Denkmalschutz

Das wird in Mannheim bei der Nacht des offenen Denkmals geboten

Am 13. September geht die Nacht des offenen Denkmals in Mannheim um 17 Uhr im Stadthaus N 1 los, einem umstrittenen Denkmal. Was sonst noch in Mannheim geplant ist.

Von 
Peter W. Ragge
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In Mannheimer Stadthaus N1 wird die Nacht des offenen Denkmals eröffnet. © Christian Gerards

Mannheim. Sie sind „das Wagnis eingegangen“, sagt Claus Wolf, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege, und haben sich „bewusst für Mannheim und N 1 entschieden“. Genau hier wird am Samstag, 13. September, um 17 Uhr die „Nacht des offenen Denkmals“ eröffnet, die landesweite Auftaktveranstaltung für den „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag.

Das sei schon „extrem mutig“, sagt dazu Oberbürgermeister Christian Specht süffisant, haben die Denkmalschützer doch in Mannheim enormen Widerspruch ausgelöst, als sie das Stadthaus N 1 und das Parkhaus N 2 unter Schutz stellten.

Wolfs Chefin Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, hält sich aus diesem Thema raus, als sie zur Vorstellung des Programms der Veranstaltung in die Sternwarte kommt. Sie dankt nur OB Specht, dass er ihr, als sie 2024 die Nationaltheater-Baustelle besuchte, spontan zugesagt habe, dieses große Event auszurichten. Für die Stadt sei es ja schön, dass das Land damit „Licht auf Mannheim werfe“, entgegnet Specht.

Die Mannheimer Sternwarte ist ebenfalls Teil der Nacht des offenen Denkmals. © Markus Prosswitz / Photo-Proßwitz

Aber er bekennt, dass Mannheim mit dem Thema Denkmalschutz auch Probleme habe. Über 1500 Baudenkmale weise die Stadt auf. Da sei es „eine immense Aufgabe, dafür Bewusstsein zu schaffen“ in der Bevölkerung. Und gerade wenn jüngere Betonbauten wie N 1 und N 2 unter Schutz gestellt würden, „ist es nicht ganz einfach, damit umzugehen und das der Bevölkerung zu vermitteln“. Daher sei er dem Landesdenkmalamt „dankbar, dass es gesagt hat, wir lassen Euch damit nicht alleine, sondern schauen, wie wir moderne Nutzungskonzepte realisieren können“, so Specht.

Leuchtkegel markieren bei der Nacht des Denkmals die geöffneten Gebäude

Wolf antwortet darauf nicht direkt. Aber er sagt, seine Behörde habe es sich mit der Unterschutzstellung von N 1 und N 2 „nicht leicht gemacht“. Es gehe eben darum, Bauten aus allen Epochen zu erhalten. „Ein Denkmal muss nicht schön sein“, so der Präsident des Landesdenkmalamtes. Allerdings habe es „keinen Sinn, dass die Behörde Vorgaben macht, die die Bevölkerung nicht akzeptiert“, räumt er ein. „Wir müssen Verständnis schaffen, weil nur, wenn die Denkmaleigenschaft akzeptiert wird, wird das Gebäude auf Dauer erhalten“, betont er.

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Verständnis schaffen - dazu dient der Tag des offenen Denkmals. Die Idee geht auf den früheren französischen Kulturminister Jack Lang zurück. 1991 hat die Europäische Union sie aufgegriffen, seit 1993 wird der Tag jährlich in Deutschland begangen. „Es ist die größte kulturelle Veranstaltung Europas an einem Tag“, hebt Claus Wolf hervor. Baden-Württemberg hat zudem 2014 eingeführt, als landesweite Eröffnung vor dem jeweiligen Sonntag eine „Nacht des offenen Denkmals“ in einer jedes Jahr wechselnden Stadt auszurichten.

„Es ist eine einzigartige Nacht, ein Fest der Sinne“, beschreibt Ministerin Razavi das Konzept. Hier könnten die Bürger die „wunderbare Denkmallandschaft“ des Landes in ihrer ganzen Bandbreite kennenlernen. Sie alle seien „unersetzliche Zeugnisse unserer Geschichte und unseres Selbstverständnisses“, so die Ministerin. Mannheim habe dazu ein „beeindruckendes Programm“ mit 50 Orten vorbereitet.

Die konzentrieren sich auf Innenstadt, Oststadt und Neckarstadt. Erkennbar sind alle Orte, die zur Besichtigung einladen, an etwa sechs Meter hohen Leuchtkegeln, die vor den Eingängen aufgestellt werden. Schon ab 16 bis etwa 24 Uhr findet man auf dem Paradeplatz einen Infostand. Nach der offiziellen Eröffnung um 17 Uhr, bei der es neben Ansprachen von Ministerin Nicole Razavi, Oberbürgermeister Specht und dem Präsidenten Claus Wolf ein Rahmenprogramm des Nationaltheaters und der Musikhochschule gibt, läuft das Besichtigungsprogramm dann ab 18 Uhr - meist bis Mitternacht.

