Tourismus

Das sind Mannheims neue Gästeführer

Von der Studentin bis zum Rentner - 26 neue Mannheimer Gästeführer haben den Kurs gemacht und die Prüfung abgeschlossen. Warum der Bedarf für solche Touren steigt

Von 
Peter W. Ragge
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Sie führen künftig durch Mannheim: Die neuen Gästeführer vor der Tourist-Info am Hauptbahnhof haben ihre Zertifikate bekommen. © Thomas Tröster

Mannheim. „Meinen Stolz auf die Stadt weitergeben“ – das hat sich Michael Kleinhenz vorgenommen, und das kann er jetzt. Er zählt zu den 26 neuen Gästeführern, die von der Tourismus Stadt Mannheim GmbH in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar (IHK) ausgebildet und zertifiziert worden sind. Bei Kleinhenz ist das besonders glaubwürdig, denn er lebte 20 Jahre in Costa Rica, kam aber wieder nach Mannheim zurück.

„Als ich weg bin, war Mannheim nicht ganz so schön, aber was daraus wurde, hat mir imponiert“, sagt er. Das will er nun Gästen näherbringen. Denn das werden immer mehr: „Der Bedarf steigt ständig“, so Karmen Strahonja, Geschäftsführerin der städtischen Tourismus-Gesellschaft. Vor acht Jahren habe es gerade mal 27 Gästeführer gegeben, „viele von ihnen waren schon älter und nicht mehr ständig einsetzbar“.

Für die Bundesgartenschau habe man erstmals neue Gästeführer ausgebildet und mit ihnen 4000 Gruppen in den beiden Parks betreut. Hinzu seien knapp 900 Führungen in der Stadt gekommen, „denn nicht nur im Hinblick auf die Bundesgartenschau hat sich der gesamte Städtetourismus gut entwickelt“, so Strahonja. Bereits jetzt liegen für das laufende Jahr mehr als 500 gebuchte Führungen vor, „und das ohne Bundesgartenschau“, so Strahonja.

Ausbildung endet mit mündlicher und schriftlicher Prüfung

Dafür stehen nun, mit den 26 neuen Absolventen, insgesamt 75 freiberuflich tätige Gästeführer zur Verfügung. Sie haben eine Ausbildung von 106 Stunden, online oder vor Ort, absolviert – alles rund um die Stadt, was mündlich und schriftlich geprüft wird. Aber auch Erste Hilfe müssen sie können. „Sie sind unsere Aushängeschilder, das Gesicht Mannheims“, so Strahonja bei der Übergabe der Zertifikate an die 26 neuen Gästeführer, von denen 24 schon bei der Bundesgartenschau tätig waren. „Durchaus anspruchsvoll“ sei die Ausbildung, sagt Thomas Jekel. Obwohl er sich sehr für Stadtgeschichte interessiere, seien es „teils schwierige Fragen“ gewesen, aber als Ruheständler habe er sich sehr gerne damit beschäftigt und freue sich jetzt, dieses Wissen zu vermitteln.

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„Ich habe auch Spaß daran gefunden“, sagt Juan Veredas. Der Maschinenbauingenieur war bereits bei der Bundesgartenschau tätig. „Geschichte ist mein Gebiet, das finde ich spannend, das mache ich gerne“, so Veredas. Zudem könne er Spanisch, habe bereits bei der Bundesgartenschau fremdsprachige Führungen absolviert und biete das weiter an: „Das wird auch immer mehr nachgefragt“, merkt er.

Ebenso bei der Buga im Einsatz war Maria Dambach. „Das war so ein Selbstläufer, hat so viel Spaß gemacht, deshalb mache ich es gerne weiter“, erklärt sie: „Es ist schön, zu sehen, wie Begeisterung entsteht“, hat sie nur gute Erinnerungen an den vergangenen Sommer und wollte daher unbedingt weitermachen.

Das gilt auch für Nathalie Möck und Alexander Salzmann. Beide sind zum Stadium der Wirtschaftsinformatik nach Mannheim gekommen – sie aus der Nähe von Potsdam, er aus Braunschweig. Stadtführer zu sein, sei „eine super Gelegenheit, die Wahlheimat besser zu verstehen“, begründet die 23-Jährige, warum sie die Ausbildung gemacht hat. Erfahren hat sie durch Zufall davon, in Sozialen Netzwerken vor der Bundesgartenschau: „Ich habe mich gemeldet, und es hat schon bei der Buga viel Spaß gemacht, also mache ich weiter“, so Nathalie Möck.

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Alexander Salzmann verbindet damit aber zugleich Kritik. „Ich kam zum Studium neu nach Mannheim, und die Stadt hat sich mir irgendwie gar nicht vorgestellt, so gar nicht erschlossen. Ich wusste nicht viel und wollte mehr erfahren“, so der 24-Jährige. Also wollte er „der Stadt eine Chance geben, dass ich mehr über sie erfahre“, wie er formuliert, und belegte den Gästeführer-Kurs – erst für die Buga. Etwa 50 Touren begleitete er da, „und das hat so Spaß gemacht, dass ich nun weiter mache“.

„Es ist toll, wenn es den Leuten gefällt“

Sogar von Graben-Neudorf kommt Peter Frittmann, um Stadtführungen zu machen. Schließlich hat er Mannheimer Wurzeln. Sein Vater arbeitete bei der „Schildkröt“ in Neckarau. Er führt in Graben-Neudorf einen Landschaftsbaubetrieb, interessierte sich besonders für die Bundesgartenschau, bot seine Fachkenntnis an und informierte bei 60 Touren durch die Parks. „Das war so wunderbar, die schönste Zeit in meinem Leben“, schwärmt er noch heute: „Ich habe da so tolle Menschen kennengelernt“. Daher entschloss er sich, den Kurs zu belegen und nun auch Stadtführungen zu machen. Er hat sogar all seine Kurs-Kollegen nach Graben-Neudorf eingeladen.

„Wir sind ein ganz toller Kreis, ich habe hier wirklich Freunde gefunden“, erzählt Christiane Säubert von den Schulungen. Sie hatte ebenso schon Führungen bei der Bundesgartenschau gemacht. „Das war so toll“, blickt sie gerne zurück, weshalb sie sich gleich für die Ausbildung zum Stadtführer meldete.

Die sei „spannend, aber anspruchsvoll“ gewesen: „Ich habe aber auch mal wieder gesehen, wie vielfältig unsere Stadt ist“, so die Feudenheimer Bezirksbeirätin. Sie will die Chance nutzen, Führungen zu bestimmten Themen anzubieten, etwa zu den Frauen, welche die Mannheimer Stadtgeschichte prägten. Ihre ersten Einsätze als Stadtführerin hat sie sogar schon hinter sich. „Es hat richtig Spaß gemacht, und es ist schon toll, wenn man dann zurückgespiegelt bekommt, dass es den Leuten auch gefällt“, so Säubert.

Redaktion Chefreporter

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