Soziales

Darum verzögert sich der Mannheimer Drogenkonsumraum

Karlsruhe machte den Anfang, Freiburg zog nach. Und auch in Mannheim ist weitgehend unumstritten, dass es einen Drogenkonsumraum braucht. Auf dem Weg dorthin gibt es aber Verzögerungen

Von 
Bertram Bähr
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Im Februar öffnete als zweiter in Baden-Württemberg der Drogenkonsumraum in Freiburg. Vorreiter im Land ist Karlsruhe. © dpa

Mannheim. Schon vor mehr als 20 Jahren setzte sich der damalige Oberbürgermeister Gerhard Widder für einen Drogenkonsumraum ein. Die Diskussion verlief im Sande. In Mannheim war man sich zwar einig und wollte eine solche „Fixerstube“ einführen – doch das Land stellte sich quer. Längst stehen aber die gesetzlichen Voraussetzungen, und so nahmen die Bemühungen um die Schaffung einer solchen Anlaufstelle vor gut sechs Jahren wieder an Fahrt auf. Sie mündeten am 25. Juli 2023 in einen eindeutigen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats.

Verwaltung favorisiert Gebäude in K 3 als Standort

Weitgehend unumstritten war seinerzeit, dass ein Drogenkonsumraum „als Überlebenshilfe und niedrigschwelliger Zugang zum weiteren Suchthilfe- und Gesundheitssystem für schwerstabhängige Menschen“ geschaffen werden soll. Es gibt auch bereits einen favorisierten Standort – in K 3. Als ersten Schritt beschloss der Gemeinderat vor einem Jahr die Durchführung einer Machbarkeitsstudie.

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Noch im November 2023 war die Verwaltung davon ausgegangen, dass diese Machbarkeitsstudie vor den Sommerferien vorliegen würde – und eine Gesamtkonzeption beschlossen werden könnte. Aber dieser Zeitplan lässt sich nicht einhalten, wie Peter Schäfer, der Leiter des Jugend- und Gesundheitsamts, jetzt dem Jugendhilfeausschuss mitteilte.

„Nachdem die Sozialverträglichkeitsanalyse auf Basis zweier Workshops Ende 2023 mit K 3 als konkretem Standort abgeschlossen werden konnte, konnte das Planungsbüro aus Stuttgart nicht, wie ursprünglich vorgesehen, im Januar, sondern erst im April seitens des Fachbereichs Immobilienmanagement mit der baufachlichen Machbarkeitsstudie beauftragt werden“, erklärte Schäfer. Mit einem Ergebnis sei jetzt „im Laufe des Sommers“ zu rechnen.

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Das heißt: Erst im Herbst ist mit konkreten Beschlüssen zu rechnen – und zwar nicht vor Oktober, „gegebenenfalls auch erst im November“, so der Chef des Gesundheitsamts. Zum aktuellen Zeitpunkt lasse sich außerdem noch nicht belastbar sagen, was der Konsumraum kosten würde. Die finanzielle Größenordnung lasse sich „erst nach Vorliegen eines tragfähigen Konzeptes auf Basis der Erkenntnisse der baufachlichen Machbarkeitsstudie“ abschätzen. Die investiven Kosten seien „auch abhängig von den finalen räumlichen Gegebenheiten und den vertraglichen Abstimmungen mit dem Eigentümer hierzu“. Aktuell prüfe der Fachbereich Immobilienmanagement die Variante Erbpacht mit Kaufoption.

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Was das Personal angeht: „Eine erste fachliche Einschätzung“ ist laut Peter Schäfer, „dass drei Vollzeitstellen hauptamtlich für den späteren Betrieb angenommen werden müssen“. Hinzu kämen voraussichtlich zwei Vollzeitstellen für Hilfskräfte und die Sachkosten. Für den laufenden Betrieb rechnet Schäfer alles in allem mit 800 000 Euro pro Jahr. Allerdings hoffe die Stadt auf eine Landesförderung.

Der Zeitverzug bedeute dann wohl auch, dass entsprechende Mittel bei den diesjährigen Haushaltsberatungen nicht eingeplant werden könnten, meinte Stefanie Heß (Grüne). So weit wollte Bürgermeister Dirk Grunert zwar nicht gehen. Aber „im Moment ist noch überhaupt nicht überschaubar, ob wir generell etwas Neues in den Haushalt aufnehmen können“. Man müsse „im Herbst schauen, wie es weitergeht“.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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