"Wie können wir Mannheim besser machen?"

Das würden Mannheimer als "König von Monnem" tun

Schokotrinkbrunnen, Auto-Innenstadtmaut, Falafel-Flatrate, Aperol für zwei, Döner für drei Euro: Ein Künstlerkollektiv fragte Mannheimer, was sie sich wünschen. Die teils augenzwinkernden Antworten haben wir zusammengefasst

Von 
Lea Seethaler
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Die Abschlussperformance des Projekts Neckarwalk of Fame, das Mannheimerinnen und Mannheimer Fragen über ihr Leben, ihre Identität und die Stadt stellte. © KM42

Mannheim. Ein Mannheimer Künstlerkollektiv hat Bürgerinnen und Bürger der Stadt verschiedenste Fragen gestellt. So hat es etwa gefragt, was sie „als König von Monnem“ tun würden, wer sie sind - und was sie glücklich macht. Außerdem wollte es wissen: „Wie kann unser Miteinander besser werden? Was kann jeder einzelne in Mannheim ändern?“ Und: Was wolltest du schon immer mal loswerden?“

Die Antworten überraschen. Sie sind teils erfrischend, machen nachdenklich, und - sind so vielfältig wie die Mannheimer selbst. Als König von Mannheim waren etwa die Antworten zu den ersten Taten der Bürger: „Für weniger Müll sorgen“, „kostenlosen ÖPNV organisieren“.

Oder: „Eine Innenstadtmaut einführen.“ Geantwortet wurde aber auch: „Wenn ich Königin wäre, würde ich in jedem Bezirk Mannheims eine Schule für Eltern organisieren, in der sie lernen, wie man Kinder erzieht und erfolgreich mit ihnen kommuniziert.“

Wünsche: Aperol Spritz für zwei Euro, Döner für drei Euro

Zudem gab es reihenweise kulinarische Wünsche: „Himbeereis für alle!“, „Spaghettieis für alle!“, wurde gewünscht. Zudem: Aperol Spritz für zwei Euro, Döner für drei Euro. Außerdem: eine Falafel-Flatrate, kostenlose Tampons und mehr Wasserspender in der Stadt. Auch öffentliche Schokoladenbrunnen wurden augenzwinkernd hergewünscht oder aber „öffentliche Jetskis“. Außerdem auch „eine große lateinamerikanische Diskothek“.

Präsentiert wurden die Antworten auf die Fragen beim Neckarwalk of Fame. Jeder Mannheimer soll hier ein Promi sein, im Fokus stehen mit seinen Antworten. © km 42

Weitere Personen antworteten: „Wenn ich König von Mannheim wäre, würde ich als soziale Aktivität das Problem der Sucht angehen. Ich würde mich auch um Migranten und Flüchtlinge kümmern“.

Andere schreiben: „Als Königin von Monnem würde ich viele Bäume pflanzen, alle Dächer mit Solarmodulen bestücken.“ Wieder andere äußern: „Mehr für eine offene und diverse Gesellschaft tun sowie deren Sichtbarkeit und echte Gleichberechtigung. Rechtsextremismus wirklich überall, auch in Behörden, bekämpfen.“

Und wie kann Mannheims Miteinander besser werden? „Mit wissenschaftlichen Quellen die Situation analysieren und nicht auf emotionaler Ebene, sondern möglichst objektiv“, sieht jemand als Lösung. „Auch weniger Media wie TikTok und ähnliches schauen, sondern sich mehr an vom Staat anerkannten Quellen orientieren.“

Mehr Vernetzung der Stadtteile, nicht nur der „schwierigen“

Ein Punkt, der sehr häufig genannt wird: mehr Begegnungsmöglichkeiten in der Stadt schaffen. „Ich glaube, wir müssen Vorurteile reduzieren, Kultur- und Bildungsprogramme und Sprachkurse sind hilfreich“, schreibt jemand. „Außerdem stärkt Zusammenarbeit in der Gruppe das Gemeinschaftsgefühl.“

„Es fehlen (kostengünstige, kostenfreie) Plätze zur Begegnung, auch um miteinander etwas zu gestalten (etwa tanzen, singen, voneinander und miteinander erzählen)“, notiert eine weitere Person. Es brauche „mehr Vernetzung der Stadtteile, nicht nur der gesellschaftlich schwierigeren“.

Der Neckarwalk of Fame bot auch Raum für Austausch. © km 42

Manchen würde es indes schon reichen, „dass Autos den Blinker setzen“, schreiben sie.  Andere plädieren für: „Anderen was Gutes tun. Ohne Gegenleistung.“ Weitere Teilnehmende wünschen sich in der Stadt „ein viel größeres, kostenfreies Therapieangebot“. Auch die Antworten auf „Was macht dich glücklich?“ lesen sich interessant: „Nudelauflauf, Umarmungen, jedes kleine nette Wort, Freundschaften, die uns ein Leben lang begleiten, Lächeln von Herzensmenschen, Blicke vom Berggipfel auf die Welt.“

Für andere ist es: „Nachts im Meer schwimmen, Bäume und Blumen, klares Wasser, ein gutes Gespräch, Lieblingssachen aus der Ukraine, Radeln am Neckar, ein kurzer Sommerregen mit dicken Tropfen oder ein Aha-Moment.“ Eine Person schreibt: „Das ist, wenn ich in die Augen meiner Kinder und Enkelkinder schaue und sich für mich eine ganze Welt auftut.“

„Mannheim hat alles, was wir brauchen“

Was kann ich in Mannheim ändern? „Mein Gewicht“, antwortet jemand ironisch kurz und knapp. Eine Person schreibt: „Ich kann Mannheim sauberer machen und den Obdachlosen mehr helfen. Außerdem kann ich innovative Industrie entwickeln und in den touristischen Bereich investieren, etwa mehr Restaurants und Bars am Fluss bauen etc., die Stimmung manchmal auflockern durch einen Scherz oder Schwatz oder Gespräch mit Unbekannten. Und darauf achten, ob jemand suchend, unsicher oder hilfebedürftig wirkt - und dann ansprechen.“

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Auf die Frage „Was wolltest du schon immer mal loswerden?“ sagen manche: „Meine Migräne“, „Bitte weniger Autos hier“, andere schreiben eine Liebeserklärung an jemanden.

Weitere äußerten, sie wollten, dass Mannheim kontroverse Dialoge fördere, besonders zu Gaza und Palästina. Jemand antwortete: „Ach Mannheim, eigentlich bist du sehr in Ordnung.“ „Mannheim hat alles, was wir brauchen“, resümiert eine Person. Jeder soll „das Beste geben, Verantwortung übernehmen, und am Ende wird Mannheim noch schöner. Ich liebe Mannheim“.

Das Frageprojekt war Teil von „Neckarwalk of Fame“, der sich als Kunstprojekt des Kunstkollektivs km42 in Kooperation mit der Theaterakademie und dem RNF als Medienpartner auf die Suche nach Meinungen und Visionen der Mannheimer begab.

Fragen wurden per Social Media und über die Presse gestellt. Die Antworten wurden nachts mit Kreide auf einen Weg am Neckar gesprüht.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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