Stadtfest

Das erste Mannheimer Stadtfest - Die Planung lief in ihrem Wohnzimmer

Von 
Peter W. Ragge
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Stadtfest-Helferin der ersten Stunde: Christiane Forelle. © Markus Prosswitz / Photo-Prßwit

Mannheim. Sie hat bisher bei keinem Stadtfest gefehlt, zuletzt stand sie meist am Sektstand oder dem Ausschank von Aperol Spritz beim Feuerio: Christiane Forelle ist eine Stadtfest-Mitarbeiterin der ersten Stunde. Nun findet die Großveranstaltung zum 30. Mal statt (2020 und 2021 fiel sie aus), und Forelle erinnert sich gerne an die Anfänge, als sie als Vizepräsidentin der Karnevalskommission 1991 mit Hanko Pfeiffer vom Schaustellerverband das erste Stadtfest organisierte.

Der Anlass war eigentlich traurig. Geschockt vom zweiten Golfkrieg, hatten die Fasnachter 1991 ihre Kampagne abgesagt. Auch einen Fasnachtsmarkt gab es nicht. Doch obgleich manche Büttenredner und Bands sich solidarisch zeigten und auf die Gagen verzichteten, so blieben die Vereine doch auf vielen Kosten sitzen und es fehlten ihnen zudem Einnahmen, um das ganze Jahr ihre Jugendarbeit, zu finanzieren. Schausteller beklagten ebenso mangelnden Umsatz.

Das Stadtfest als Ersatzveranstaltung

Der damalige Oberbürgermeister Gerhard Widder ebnete dann den Weg, eine Ersatzveranstaltung ins Leben zu rufen: das Stadtfest. Als Termin wurde das letzte Mai-Wochenende ausgesucht, weil da am Hauptbahnhof offiziell das ICE-Zeitalter begann. Zudem standen vom Maimarkt noch die Werbetafeln, die dafür nun genutzt wurden.

Beim damaligen Bürgermeister Eckhard Südmersen im Rathaus liefen alle Fäden zusammen. Bernhard Kaiser, einst Präsident der Karnevalskommission, rührte nicht nur eifrig die Werbetrommel, sondern nutzte auch seine zahlreichen guten Kontakte fürs Programm. Schließlich war die Zeit knapp. Erst Mitte/Ende März fiel die endgültige Entscheidung. „Die Vereine und Schausteller waren darüber froh und dankbar. Es gab ein harmonisches Miteinander, man hat sich gegenseitig geholfen“, erinnert sich Forelle.

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Planung im Wohnzimmer

13 Karnevalsvereine und 25 Schausteller machten im ersten Jahr mit, so ihre Erinnerung. „Von der Stadt habe ich mir einen Plan der Planken besorgt. So lagen rund sechs Meter Papier vom Wasserturm bis zum Paradeplatz bei uns im Wohnzimmer, und dann haben wir die Stände eingeteilt“, erzählt sie. Am Karfreitag sei sie „bei eisiger Kälte“ mit ihrem Mann Wolfgang und Hanko Pfeiffer am Wasserturm gewesen, um die Standplätze zu vermessen.
Manches, was sich bereits im ersten Jahr bewährte, gibt es bis heute – etwa die exklusiv bei den „Löwenjägern“ angebotenen Spargel. Auch der Feuerio, heute verantwortlich für eine der fünf Bühnen mit Musikprogramm, legte sich da schon mehr ins Zeug als andere, baute eine Bühne und einen schmucken Biergarten auf – und erhielt den ersten Platz bei der Prämierung der Stände, die es damals gab.

„Drei Tage lang volle Planken“ titelte der „Mannheimer Morgen“ nach der Premiere von dem „Superfest“. Das dreitägige Spektakel sei „ein voller Erfolg“, und „Die Veranstaltung schreit nach Wiederholung“, so der „MM“. Es gab aber auch Schattenseiten: Dass die Breite Straße bis zum Marktplatz einbezogen war, bewährte sich überhaupt nicht – alles konzentrierte sich auf die Planken, und so ist es bis heute geblieben.

Zweimal noch zeichneten Fasnachter und Schausteller für das Riesenfest verantwortlich – dann war klar, „dass das ehrenamtlich mit wenigen Leuten nicht zu stemmen ist“, so Forelle: „Die Erwartungen stiegen, die Auflagen ebenso. Ein breiteres Angebot musste her – und das geht nicht ohne Sponsoren“, blickt sie zurück. Zudem seien die kleineren Karnevalsvereine ausgeschert, hätten sich lieber auf Feste in ihren Vororten konzentriert.

So sind heute aus den Anfängen nur noch Feuerio, „Löwenjäger“ und „Fröhlich Pfalz“ groß dabei. 1993 übernahm die Eichbaum-Brauerei die Organisation, 2009 war Coca-Cola Ausrichter und danach übertrug die Stadt die Veranstaltung an ihre Tochtergesellschaft Events und Promotion Mannheim.
 

Redaktion Chefreporter

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