Neckar

Das Mannheimer Museumsschiff ist zurück - wie es jetzt weitergeht

Dreieinhalb Monate lag der historische Schaufelraddampfer Mainz auf der Kölner Werft. Per Koppelverband mit einem Kohlefrachter kam er zurück nach Mannheim. Was jetzt die Mitglieder vom Verein Museumsschiff vorhaben

Von 
Peter W. Ragge
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Das Arbeitsschiff „Biber“ (Mitte) und die „Rheinau“ (ganz rechts) von der Hafengesellschaft bugsieren den historischen Raddampfer zurück ans Mannheimer Neckar-Ufer. © Thomas Tröster

Mannheim. Es gibt Menschen, die können es gar nicht abwarten. Denn kaum liegt das Museumsschiff wieder am Neckarufer, will ein Ehepaar schon an Bord und es besichtigen – dabei wird es in dem Moment gerade erst neu verankert. Aber nach dreieinhalb Monaten auf der Werft in Köln ist der historische Raddampfer nun wieder in Mannheim angekommen.

„Es ist gut gelaufen, alles prima“, bilanziert Manfred Bauer die Fahrt. Der pensionierte Schiffsführer war an Bord des Museumsschiffs, als es vom Koppelverband aus dem niederländischen Frachtschiff Oval und seinem Schubleichter Adelaide von Köln aus den Rhein hinauf geschleppt wurde. Trotz Überbreite sei die Fahrt auch durch die Engstellen im Mittelrheingebirge problemlos gelaufen. Für ihn sei es „ein tolles Gefühl gewesen, wenn man ganz allein auf dem Schiff ist“, sagt er lachend.

Mit Kohle und Dampfer den Rhein hoch

Der Koppelverband hatte zunächst in Amsterdam 2000 Tonnen Kohle für das Großkraftwerk (GKM) geladen und dann an der Werft in Köln den Raddampfer längsseits genommen. Gerne habe das GKM aufgrund seiner Lage am Rhein, seiner besonderen Beziehung zur Binnenschifffahrt und der über 100-jährigen Verbundenheit zur Stadt Mannheim dem Verein geholfen, den Raddampfer wieder nach Mannheim zu bringen. „Es war uns ein Anliegen, einen Beitrag zur Erhaltung eines wichtigen Stücks Mannheimer Geschichte zu leisten,“ begründet dies ein GKM-Sprecher.

Der Aufgang zum Oberdeck, wo das alte Steuerrad hängt. © Pressefotoagentur Thomas Tröste

Dafür ist Rolf Götz, Vorsitzender des Vereins Museumsschiff, ebenso dankbar wie für die Unterstützung der Staatlichen Rhein-Neckar-Hafengesellschaft. Die hilft mit zwei Arbeitsbooten, den Raddampfer dann an das Ufer zu bugsieren und richtig in Position zu bringen. „Die haben uns wirklich mustergültig und riesig geholfen“, freut sich Götz, während die Mannschaft vom Arbeitsschiff „Biber“ mit den Arbeitern der Werft anpackt, den mit über 83 Metern größten historischen Raddampfer Deutschlands im Neckar unterhalb der Kurpfalzbrücke fest zu vertäuen.

Kamin gereinigt und aufgearbeitet 

Dazu steht auch ein riesiger mobiler Faltkran am Ufer. Er hebt erst die schweren Ketten, an denen das Museumsschiff verankert ist, an und hievt dann noch den Kamin wieder an die richtige Position an Deck. Das eineinhalb Tonnen schwere Stahlteil wäre mit seinen 4,50 Metern nicht nur zu hoch gewesen, um unter allen Brücken von und nach Köln hindurchzufahren.

Der Kamin ist auch von Jürgen Heck, seit über 40 Jahren Mitarbeiter der Firma Pressluft Götz, mit seinem Kollegen Thomas Schilling in mehrtägiger Arbeit gereinigt, abgeschliffen und schön neu lackiert worden. Nun bringt ihn Alexandra Götz per Kleinlaster ans Ufer, damit der Kran den Schornstein anheben und er wieder montiert werden kann.

