Mannheim. Kluge Gedanken schreiben Peter Kurz (SPD) viele zu. Doch in seiner Rede beim Abschiedsabend am Donnerstag im Rosengarten scherzt der scheidende Oberbürgermeister zudem nicht nur, sondern findet auch einige emotionale Sätze, die man eher selten von ihm hört. Der „MM“ fasst seine Abschiedsworte zusammen. Peter Kurz über …
… seine Familie:
Ihr schenkt Kurz die emotionalsten Worte: „Der größte Dank gilt dir, Dani, meiner Frau“, sagt er direkt an seine Partnerin Daniela Franz gerichtet. Sie habe ihm nicht nur all die Jahre den Rücken freigehalten, sondern sei ebenso wie er das Gesicht der Stadt gewesen. „Für diese Botschafter-Rolle habe nicht nur ich dir zu danken, sondern auch der Oberbürgermeister“, sagt Kurz. „Dass ich über die Jahre doch beides auseinanderhalten konnte - auch das habe ich dir zu verdanken.“ Er dankt auch seiner vor fünf Jahren verstorbenen Mutter, seinen Schwiegereltern und seinen Kindern David und Hannah. Sie alle hätten manche Belastung mitgetragen. „Dass meine Frau und ich heute nicht als stolze Eltern bei der Diplomfeier unseres Sohnes sein können und er nicht hier sein kann, bringt zum Ende noch einmal zum Ausdruck, dass eine Familie insgesamt sehr gefordert ist“, resümiert Kurz.
… seine Bilanz als OB:
„Nicht alles ist gelungen, aber unter dem Strich mehr als ich mir zu Beginn hätte vorstellen können.“ Und so spricht Kurz anschließend ausschließlich über Erfolge. Seit seinem Amtsantritt 2007 ist Mannheim internationaler und sichtbarer geworden - „ein erreichtes Ziel“, sagt er. Verwaltungsumbau und Konversion: Große Ideen wie diese sieht Kurz realisiert. Auch im Kultur-Bereich: „Dass wesentliche Orte wie die Kunsthalle und das Nationaltheater neu geschaffen und bewahrt werden können, ohne die Stadt zu überfordern, macht mich froh“, erklärt er. Apropos Finanzen: Sein Ziel, das Vermögen der Stadt zu mehren, sieht Kurz ebenfalls erreicht: „Das bildet sich nach 16 Jahren sehr deutlich in der Bilanz der Stadt ab.“ Besonders hebt er die Unternehmensbeteiligungen der Stadt hervor. „Bemerkenswert“ sei die Entwicklung bei der MVV, der GBG und der Sparkasse gelungen.
… seine eigene Zukunft:
Die Zukunft ist „offen“, sagt Peter Kurz gleich zu Beginn seiner Rede. Eine besondere Schwere wolle er dieser Aussage jedoch keine beimessen. „Ich bin dann mal weg …“ betitelt er seine Ansprache. Das sei allerdings keine Ankündigung, dass er jetzt auf dem Jakobsweg pilgere und darüber ein Buch schreibe, spielt Kurz auf den gleichnamigen Bestseller von Hape Kerkeling an. Vielmehr wolle er demnächst etwas zeitlichen und räumlichen Abstand zum Amt und Mannheim gewinnen. Aber dieses „Ich bin dann mal weg …“, führt Kurz weiter aus, heiße auch, „mit einer Rückkehr ist zu rechnen. Und ich hoffe, dass darin niemand eine Drohung sieht.“
… das Klinikum:
Kurz spricht von einem „fachlich gestärkten Universitätsklinikum“. Dass die Stadt es über einen Verbund mit Heidelberg in die Verantwortung des Landes geben will, habe allerdings nicht allein etwas mit den finanziellen Herausforderungen zu tun. Der OB sieht die Stadt nicht mehr als „Best Owner“, also „Bester Eigentümer“, für die Zukunft des Wissenschafts- und Medizinstandorts Mannheim. Im großen „MM“-Interview hatte sein Nachfolger Christian Specht (CDU) zuletzt betont, dass viele künftige Projekte in der Stadt davon abhängen, wie beim Zusammenschluss der beiden Kliniken die Frage gelöst wird, wer die finanziellen Defizite des Mannheimer Uniklinikums trägt.
… Ratschläge:
Hält Kurz für unangemessen. Deswegen richtet er kurz vor dem Ende seiner Rede einen Appell an alle: „Humanität und Respekt - oder anders ausgedrückt: Anstand - sollten die Maßstäbe unserer Beteiligung am öffentlichen Diskurs sein; und wo sie fehlen, sollten wir das thematisieren.“ Eine Verrohung in Debatten treibt den Oberbürgermeister schon länger um. Er sieht darin übrigens kein Phänomen lediglich von Randgruppen in sozialen Medien. Vielmehr geschehe das in der Mitte der Gesellschaft. „Heute ist vieles sagbar, was vor Jahren zurecht unsagbar war“, so der scheidende Oberbürgermeister. Doch allein mit pauschalen Unterstellungen, pauschalen Abwertung von Gruppen oder auch Verachtung gegenüber der Politik könnten Rechtsstaat und Demokratie nicht dauerhaft überleben.
… Mannheim:
Zu seinem Amtsantritt 2007 beschrieb Kurz die Stadt als „kleinste Metropole Deutschlands“. In Mannheims großstädtischem Gepräge, wie er es am Donnerstagabend bezeichnet, sieht er keine Schwäche, sondern eine Stärke der Stadt. Und die wollte er noch weiter stärken, sagt er: „Das haben wir getan.“
… den Deutschen Städtetag:
Nicht ganz ernsthaft scherzt Kurz nach einem Grußwort des Münsteraner Oberbürgermeisters und Präsidenten des Städtetags, Markus Lewe: „Neben allen fachlichen Dimensionen des Austauschs und der Interessenvertretung hat der Städtetag eine nicht unwichtige Funktion als Selbsthilfegruppe für Oberbürgermeister.“
… Christian Specht:
Seinem Nachfolger wünscht Kurz Kraft, Glück und Erfolg als Mannheimer Oberbürgermeister. Gleichzeitig entschuldigt er sich für die Terminwahl des Abschiedsabends im Rosengarten. Die habe nämlich „alle möglichen Fragen berücksichtigt, nicht aber seinen Geburtstag“. Specht wurde am Donnerstag 57 Jahre alt.
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