Mannheim. „Im Umfeld der N-Quadrate – auf dem Dalbergplatz und im Scipiogarten – gibt es eine regelrechte Rattenplage“, teilte vor Kurzem ein „Mannheimer Morgen“-Leser unserer Redaktion mit. Die Stadtverwaltung bestätigt, dass das Problem bekannt ist. Maßnahmen seien bereits ergriffen worden. In Kampf gegen Rattenplagen seien aber auch die Bürger gefragt. Denn daran, dass an manchen Stellen plötzlich viele der unbeliebten Nager vorkämen, seien Menschen meist nicht ganz unschuldig.
Wolfgang Hack, der früher in Mannheim gewohnt und gearbeitet hat und heute im Saarland wohnt, hatte nach einem Besuch in Altrip an der Blauen Adria wieder mal in der Quadratestadt übernachtet. Er berichtet von einem Biergartenbesuch in N2 – es gibt dort ein griechisches und ein japanisches Restaurant. „Eine Ratte lief durch den Biergarten, das war abends zwischen 22 und 23 Uhr“, erzählt Hack. „Das Tier ist aus Richtung Denkmal gekommen und lief zwischen dem Japanischen Restaurant und dem Denkmal herum– zwischen den Biertischen und wieder zurück, und das sehr schnell.“
Stadt versucht, Rattenplage über Fressköder einzudämmen
Die Bedienung sei auch geschockt gewesen. Seine Partnerin und er haben dort im Laufe des Abends mehrere Nagetiere gesehen. Die Tiere seien größer gewesen als Mäuse, aber nicht so dick wie normalerweise Ratten. Auf dem Dalbergplatz hätten auch mehrere Container gestanden, davon einer ohne Deckel. „Da waren Plastiksachen drin, und es hat auch merkwürdig gerochen“, sagt Hack. Er wohnte im Leonardo-Hotel.
Auch auf dem Rückweg durch den Scipiogarten seien Ratten unterwegs gewesen. „Als wir die Treppen hoch gingen, sind uns die Ratten fast über die Füße gelaufen“, berichtet Hack. Am nächsten Morgen habe er unter 115 die Stadt angerufen und auf diesen Missstand hingewiesen. Die Stadt versuche, über Fressköder das Problem in den Griff zu bekommen, habe man ihm gesagt.
Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City, erklärt: „Hier gibt es immer unglaublich viele Ratten.“ Aber aus dem Gewerbe selbst habe er diesbezüglich keine Rückmeldungen bekommen – eher aus den Quadraten, von den Bewohnern. „Doch ich weiß, dass es eine Rattenplage in der Mannheimer Innenstadt gibt – nicht tagsüber, sondern morgens und abends“, so Pauels. Die Stadt sei bemüht, habe immer wieder Köder ausgelegt, beispielsweise an Bäumen.
Helfen Sie mit
- Um zu vermeiden, dass sich die unbeliebten Nager weiter ausbreiten, gibt die Abfallwirtschaft Mannheim ein paar wichtige Hinweise. Speisereste bitte nicht über die Toilette entsorgen, sondern über die Bio- oder Restmülltonne. Nur pflanzliche Reste auf den Komposthaufen geben.
- Essensreste nicht liegen lassen, sondern in Abfallkörbe werfen. Einschlupflöcher in Türen und Gemäuern verschließen. Gerümpel und Abfälle um Gebäude entfernen. ost
Daniel Barchet, Vorsitzender vom Bürger- und Gewerbeverein Östliche Innenstadt, erzählt, vor Kurzem habe ihm ein Mitglied gesagt, dass im Lameygarten Ratten unterwegs sind. Er selbst habe schon Ratten in den T-Quadraten gesehen. Ein Problem seien die herumliegenden Essenreste. „Unser Wunsch ist, dass in der Breiten Straße die Mülltonnen ausgetauscht werden gegen solche wie am Plankenkopf – wo der Müll gepresst wird, dass er nicht mehr neben raus fällt“, sagt Barchet. Die Mülltonnen in der Breiten Straße seien permanent überfüllt. Jutta Schroth, Vorsitzende des Bürgervereins Innenstadt West, erklärt: „Uns ist in letzter Zeit nichts zu Ohren gekommen bezüglich einer Rattenplage, doch es ist relativ normal, dass hier nachts Ratten unterwegs sind.“ Sie selbst habe auch schon gesehen, dass beispielsweise beim Eintanzhaus eine Ratte am Randstein entlanglief. Bei der Menge an Essensmüll, die überall herumliege, sei das auch kein Wunder.
„Das ist ein Dauerthema, speziell der Verpackungsmüll. Dass bei der Gastronomie nicht kontrolliert wird, ob Mehrwegverpackung, wie vorgeschrieben, genutzt werden oder nicht“, sagt Schroth. Doch nicht nur die Stadt sei in der Pflicht, sondern auch die Menschen. Sie ärgere sich jedes Mal, wenn sie am Sonntagmorgen auf dem Weg zur Kirche die halbleeren Verpackungen, beispielsweise auf dem Platz vor der Synagoge und gegenüber vom Nyx Hotel, auf den Kellerfenstern stehen sehe. „Da freuen sich die Ratten.“
Falsch entsorgte Essensreste locken Ratten an
Dazu erklärt Stadtsprecher Kevin Ittemann: „Beschwerden über Ratten in der Innenstadt gibt es immer wieder.“ Auf den Plätzen in der Innenstadt hielten sich vor allem zu dieser Jahreszeit viele Menschen auf. „Dann mehren sich die Fälle von Essensresten, die leider nicht richtig entsorgt und einfach liegengelassen werden“, bedauert Ittemann. Die Stadt bitte darum, die zahlreichen Papierkörbe, die es vor allem auch in der Innenstadt gebe, zu nutzen. Die Leerung der Abfallkörbe auf vielen Innenstadtplätzen (Swansea, Lameygarten, Lauergarten, Schillerplatz, Scipiogarten) erfolge sechs Mal pro Woche durch die Stadt und in den Sommermonaten noch zusätzlich an zwei Nachmittagen.
„Die Reinigung des Dalbergplatzes und des Umfelds des Eintanzhauses obliegen hingegen den Grundstückseigentümern“, so Ittemann. Ein vermehrtes Rattenaufkommen habe oftmals auch mit Baumaßnahmen zu tun. Bei akutem Rattenbefall im Kanal setze der zuständige Eigenbetrieb Stadtentwässerung gezielt Fraßköder ein, um den Befall einzudämmen. Bei regelmäßigen Kontrollen werde überprüft, wie sich das Rattenaufkommen entwickelt.
In der Innenstadt werde aktuell im Auftrag des Eigenbetriebs Stadtraumservice eine Rattenbekämpfung mit über 500 Köderboxen durch eine Schädlingsbekämpfungsfirma durchgeführt. „Doch die Hauptursache für die Verbreitung von Ratten ist oft hausgemacht. Der Mensch bereitet den Ratten durch unsachgemäße Entsorgung von Speiseresten einen reich gedeckten Tisch“, bedauert Ittemann.
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