Mannheim. Irgendwann am Freitagnachmittag wird es sein – so genau weiß man das bei einer so langen, so komplizierten Fahrt gegen die Strömung auf dem Rhein nicht. Dann kommt das Museumsschiff nach Mannheim zurück. Dabei hilft das Großkraftwerk (GKM). Die Reederei, die das GKM mit Kohle beliefert, wird den alten Raddampfer bei einem ihrer Frachtschiffe längsseits nehmen und mit ihm als Koppelverband fahren.
Das sei „eine wertvolle Unterstützung“, sagt Rolf Götz dankbar. Der mit dem Bloomaulorden geehrte Unternehmer ist Vorsitzender des Vereins Museumsschiff Mannheim, der jetzt auf Anfrage den erfolgreichen Abschluss der Sanierungsarbeiten des historischen Dampfers bei einer Kölner Werft bestätigt.
Raddampfer „Mainz“
- Der Raddampfer „Mainz“ war 1929 auf der Mainzer Werft Christoph Ruthof vom Stapel gelaufen. Er ist mit über 83 Metern der größte historische Raddampfer Deutschlands und verfügt als einziger Personenraddampfer auf dem Rhein bis heute über funktionsfähige Kessel und Maschine.
- Bis zum Zweiten Weltkrieg fuhr er im Auftrag der Köln-Düsseldorfer Rheindampfschifffahrt und überstand unbeschadet Fliegerangriffe. 1956 kollidierte er am Deutschen Eck bei Koblenz mit einem Motorschiff und sank, wurde aber gehoben und modernisiert.
- Nach der letzten fahrplanmäßigen Fahrt 1980 schenkte die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrts AG der Mannheimer Gesellschaft zur Förderung des Deutschen Rheinschifffahrtsmuseums das Schiff. Sie sanierte es und schenkte es dem Technoseum.
- 1986 wurde es als Museumsschiff „Mannheim“ in Betrieb genommen. Jährlich kamen rund 9000 Besucher, aber seit 1. Dezember 2018 ist es geschlossen gewesen. Im April diesen Jahres wurde es vom Technoseum wieder dem Verein übereignet.
Nach langer Diskussion hatte der Stiftungsrat des Technoseums Ende März entschieden, sein größtes Exponat an den Verein abzugeben. Bis das notariell beurkundet und alles vorbereitet war, vergingen noch einige Monate. Im Juli hatte dann das Tankmotorschiff „Eventus“ im Auftrag der Reederei Stetra das Mannheimer Museumsschiff längsseits gekoppelt und den Rhein hinauf zur Werft nach Köln-Deutz geschleppt. Schon die Fahrt zu Tal dauerte einen Tag und eine Nacht – wegen der Überbreite des Verbands. Götz rechnet daher damit, dass die Tour zu Berg noch länger dauern wird, ehe die Mannheimer wieder den vertrauten Anblick haben und das Museumsschiff am Neckarufer bei der Kurpfalzbrücke sehen können.
Gereinigt und gestrichen
„Es ist fachgerecht instandgesetzt“, betont Götz, und zwar auf der Werft, auf der auch das 1913 gebaute Schwesterschiff „Goethe“, das die Köln-Düsseldorfer von April bis Oktober noch zwischen Koblenz und Rüdesheim einsetzt, sanierte.
Zunächst habe die Prüfung durch die Schiffsuntersuchungskommission (SUK) – also des Schiffs-TÜV – ergeben, dass der Rumpf in Ordnung, der Stahl noch stabil und dick genug ist. Dann sei der Rumpf, wo nötig, repariert, zur Reinigung komplett abgestrahlt und unter der Wasserlinie gestrichen worden. Die gesamte Außenhaut des Schiffs sei „komplett von Rost befreit, zweimal abgeschliffen und zweimal komplett gestrichen worden“, berichtet Götz. „Wie ein weißer Schwan“ komme der Raddampfer zurück nach Mannheim, verspricht er.
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Kleinere Schäden am Aufbau seien repariert, einige Undichtigkeiten an Deck, insbesondere im Bereich des Restaurants, beseitigt worden. Die Opferanoden – Elektroden, die Korrosion aller Metallteile im Wasser wie Schiffspropellern oder Ruder verhindern – seien erneuert, einige defekte Fenster ebenso ausgetauscht worden wie Schaufelteile der großen Schaufelräder. Das Museumsschiff steht jetzt wieder „richtig gut da“, freut Götz sich.
Bald wieder Führungen
Das Geld „hat gereicht“, so Götz, der davon ausgeht, dass die Rechnung der Werft bei über 400 000 Euro liegen wird. „Das zeigt, dass frühere Angaben vom Technoseum völlig unrealistisch waren“, ärgert er sich noch heute, dass das Landesmuseum einst argumentiert hat, die Sanierung würde mehrere Millionen Euro kosten. Das sei „Unsinn gewesen, wie wir jetzt bewiesen haben“, betont der Vorsitzende. „Wir haben es geschafft, das Schiff richtig zu sanieren – trotz vier Jahre langer Widerstände und vieler unwahrer Behauptungen – und haben uns durchgebissen“, bekräftigt er. Dabei hätten ihm natürlich seine Verbindungen und sein Fachwissen sowie das seiner Vereinskameraden aus der Schifffahrt geholfen, sagt er.
Die Stadt hatte eine finanzielle Beteiligung an der Wiederinbetriebnahme von 100 000 Euro sowie für den Unterhalt einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 30 000 Euro beschlossen. Das Technoseum sagte 250 000 Euro aus seinen Rücklagen für die Sanierung zu, das Land 50 000 Euro und der Bund aus dem Topf der Kulturstaatsministerin weitere 300 000 Euro. Diese Beträge stehen bereits seit 2020 fest.
„Schon bald“, nämlich noch dieses Jahr, will das ehrenamtliche Team des Vereins laut Götz wieder Führungen anbieten. In dem Verein engagieren sich mehrere Schifffahrtsexperten, pensionierte Mitarbeiter vom Technoseum und frühere ehrenamtliche Aktive des Museumsschiffs. Allerdings werde es bis zum Frühjahr dauern, bis eine Ausstellung zur Geschichte des Raddampfers und der Rheinschifffahrt aufgebaut und bis die früher auf dem Museumsschiff gezeigten historischen Schiffsmodelle vom Technoseum zurückgeholt und neu arrangiert werden können. Auch eine Gastronomie soll es wieder auf dem Raddampfer geben. „Da sind wir in Gesprächen“, so Götz.
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