der Entwicklung und der Anspruch an Authentizität spiegelt sich in den beigefarbenen Schaufensterprofilen wider, die von einem Spezialbetrieb nach ursprünglichen Vorgaben maßgefertigt wurden. „Der alte Putz und mehrere Farbschichten an den Decken kamen runter und wurden in den ursprünglichen Zustand versetzt“, erklärte Stalliviere.
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Knappe Bauzeit
Begonnen wurde der Umbau im Sommer 2019, fertiggestellt ist das Gebäude seit Oktober 2021. Fast alle Ladenflächen und die Büroflächen sind nach Angaben des Architekten vermietet. Manche Läden werden von Künstlern genutzt. Selbst die Treppenhäuser wurden dem Stil der 50er-Jahre entsprechend wiederhergestellt - angepasst an heutige Bauvorschriften. Die an einen Sternenhimmel erinnernde Decke mit etwa 1500 Lampen wurde erhalten. Die Teilnehmer des Rundganges waren voll des Lobes für den „gelungenen“ Umbau. Für den Architekten selbst gab es viele Herausforderungen, wie er sagte. Die größte Schwierigkeit sei die kurze Bauzeit gewesen. Dennoch stellt er am Ende des Rundgangs fest: „Es war ein tolles Projekt, das sehr viel Spaß gemacht hat. Es war ein sehr schönes Beispiel für den ganz eigenen Charme der 1950er-Jahre, in dem teilweise sehr sparsam gebaut wurde.“
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