Auf Führungen über die Baustelle des Mannheimer Nationaltheaters werden bei der Nacht des offenen Denkmals angeboten. © Thomas Tröster

Das von einem Team des Fachbereichs Internationales, Europa und Protokoll der Stadt mit dem Landesdenkmalamt entwickelte Programm beinhaltet Aktionen wie Führungen (etwa über die Theaterbaustelle, entlang der „Kurpfälzer Meile der Innovationen“ oder im alten Bankenviertel), Konzerte, Performances oder Filmvorführungen. Es umfasst neben prominenten Denkmalen auch „versteckte Schätze, die sonst kaum zugänglich sind“, wie Specht hervorhebt.

Dazu zählen etwa in D 4,4 das vom Förderband genutzte Laubenganghaus von 1725, wo es um 19, 20 und 22 Uhr Führungen gibt, das heute dem Gründungszentrum Textilerei dienende Barockhaus von 1725 in C 4,16, wo zeitweise BASF-Gründer Friedrich Engelhorn wohnte (19.30 und 21.30 Uhr), das Leihamt in D 4, 9-10 mit halbstündlichen Führungen, der Börsensaal der Musikschule in E 4,14 (20.45 und 21.45 Uhr) oder der Luftschutzbunker unter der Johannes-Kepler-Schule in K 5 (18 bis 22 Uhr halbstündliche Führungen) sowie die ehemalige Weingroßhandlung in B 7,16, heute Kulturhaus Romno Kher. Ein Haus voller herrlicher alter Spielzeugschätze ist Lothar Mandlers Spielzeugladen in C 3, 15, der von 18.30 bis 23 Uhr seine Modelleisenbahnen, Modellautos, Figuren und Blechspielzeug-Sammlung präsentiert.

Start für landesweite digitale Denkmalkarte

Eher ungewöhnlich bei Denkmaltagen ist ebenso, dass die Friedrich-List-Schule in C 6, der Kunstverein in der Augustaanlage (wo sich Besucher Taschen mit Motiven des Mannheimer Kollektivs „Antighost“ bedrucken lassen können), das Wohn- und Atelierhaus von Architekt Carlfried Mutschler (Führungen 19.30, 21 und 23 Uhr), das Theaterhaus G 7, das der Musikhochschule dienende alte Siemenshaus in N 7 (Führungen 18.30, 19.30 und 20.45 Uhr, anschließend Kurzkonzerte) sowie die Unibibliothek in A 3 öffnen. Auch drei Kinos (Atlantis, Odeon und die neuen Planken-Lichtspiele) laden zur Besichtigung ein.

Das Herschelbad, das im Jahr 2026 geschlossen werden soll, kann bei der Nacht des offenen Denkmals ebenfalls besichtigt werden. © Malix

Nicht fehlen dürfen solche Publikumsmagnete wie die Sternwarte, der Wasserturm, das Herschelbad und das Museumsschiff. Auch zahlreiche Sakralbauten (CityKirche Konkordien, St. Sebastian, Jesuitenkirche, Schlosskirche mit Gruft, Trinitatiskirche, Heiliggeistkirche) machen mit und bieten teilweise Orgelkonzerte. Dazu kommen (nur eine Führung ab 21 Uhr wegen Sabbat) das Jüdische Gemeindezentrum sowie die Yavuz-Sultan-Selim-Moschee, die beide ja erst zu Denkmälern erklärt wurden. Dabei sind schließlich die umstrittensten neuen Denkmäler, das Parkhaus N 2 (Führungen 19, 20 und 21 Uhr) sowie das Stadthaus N 1, wo es außer Führungen noch eine Impro-Night in der Stadtbibliothek, Ausstellungen und Infostände gibt.

Pünktlich zur „Nacht des offenen Denkmals“ hat die Ministerin ein neues Angebot des Geoportals Baden-Württemberg präsentiert: die neue Denkmalkarte des Landes. „Die Daten sind unkompliziert auf dem PC, dem Tablet oder dem Smartphone jederzeit abrufbar und erklären uns allen, warum diese Objekte schützenswert sind“, so die Ministerin bei der offiziellen Freischaltung des Informationsangebotes (www.denkmalpflege-bw.de/denkmalkarte). Zum Start in die Sternwarte zu kommen, „passt ja unheimlich gut“ stellte sie fest. Von OB Specht und Helen Heberer, Vorsitzende des Vereins Stadtbild und Initiatorin des Aktionsbündnises Sternwarte, erfährt sie nämlich, dass der barocke Turm einst nicht nur für Astronomie und Meteorologie entscheidend war, sondern auch Ausgangspunkt der Landvermessung der Kurpfalz und danach auch der Vermessung Badens.

Redaktion Chefreporter

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