Forschung

Warum die Hochschule Mannheim vor der Kunsthalle eine Küche betreibt

Zwei Wochen lang haben Forscher der Hochschule Mannheim vor der Kunsthalle eine Küche betrieben und Besucher mit kostenlosem Essen versorgt. Grund für die Aktion war ein wissenschaftliches Experiment

Von 
Laura Bender
Lesedauer: 
Mit einer temporär aufgebauten Küche auf dem Skulpturenplatz hat die Hochschule Menschen zusammengebracht, um Interaktionen zu erforschen. © Hochschule

Mannheim. Wie soll das zukünftige Zusammenleben in Mannheim aussehen? Mit genau dieser Frage hat sich ein Projekt der Kunsthalle Mannheim in Kooperation mit der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Mannheim und dem Werkbund Baden-Württemberg beschäftigt. Vom 24. Juni bis zum 7. Juli 2024 befand sich auf dem Skulpturenplatz der Kunsthalle Mannheim das Projekt, bei dem eine künstliche, temporäre Küche aufgebaut wurde. Doch warum wurde eine Küche simuliert?

Die Küche ist laut Moritz Klenk, dem Professor für Kulturwissenschaften an der Hochschule Mannheim und einem der Initiatoren des Projekts, ein Schlüsselelement, um an Menschen heranzukommen. Wo führen Menschen die wahrhaftigsten Gespräche? In der Küche. Die Küche ist ein innerer Privatraum, hier kommen Menschen zusammen, fühlen sich wohl und diskutieren über die wichtigen Dinge und sind aufrichtig.

Simulation einer künstlichen Küche vor der Kunsthalle Mannheim

Genau das sind die Komponenten, die der Forscher auch bei seinen Befragungen gerne hätte. Daher simuliert er eine künstliche Küche und möchte auch hier über die wichtigen Dinge mit Menschen ins Gespräch kommen und ihre aufrichtigen Antworten erhalten. Man versucht der Frage näherzukommen, inwiefern die Bürgerinnen sich das Zusammenleben vorstellen. Durch den künstlerischen Input lenkt man das Gespräch in die gewünschten inhaltlichen Bahnen. „Streitigkeiten gibt es so gut wie keine, da Essen immerzu verbindet“, so der Hochschulprofessor.

Von 13 bis 19 Uhr gab es kostenloses Essen, wobei eine Spende natürlich gerne gesehen werde. Es ist ein breites Spektrum präsent, von obdachlosen Menschen, Suchtkranken bis hin zu Besuchern der Kunsthalle. „Es sollen alle möglichen Personengruppen erreicht werden,“ so der Forscher. Er berichtet davon, dass bis zu 100 Menschen teilweise am Abend erscheinen würden und tatsächlich schaffen sie es auch alle satt zu bekommen, betonte er mit einem Lachen.

Rückmeldungen auf Küchen-Projekt fallen positiv aus

Die Rückmeldungen auf das Projekt fallen positiv aus: „Es kamen Menschen aus der gesamten Region, ja sogar aus Heidelberg her, wobei sich alle über diverse Themen austauschten, wie zum Beispiel: welche Lebensentwürfe die Menschen antreiben, warum sie diese ablehnen, ganz spezifisch wurde auch über das Essen geredet und schließlich auch generell über neuere Projektideen für Mannheim“, so der Forscher.

Die Letzte Generation, zum Beispiel, wollte ihr Projekt für eine autofreie Innenstadt vorstellen und hat das dort auch machen dürfen. Es wurde auch später darüber als Reaktion auf den Input untereinander in der künstlichen Küche diskutiert.

Mehr zum Thema

Kunst

Kunsthalle: Tino Zimmermann gestaltet Studioraum

Veröffentlicht
Von
Thomas Groß
Mehr erfahren
Interview

Stadt.Wand.Kunst in Mannheim: „Wir haben eine Pole Position“

Veröffentlicht
Von
Stefan M. Dettlinger
Mehr erfahren
EM-Achtelfinale

Wie der dänische Direktor der Kunsthalle Mannheim auf das EM-Duell gegen Deutschland blickt

Veröffentlicht
Von
Kai Plösser
Mehr erfahren

Die Resonanz fällt positiv aus: es gäbe keinerlei Konflikte, die Menschen reagieren mit gesunder Neugier auf das Projekt und außerdem wird nachts die Küche nicht abgebaut und trotzdem werde kein Vandalismus betrieben. Auch von den Nachbarn gäbe es keine Beschwerden, und sogar die Cafés in der Umgebung sollen ihre Unterstützung mehrfach angeboten haben, berichtet der Professor.

Auf die Frage, ob der Forscher das Projekt nochmals so betreiben würde, antwortet er: „Nach einer Pause auf jeden Fall. Aktuell muss ich dieses Projekt jedoch erstmal auswerten. Man ist aktuell mitten im Experiment, die Küche, in der sie sich gerade befinden, ist ja genau dieses Experiment. Die Daten wurden gesammelt, und nun folgt die Auswertung dieser Daten.“

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen