Stadtentwicklung

Dem Fluss näherkommen

Die Neckarwiesen zwischen Kurpfalzbrücke und Riedbahnbrücke sollen neu gestaltet werden – und die Bürgerinnen und Bürger dürfen mitreden

Von 
Stefanie Ball
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Bei einem Termin mit Vertretern der Stadtverwaltung auf den Neckarwiesen am vergangenen Freitag hat ein Planungsbüro aus Bruchsal eine erste Skizze vom Neckarvorland präsentiert. © Stefanie Ball

Mannheim noch stärker an den Fluss zu bringen – das ist das Ziel der Umgestaltung der Neckarwiesen in der Neckarstadt-West. Ganz konkret geht es um die Flächen zwischen Kurpfalzbrücke und Riedbahnbrücke. Die Stadt erhält für die Maßnahme Fördermittel. Der Grund: Die Neckarstadt-West wurde 2018 zum Sanierungsgebiet erklärt und in das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen.

Die Planungen stehen noch ganz am Anfang. Fast am Anfang, denn das Büro BHM aus Bruchsal hat über ein öffentliches Vergabeverfahren bereits einen Auftrag von der Stadt erteilt bekommen.

Planungsbüro aus Bruchsal

Und die Landschaftsarchitekten, Stadtplanerinnen und Biologen haben einen ersten Entwurf gemacht, der am vergangenen Freitag den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt wurde. Zumindest denjenigen, die von dem Termin wussten, was ein Kritikpunkt an der Veranstaltung war, die direkt vor Ort, auf den Neckarwiesen stattfand: Der Kreis der Betroffenen müsste eigentlich größer sein. Immerhin, rund 20, darunter vor allem Anwohnerinnen und Anwohner, waren gekommen, um zu erfahren, was mit dem Neckarvorland passieren soll.

„Wir haben nur erste Ideen skizziert“, betonte Christian Konowalczyk vom Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung. Bürgerinnen und Bürger sollten von Anfang bis Ende beteiligt werden, ohnehin könne die Umsetzung frühestens im Sommer 2024 beginnen. Der nächste wichtige Schritt sei, dass der Gemeinderat dem Vorhaben im Frühjahr zustimmt.

Und was sind die ersten Ideen? Christian Wild, Landschaftsarchitekt vom Bruchsaler Planungsbüro BHM und zuständig für das Projekt, präsentierte eine lange Liste der Möglichkeiten: Neu angelegte Wege, Trampelpfade, mehr Zugänge zu den Neckarwiesen und Abgänge zum Neckar, „damit man auch merkt, dass man am Fluss ist“, eine leichte Modulierung des Geländes mit höheren und tieferen Ebenen, unterschiedliche Vegetationsstufen. „Es gibt drei konkurrierende Anforderungen an die Flächen, das soll möglichst konfliktarm umgesetzt werden“, sagte Wild. So wollten die Menschen das Gebiet zur Naherholung nutzen, gleichzeitig handele es sich um ein Landschaftsschutzgebiet, und die Anforderungen an den Hochwasserschutz müssten ebenfalls erfüllt sein.

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Bedenken vor zu viel Rummel

Genauso lang wie die Liste der Gestaltungsmöglichkeiten ist die Liste der Wünsche und Bedenken. Wird es Toiletten, Grillplätze, Bänke und einen Kiosk geben? Was ist mit Spielgeräten, etwa Tischtennisplatten, zumal wenn bald der Alter mit seinen kostenlosen Spiel- und Kulturangeboten gegenüber vom Alten Messplatz dem Bau des neuen Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache weichen muss? Was passiert mit der Böschung, wird alles gerodet? Wie attraktiv sollen die Neckarwiesen überhaupt werden? „Attraktivität ist nachvollziehbar, aber das sollte im Rahmen bleiben“, sagt Otmar Prokein und fasst damit die Sorgen von Anwohnerinnen und Anwohnern zusammen. Die wollen keine „Heidelberger Verhältnisse“, kein übervolles Neckarufer, wo nachts die Polizei ausrücken muss, weil die Situation aus dem Ruder läuft. „Wie halten wir das Ganze ordentlich? Die Mülleimer quellen ja jetzt schon über, ich sehe nicht, dass sich das durch ein neues Konzept ändert“, meint Ludger Hänsel, der an der Neckarpromenade wohnt.

Jan Nehmiz hält dagegen. Er betont, dass viele junge Menschen, die in beengten Verhältnissen lebten, Räume bräuchten, wo sie sich aufhalten könnten. „Wir können sie nicht von überall vertreiben.“ Insofern fordert Andreas Lindemann, Bürger noch stärker einzubinden als es an diesem Nachmittag auf der Neckarwiese gelungen ist. „Alle Leute müssen beteiligt werden, und das hier ist nicht das Format, wo man Jugendliche abgreift.“

Christian Konowalczyk betont, dass die Stadt breit, mittels Pressemitteilung an die lokalen Medien sowie im Amtsblatt und über die städtischen Social-Media-Accounts für die Veranstaltung geworben habe. Auch Plakate vor Ort hätten auf den Termin aufmerksam gemacht. Doch egal wie – die Vorschläge würden aufgenommen und in den Plan eingearbeitet.

Wer jetzt nicht dabei war oder noch Ideen hat, kann sich im Rahmen einer Online-Beteiligung zu Wort melden. Ideen können dabei direkt in eine Skizze vom Neckarvorland eingetragen werden.

Freie Autorin

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