Sieht es nicht schmuck aus, es ist doch wieder toll geworden. Zwischendurch habe ich selbst nicht mehr geglaubt, dass es klappt
Rolf Götz Vorsitzender des Vereins Museumsschiff

Derweil steht Rolf Götz zufrieden und stolz am Ufer. „Sieht es nicht schmuck aus, es ist doch wieder toll geworden“, freut sich der mit dem Bloomaulorden geehrte Unternehmer. „Zwischendurch habe ich selbst nicht mehr geglaubt, dass es klappt“, seufzt er. Viele Jahre hat er als Vorsitzender vom Verein Museumsschiff dafür gekämpft, das einst größte Exponat vom Technoseum vor der Verschrottung zu retten, es übernehmen und weiterbetreiben zu dürfen. Nun freut er sich, dass die rund 450 000 Euro teure Sanierung auf der Kölner Werft gelungen ist.

Der mit Muscheln bedeckte Rumpf ist gereinigt, abgestrahlt und frisch gestrichen worden. „Keinen Millimeter“ sei der Stahlrumpf in all den Jahren der Liegezeit seit 1986 schwächer geworden, habe die Untersuchung ergeben. Und das ganze Deck sieht wieder schön aus. Ganz in weiß ist es gestrichen, mit einigen grünen Akzenten und einem schmalen gelben Streifen.

Viele Jahre als Ausflugsdampfer unterwegs

„Mannheim“ steht wieder groß am Radkasten des Schaufelraddampfers, während das Signet des Technoseums verschwunden ist. Was noch fehlt, sind die beiden Schilder mit dem Wappen von Mainz, die bisher am Bug waren – denn „Mainz“ hieß der Dampfer ja als Ausflugsschiff, als er 1929 bis 1980 für die Köln-Düsseldorfer Rheindampfschifffahrt fuhr.

Auf dem Schiff wurde auch eine neue Brandmeldeanlage installiert, und in den nächsten Tagen stellt die MVV Energie AG den Strom- und Fernwärmeanschluss wieder her. Im Innern des Schiffs werde es keine ganz große Renovierung geben. „Es ist eine Antiquität, und das soll man weiter sehen“, sagt Rolf Götz.

Das Restaurant ist noch eingerichtet – was fehlt, ist ein Betreiber. © Pressefotoagentur Thomas Tröste

„Schon bald“, so verspricht Sabine Pich, Vorstandsmitglied des Vereins, sollen wieder Führungen angeboten werden. „Wir zeigen Deck, Steuerhaus, Maschinenraum und den Alltag auf dem früheren Ausflugsschiff auf dem Rhein“, erklärt sie. Nacheinander werde dann eine Ausstellung aufgebaut, die etwa die Rheinschifffahrt, die Bedeutung der „Mannheimer Akte“ von 1868 (welche die Freiheit der Schifffahrt garantiert), Tauchwesen und die Arbeit der Schifferseelsorge zeigen. „Aber das dauert noch, wir sind ein kleiner Verein und machen das alles ehrenamtlich“, betont Pich, die die ganze inhaltliche Arbeit leistet.

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Erst im Frühjahr ist daher ein großes Einweihungsfest geplant, erklärt Götz. Noch werde ein Gastronom gesucht, der das Restaurant auf dem Schiff betreiben will. Man wolle den Raddampfer wieder zur „schwimmenden Plattform für Kultur und Events machen“, plant Götz. Gedacht sei an Hochzeiten oder kleine Konzerte auf dem Achterdeck, „aber keine lauten Partys“, stellt er klar. Und einen Kiosk solle es geben, „dass der Vater oder Opa, der mit Kind oder Enkel kommt, eine heiße Wurst und ein Eis kaufen kann, denn so etwas wollen die Leute“, so Götz.

Redaktion Chefreporter

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